Durchfall, Krämpfe im Bauch und eventuell Gewichtsverlust - und kein Arzt kann wirklich helfen. Denn alle Untersuchungen von Magen und Darm verlaufen unauffällig. Bald hält man sich selbst für einen eingebildeten Kranken. So geht es vielen Patienten. Nicht selten steckt eine Erkrankung des Dünndarms dahinter. Denn: Der größte Teil des Dünndarms lässt sich mit herkömmlichen Methoden nicht immer ausreichend untersuchen. Krankheiten werden deshalb oft nicht erkannt - und auch nicht therapiert. Aber auch für diese häufig verzweifelten Patienten besteht Hoffnung. Kapseln, die eine Videokamera enthalten und geschluckt werden, ermöglichen die Untersuchung des Dünndarms in seinem gesamten Verlauf. Dadurch kann bei mehr Patienten eine eindeutige Diagnose gestellt und eine wirksame Therapie eingeleitet werden.
Tatsachei ist, dass der Dünndarm aus medizinischer Sicht lange Zeit eine Art Niemandsland war. Mithilfe von Endoskopen - dünnen “Schläuchen” mit einer Optik - können Ärzte über Mund, Speiseröhre und Magen maximal den ersten Meter des Dünndarms begutachten. Von der anderen Seite, über After und Dickdarm sind es lediglich einige Zentimeter. Dazwischen klaffte bisher eine “diagnostische Lücke” von immerhin vier Metern Dünndarm. Erkrankungen in diesem Bereich lassen sich mit herkömmlichen Methoden oft nicht erkennen. Das können zum Beispiel Entzündungen oder kleine Geschwüre sein, die sich auf bislang nicht einsehbare Abschnitte des Dünndarms beschränken. Hier stellt die Kapsel- Endoskopie eine Lösung des bisherigen diagnostischen Problems dar. Das Prinzip: Patienten schlucken eine Kapsel, die etwa die Ausmaße einer größeren Medikamentenkapsel hat. Die so genannte M2A-Kapsel (mouth to anus, engl. = vom Mund zum After) hat es in sich. Sie enthält eine winzige Videokamera und übermittelt während ihrer Reise durch den Verdauungskanal per Funk Bilder aus dem Körperinneren nach außen. Dadurch lässt sich der Dünndarm zum ersten Mal direkt und in ganzer Länge untersuchen.
Eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut kann alle Abschnitte des Verdauungskanals befallen. Sie verursacht oft Bauchschmerzen, Durchfälle und teilweise Gewichtsverlust. Wenn sich die Entzündung ausschließlich im Dünndarm befindet, wird sie bisweilen bei der Magen- und Dickdarmspiegelung sowie beim Dünndarmröntgen übersehen. Durch die Kapsel-Endoskopie kann eine bislang im Dünndarm “versteckte” Entzündung nachgewiesen werden.
Unter der Gabe von Medikamenten, die den Entzündungsprozess hemmen, besserten sich bei zehn von zwölf Patienten, bei denen die Kapsel eine unerkannte Entzündung gefunden hatte, die Symptome deutlich. Erst die Kapsel- Endoskopie machte hier also die gezielte Therapie und damit eine Verbesserung der Lebensqualität möglich. Auch Annette ist seit einigen Wochen endlich wieder weitgehend beschwerdefrei, seit bei Ihr die mit der Kapsel-Endoskopie festgestellte Erkrankung erfolgreich behandelt wird. Sie fühlt sich wieder voll leistungsfähig im Beruf und kann auch ihre Freizeit wieder genießen ohne dass Durchfall und Bauchschmerzen den Alltag bestimmen würden.