Mobbing , Unzufriedenheit im Job, Angst und Selbstzweifel schlagen nicht nur auf den Magen – sie sind auch eine häufige Ursache von Rückenschmerzen. Denn bei ihrer Entstehung spielt neben organischen Ursachen die Psyche eine wichtige Rolle.
Der Bauarbeiter, der Zementsäcke schleppt, die Sekretärin, die acht Stunden jeden Tag vor dem Computer sitzt, oder die Krankenschwester, die täglich Patienten versorgt – sie alle haben trotz unterschiedlicher Berufe häufig eines gemeinsam: Rückenschmerzen. Lange wurde vermutet, dass altersbedingter Verschleiß und Abnutzungserscheinungen durch körperliche Überbelastung die Beschwerden im Kreuz verursachen. Heute sind sich die Wissenschaftler einig, dass auch psychische Probleme unserem Rücken schaden können. Sie vermuten, dass permanenter emotionaler Stress im beruflichen und privaten Alltag zu einer Verspannung der Muskeln führt und die Schmerzen chronisch werden lässt. So können hohe Arbeitsanforderungen, Zeitdruck, fehlende Unterstützung von Mitarbeitern oder Mobbing einen schmerzenden Rücken verursachen. “Untersuchungen haben gezeigt, dass das Risiko einer Rückenerkrankung um den Faktor sieben erhöht war, wenn Menschen am Arbeitsplatz unzufrieden waren”, sagt Professor Dr. Jan Hildebrandt vom Zentrum für Anästhesiologie der Universität Göttingen.
“Rund 15 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage und etwa 15 bis 20 Prozent aller Frühberentungen sind durch Rückenschmerzen bedingt”, sagt Dr. Franz Hessel, Arzt und Gesundheitswissenschaftler an der Universität Greifswald. Der Gesundheitsreport 2002 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse hat ergeben, dass die Pein im Rückgrat die häufigste Diagnose für Krankschreibungen ihrer Versicherten ist. In Deutschland leidet mehr als ein Drittel aller Menschen unter Rückenschmerzen, rund zehn Prozent der Betroffenen entwickeln chronische Beschwerden. Die Belastungen für die Volkswirtschaft und das Gesundheitssystem sind enorm: Pro Jahr verursachen Rückenschmerzen in Deutschland Ausgaben in Höhe von rund 20 Milliarden Euro. Ein großer Teil davon sind indirekte Kosten, die nicht durch die medizinische Behandlung entstehen, sondern durch Arbeitsunfähigkeit, geminderte Erwerbsfähigkeit und Frühberentung. Und je länger ein Patient krankgeschrieben wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er wieder arbeiten geht. Das zeigen Studien aus Großbritannien: Nach einer Arbeitsunfähigkeit von sechs Monaten liegt die Wahrscheinlichkeit unter 40 Prozent, dass die Betroffenen wieder in ihrem Job arbeiten.
Probleme am Arbeitsplatz können chronische Schmerzen auslösen – chronische Schmerzen wiederum sind häufig die Ursache für Schwierigkeiten im Job. Und gerade in Zeiten, in denen viele Unternehmen Stellen abbauen, verlieren oft diejenigen ihre Arbeit, die häufig krank oder weniger leistungsfähig sind. Um diesen Teufelskreis zu vermeiden, müssen Rückenschmerzen rechtzeitig und konsequent behandelt werden. Dabei ist ein fachübergreifendes Therapiekonzept notwendig. Es muss die körperlichen, psychischen und sozialen Komponenten der Beschwerden berücksichtigen und den Patienten aktiv einbeziehen. So kann zum einen verhindert werden, dass Schmerzen chronifizieren. Zum anderen können Beschwerden, die bereits chronisch sind, adäquat versorgt werden. Für viele Betroffene bedeutet das, arbeitsfähig zu bleiben oder auch nach längerer Krankschreibung wieder zur Arbeit gehen zu können. Über eines sind sich die Experten dabei einig: Wochenlanges Schonen und Entlasten schadet mehr als es nützt. Aktiv zu bleiben oder es frühzeitig wieder zu werden ist daher die Devise. Bei vielen Patienten gelingt das aber erst unter einer medikamentösen Schmerztherapie. Erzielen nicht opioidhaltige Analgetika dabei keine ausreichende Linderung, sollten Ärzte dem WHO-Stufenschema zufolge Opioide verordnen. Denn viele Betroffene können andere Therapiemaßnahmen wie Krankengymnastik erst wahrnehmen, wenn die Schmerzen sie nicht mehr so stark beeinträchtigen. “Patienten mit starken chronischen Rückenschmerzen sollten möglichst frühzeitig mit Opioiden behandelt werden. So kann zum Beispiel auch die Arbeitsfähigkeit nach relativ kurzer Zeit wiederhergestellt werden”, sagt Dr. Jan-Peter Jansen, Schmerzspezialist aus Berlin. Bekommt ein Schmerzpatient Opioide verordnet, heißt das aber nicht automatisch, dass er sie bis ans Lebensende einnehmen muss. “Wir sehen durchaus Fälle, in denen wir die Medikation nach einer gewissen Zeit in der Dosierung reduzieren oder sogar wieder ganz absetzen können”, betont Dr. Reinhard Sittl, Schmerzspezialist an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Wenn in der Langzeittherapie chronischer Schmerzen Opioide zum Einsatz kommen, sollten retardierte Präparate in Form von Tabletten oder Schmerzpflastern verordnet werden. Transdermale Systeme wie das buprenorphinhaltige Matrixpflaster Transtec haben dabei den Vorteil, dass sie dem Patienten die tägliche Tabletteneinnahme nach der Uhr ersparen. Das Buprenorphinpflaster muss nur alle drei Tage gewechselt werden und macht den Patienten unabhängiger. Das ist auch im Job von Vorteil. Darüber hinaus garantiert die neue Matrixtechnologie eine sichere Therapie, denn selbst bei einer Beschädigung des Pflasters kommt es nicht zu einer unkontrollierten Wirkstofffreisetzung. Transtec ist bereits dann für die Behandlung chronischer Schmerzen zugelassen, wenn nicht opioidhaltige Analgetika keine ausreichende Wirkung mehr zeigen. Opioidtypische Nebenwirkungen wie Obstipation treten unter der Behandlung mit dem Matrixpflaster seltener auf als bei der oralen Behandlung mit Opioiden. Seine gute Verträglichkeit haben die vorläufigen Ergebnisse einer einjährigen Anwendungsbeobachtung bestätigt: 84 Prozent der rund 10.900 Patienten, die mit dem Buprenorphinpflaster behandelt und deren Daten bisher ausgewertet wurden, hatten keine unerwünschten Wirkungen. Die immer noch weit verbreitete Sorge, unter einer Opioidtherapie nicht konzentriert arbeiten zu können, ist Experten zufolge unbegründet. Im Gegenteil: Durch die Schmerzlinderung sind die Betroffenen sogar erst wieder in der Lage, sich voll auf die Arbeit zu konzentrieren und den Anforderungen ihres Berufes gerecht zu werden. Voraussetzung dabei ist, dass die Patienten gut auf ein retardiertes Opioid eingestellt sind und es so anwenden, wie es der Arzt verordnet hat.
Auch immer mehr Arbeitgeber setzen sich heute mit dem Thema “Schmerz und Beruf” auseinander. Viele Firmen sorgen nicht nur für rückenfreundliche Arbeitsplätze, sondern bieten auch Informations- und Trainingsveranstaltungen an.
So können zum Beispiel Auszubildende im Bauhandwerk zum einen lernen, wie sie mit Lasten und Aufgaben an ihrem Arbeitsplatz rückengerecht umgehen. Zum anderen haben sie in einer berufsbezogenen Rückenschule die Möglichkeit, ihre Muskulatur zu trainieren. Andere Unternehmen bieten spezielle Entspannungs- und Bewegungsprogramme an, die helfen, Stress abzubauen und die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen. Zudem werden in vielen Betrieben Möglichkeiten eingerichtet, um sich auszutauschen und Probleme zu besprechen – Konflikte sollen so gar nicht erst entstehen.