Man mag es ja kaum glauben, aber es stimmt: Tropfen gegen allergische Beschwerden – einmal am Tag unter die Zunge. Die Möglichkeit dazu besteht zwar schon länger, aber jetzt wird die Behandlung von Allergien gegen Pollen und Hausstaubmilben noch einfacher.
Die Rede ist von der sublingualen Immuntherapie (SLIT). Das Prinzip: Die Substanz, auf die der Patient allergisch reagiert (das Allergen), wird in einer Lösung aufbereitet. Diese Lösung tropft sich der Patienten täglich unter die Zunge, in der Regel über einen Zeitraum von drei Jahren. Dadurch gelingt es in den meisten Fällen , die Funktion des Immunsystems zu normalisieren. Die Körperabwehr toleriert den Allergieauslöser wieder und löst keine Abwehrreaktion mehr aus. Es kommt dann sehr viel weniger oder gar nicht mehr zu den typischen Symptomen wie laufende Nase und juckende Augen.
Den Forschern eines skandinavischen Unternehmens ist es nun gelungen, die SLIT weiter zu verbessern. Aufgrund klinischer Studien konnte die Anfangsphase der Therapie, die so genannte Aufdosierung bis zur Erhaltungsdosis, auf zehn Tage verkürzt werden. Bisher musste die Dosissteigerung über einen Zeitraum von vier Wochen erfolgen. Durch die schneller erreichte Erhaltungsdosis kann auch noch kurzfristig vor Beginn der Pollensaison mit der Behandlung begonnen werden.
Erstmals werden bei dem neuen Allergen-Präparat die täglich einzunehmenden Dosen einzeln steril abgefüllt. Dadurch entfällt das lästige Tropfenzählen und eine Über- oder Unterdosierung ist ausgeschlossen: Auch Kinder kommen gut mit der Behandlung zurecht. Der Geschmack der Allergen-Lösung ist angenehm, denn Konservierungsstoffe müssen nicht mehr zugesetzt werden. Dennoch kann das Präparat bei Raumtemperatur aufbewahrt werden.
Voraussetzung für die SLIT ist in jedem Fall, dass ein auf Allergien spezialisierter Facharzt eindeutig eine allergische Atemwegserkrankung diagnostiziert und feststellt , durch welchen Auslöser sie hervorgerufen wird. Die Allergen-Lösung wird nämlich ganz individuell für jeden einzelnen Patienten hergestellt. Der große Vorteil der SLIT besteht darin, dass der Patient nach der Diagnose die Therapie einfach zuhause durchführen kann. Regelmäßige Arztbesuche sind dann nur noch in größeren Abständen nötig.
Erfolge der SLIT gut belegt Die Wirksamkeit der SLIT wurde mittlerweile in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt. So gaben Heuschnupfenpatienten schon sechs Monate nach Therapiebeginn wesentlich weniger Beschwerden wie Niesreiz und juckende Augen an. Außerdem verbrauchten sie 60 Prozent weniger Medikamente gegen ihre Allergie. Bei Kindern, die wegen einer Hausstaubmilbenallergie unter Asthma litten, sank in einer anderen Studie die Anzahl der Asthmaanfälle nach zwei Jahren SLIT um 60 Prozent. Die Mädchen und Jungen benötigten nur noch ein Drittel der ursprünglichen Menge an Asthmamedikamenten.
Besonders beeindruckend sind die Langzeiterfolge der Therapie. In einer Gruppe von Kindern, die wegen einer Hausstaubmilben-Allergie eine SLIT erhalten hatten, litten vor der Behandlung 89 Prozent an Asthma. Nach vier bis fünf Jahren SLIT waren fast alle Kinder asthmafrei. Der Asthmaschutz durch die SLIT hielt auch zehn Jahre nach Studienbeginn noch an. Im Gegensatz dazu war die Asthmahäufigkeit bei den Kindern, die nur mit Asthmamedikamenten behandelt wurden, unverändert hoch. Weil die SLIT die Funktion des Immunsystems normalisiert, ist sie eine Therapie, die die Allergie tatsächlich ursächlich bessert oder sogar heilt. Andere antiallergische Medikamente wie Antihistaminika lindern dagegen lediglich die Allergie-Symptome.
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