Die Aktion Schmerz60+ zielt darauf ab, so Beiratsmitglied Prof. Dr. Roland Hardt, Mainz, auf einem Pressegespräch der Mundipharma GmbH in München, dass Ärzte und Patienten auf die Problematik von Arzneimittel-Wechselwirkungen aufmerksam gemacht werden.
Immerhin sind in Deutschland derzeit über 20 Millionen Menschen 60 Jahre und älter. Von ihnen leiden 60 bis 80% an chronischen Schmerzen, die ihr Alltagsleben beeinträchtigen. Häufigste Ursache: Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates (Rheuma, Osteoporose, Altersschwäche). Hinzu kommen entzündliche und neuropathische Erkrankungen sowie Veränderungen an Muskeln und Sehnen.
„Oft ist die Schmerzdiagnose deshalb erschwert, weil die Patienten darüber nicht reden wollen; sie meinen, Schmerzen gehörten zum Alter dazu“, sagte Hardt.Außerdem ist für diese „Generation 60+“ typisch, dass sie meist ganz viele Medikamente schlucken müssen, sie haben eben viele Krankheiten! Und würden sie sonst so „gesund“ alt werden? Oft sind im Durchschnitt etwa sieben verschiedene Medikamente notwendig, die über den Tag eingenommen werden sollen. Dann ein Problem, das mehr Angehörige betrifft: Demente Patienten können sich nicht mehr äußern oder aber werden plötzlich zunehmend aggressiv. Oder sie nehmen ihre Tabletten gar nicht – das schlimmste Problem unserer heutigen Zeit und eben nicht nur für Demente!
Einweiterer Knackpunkt: In unserer Leber arbeiten verschiedene Enzymsysteme daran, die Medikamente abzubauen, damit sie auch wirken können. Werden aber viele Medikamente gleichzeitig gegeben, kann es auch gefährlich werden – bestes Beispiel: das gleiche Enzymsystem Cytochrom P450 (CYP 450) wird so stark belastet, dass es mit zunehmender Anzahl an Wirkstoffen schließlich zum Stau kommt oder aber gefährliche Wechselwirkungen entstehen können: die Medikamente wirken gar nicht mehr, stärker oder schwächer. So berichtete Dr. Uwe Junker, Remscheid, dass das oft verwendete und frei verkäufliche Johanniskraut (im Aldi) die Isoenzyme CYP 3A und CYP2C19 belege und damit die Wirkung von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR = Aspirin oder Ibuprofen beispielsweise) abschwäche. Schmerzen werden nun nicht mehr ausreichend gelindert.
Dr. Thomas Nolte, Wiesbaden, berichtete von Ergebnissen einer multizentrischen Beobachtungsstudie mit Palladon (Hydromorphon) an 1.895 multimorbiden Patienten: Die Schmerzintensität sank um durchschnittlich 64%. Die Lebensqualität, gemessen an Parametern wie Stimmung, Gehvermögen oder Belastbarkeit, verdoppelte sich. Die Müdigkeit reduzierte sich, unter Übelkeit oder Erbrechen litten nur noch sehr wenige. „Aufgrund der guten Analgesie bei günstigem Nebenwirkungsprofil ist Palladondas Mittel der Wahl bei älteren multimorbiden Schmerzpatienten, betonte der Referent. Der Wirkstoff, Hydromorphon, ist nämlich CYP-neutral also baustellen-neutral, und so interessiert es den Wirkstoff überhaupt nicht, wer sonst noch in der Leber wirken will.