Umfragen zufolge ist vermehrter Haarausfall bei jüngeren Frauen nicht auf den Einzelfall beschränkt. Im Gegenteil scheint dieses Phänomen beinahe epidemieartige Ausmaße angenommen zu haben. Jede dritte Frau im fortpflanzungsfähigen Alter (Prämenopause) klagt über vermehrten Haarausfall. Betroffen sind längst nicht mehr nur Patientinnen mit Protein-Mangelernährung, Hungerzuständen oder Essstörungen. Gesunde junge Frauen scheinen vermehrt Federn zu lassen.
Die möglichen Ursachen für vermehrten Haarausfall sind vielfältig, eher spärlich dagegen sind die Möglichkeiten einer wirksamen Therapie. Neben medikamentöser Behandlung diskutiert die Wissenschaft auch den Einfluss von Ernährungsfaktoren bzw. die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln. Bei zwei Ernährungsfaktoren wird derzeit ein Zusammenhang zwischen Ernährungsstatus und Haarausfall ernsthaft erwogen: Eisen und die essentielle Aminosäure Lysin.
Das Wissen um den Zusammenhang von Eisenmangel und Haarausfall ist alt. Vor 40 Jahren bereits hatten Forscher Hinweise darauf gefunden. Um Aussagen über den Eisenstatus der Patientin zu machen, wird im Labor der so genannte Serum-Ferritinspiegel gemessen. In einer Untersuchung mit 200 gesunden Frauen mit anhaltendem Haarausfall war dieser Parameter der am häufigsten veränderte Faktor. 65 % der Frauen hatten niedrige Serum-Ferritinwerte unter 40 µg/l. Der Normalwert liegt bei 40 bis 400 µg/l. In einer Behandlung des Haarausfalls sollte ein Wert oberhalb von 70 µg/l angestrebt werden, meinen britische Wissenschaftler der Universität Portsmouth. Bei Frauen während der Regelblutung sei vermutlich eine tägliche Eisenaufnahme zwischen 24 und 48 Milligramm nötig, bei Frauen nach den Wechseljahren könnten die Werte niedriger liegen. Doch dazu gibt es erst wenig verlässliche Daten. Eine Studie weist darauf hin, dass die Kombination mit der Aminosäure L-Lysin bei einer Eisentherapie Sinn machen kann. Verglichen mit den Ausgangswerten ließ der Haarausfall durch die Kombi-Therapie um 39 % nach, die Ferritinspiegel im Blutserum stiegen von 33 ng/l auf 89 ng/l signifikant an. Vermutlich begünstigt L-Lysin die Eisenaufnahme.
Vor der exzessiven Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln warnen die Forscher aber. So könne etwa Vitamin A sogar einen akuten Haarausfall hervorrufen. L-Lysin kann im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung besonders beim Verzehr von Fleisch, Fisch und Eiern aufgenommen werden. Keine Bedeutung haben entgegen verbreiteter Meinung verminderte Zinkspiegel bei der Entwicklung des verstärkten Haarausfalls.