Rund jede 9. Frau erkrankt in Deutschland an einem Mammakarzinom. Zwar sind die Operationstechniken deutlich schonender geworden und rund 75 Prozent der Frauen können inzwischen brusterhaltend operiert werden, wenig aber wird bislang getan, um drohende Komplikationen der Therapie und speziell der Entfernung axillärer Lymphknoten abzuwenden. Andererseits entwickeln rund 30 Prozent der betroffenen Frauen nach der Operation ein behandlungspflichtiges sekundäres Armlymphödem, welches mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität und auch mit einem erheblich erhöhten Risiko für Folgekomplikationen behaftet ist.
Durch frühzeitige Therapiemaßnahmen die Progredienz hemmen Besonders wichtig ist die frühe Diagnose eines sekundären Armlymphödems, da dann die Behandlungschancen am besten sind und die Progredienz gehemmt werden kann, berichtete Dr. Manuel E. Cornely in Neuss. Da sich das Lymphödem aber zunächst unbemerkt entwickelt und zum Teil erst Jahre nach Abschluss der Behandlung auftritt (dann also, wenn die Patientin nicht mehr routinemäßig in der Obhut der Onkologen ist) kommt dem betreuenden Hausarzt wie auch dem Gynäkologen eine besondere Verantwortung bei der Diagnosestellung zu.
Dabei aber geht es nicht allein um das Armlymphödem. Es ist generell nach einer Mammasegmentresektion mit Axilladissektion mit Lymphabflussstörungen zu rechnen. Ein behandlungsbedürftiges sekundäres Armlymphödem bei jeder vierten Frau auf, ein Brustwandödem und ein Mammaödem entwickeln 50 Prozent der Frauen, denn, “die Achselhöhle drainiert keineswegs nur den Arm”.
Bei der Diagnosestellung geht es in erster Linie darum, an eine solche potenzielle Folge der Tumorerkrankung und ihrer Therapie zu denken und darauf zu achten, wobei die Frau bei der klinischen Untersuchung nicht nur von vorne betrachtet werden sollte, sondern auch von der Rückenpartie aus. Dann lässt sich das Ödem oft leichter erkennen.
Die Behandlung besteht in einer komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE), wobei zwei Phasen unterschieden werden und zwar eine erste Phase der Ödemreduktion und eine sich anschließende Erhaltungsphase. In der initialen Phase, die in aller Regel durchaus ambulant erfolgen kann, -ist für ein bis drei Wochen- möglichst täglich eine manuelle Lymphdrainage erforderlich, um den Arm optimal zu entstauen. Ferner muss durch eine lymphologische Kompressionsbandagierung, die ganztägig getragen wird, eine Ödemrückbildung verhindert werden.
In einer zweiten Phase der Konservierung muss dann zum Zeitpunkt der optimalen, möglichst vollständigen Entstauung des Armes durch eine adäquate Kompressionstherapie dafür gesorgt werden, dass die Ödemreduktion erhalten bleibt. Grundlage ist eine adäquate Versorgung mit einem gut angepassten Kompressionstrumpf. Dieser darf nicht zu kurz und nicht zu lang sein, es muss eine Handrückenkompresse integriert werden, um nicht einem Handödem Vorschub zu leisten und es muss die richtige Kompressionsklasse und das richtige Material für die Bestrumpfung1 gewählt werden. Nach Schuchardt ist unbedingt flachgestrickte Nahtware einzusetzen.
Wichtig ist, dass die Kompressionstherapie auch in dieser Erhaltungsphase durch den betreuenden Arzt kontrolliert wird, wobei auch zu prüfen ist, ob die Bestrumpfung optimal angepasst und die richtigen Materialien gewählt wurden. Denn Fehler bei der Anpassung können infolge von Abschnürungen erhebliche Komplikationen zur Folge haben. Nach Schneider ist bei der Betreuung der Patienten besonders während der Entstauungsphase aber noch ein weitere Aspekt zu berücksichtigen. Die Frauen sind in ihrer Bewegungsfähigkeit enorm eingeschränkt und müssen den Arm zudem schonen, um einer Verstärkung des Ödems vorzubeugen. Sie sollten deshalb krank geschrieben werden und es ist zu erwägen, gegebenenfalls auch eine Haushaltshilfe zu beantragen.
z. B. Elvarexvon Jobst ↩