Schwimmreifen um die Taille, Libidoverlust und gleichzeitig Brustvergrößerung? Wenn Frauen in der Lebensmitte diese Kombination an Beschwerden haben, weiß der Experte Professor Johannes Huber aus Wien, dass Testosteronmangel schuld ist. Das typisches Männlichkeitshormon ist nämlich der Grund für die lästigen Taillenringe, über die so viele Frauen ab 50 klagen. „Die richtige Diagnose zu stellen ist oft reine Detektivarbeit. Ich empfehle meinen Mitarbeitern immer, den Arztkittel aus- und den Kriminalistenrock anzuziehen, wenn Sie Frauen mit Wechseljahresbeschwerden helfen wollen”, erklärt Professor Huber. Das Hormongleichgewicht der Frau sei eben extrem komplex und beschränke sich keineswegs nur auf die weiblichen Sexualhormone. „Östrogen für die Schönheit, Gestagen als Hormon der Weisheit, aber eben auch Testosteron für die Stärke”, klassifizierte der Experte die Funktion der Haupthormone.
Doch nicht immer müssen solche fehlenden Hormone in den Wechseljahren ersetzt werden. Denn nur ein Drittel der Frauen haben überhaupt behandlungsbedürftige Symptome. Bei akuten Beschwerden könne eine Hormonersatztherapie jedoch immer noch am zuverlässigsten Hitzewallungen, Herzklopfen oder Schlaflosigkeit beseitigen - wobei pflanzliche Mittel wie Traubensilberkerze oder Soja für leichtere Fälle durchaus sinnvoll seien.
Konkret ging man am Weltmenopausetag auch auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Hormontherapie ein: „Die einschlägigen Studien haben gezeigt, dass Hormone nicht erst nach dem 60. Lebensjahr und nicht über 10 Jahre genommen werden sollten.” Die Untersuchungen hätten jedocauch bewiesen, dass beispielsweise 45 Brustkrebsfälle pro 10000 Frauen mit Fettleibigkeit, jedoch nur 2 mit einer korrekten Hormonersatztherapie in Zusammenhang stehen.
Neben den Sexualhormonen Östrogen, Gestagen und Testosteron würden auch Wachstumshormone und vor allem das Schilddrüsenhormon das Befinden der Frauen enorm beeinflussen. „Sie haben morgens dicke Finger? Schuld ist möglicherweise Gestagenmangel” diagnostizierte der europaweit anerkannte Hormonexperte aus Wien. Ein Defizit an Wachstumshormonen hingegen könnte dazu führen, dass ehemals kontaktfreudige Frauen nicht mehr unter Menschen gehen wollen. Trockene Haut in Kombination mit Müdigkeit sowie dünner werdenden Augenbrauen und Schamhaaren hingegen deute eher auf eine Störung des Schilddrüsenhormons hin. „Eigentlich gehört die Schilddrüsenunterfunktion der Frau in die Hand des Gynäkologen”, forderte Professor Huber. Auf einen schilddrüsenkranken Mann kämen immerhin sieben bis neun Frauen. Deren klinisch oft nur leichten Hormondefizite würden von Internisten meist nicht ernst genommen. „Dabei müssen solche Befindlichkeitsstörungen keineswegs sein”.
Auch Männer seien im Übrigen nicht vor hormonellen Beeinträchtigungen gefeit. „Einen Piloten, der über Probleme mit der räumlichen Wahrnehmung berichtete, hat mein Kollege erfolgreich mit Androgenen behandelt”, beleuchtete Professor Huber die Vielfalt des Fachgebietes. Leider gebe es viel zu wenige Studien, die das hochkomplexe Zusammenspiel der Hormone wissenschaftlich fundiert abbilden würden, beklagte er.
Als praktischen Tipp empfahlen die Experten zeitweise Hungerperioden bei ausschließlich Wasser und grünem Tee. „Mal abends um 22 Uhr am Kühlschrank vorbei gehen und wirklich 14 Stunden lang nichts essen - das ist immer noch das beste Mittel um die körpereigenen Regenerationsmechanismen anzukurbeln” lautete Professor Hubers Credo. Sein Münsteraner Kollege Kiesel pflichtete ihm bei: „Das schmerzt. Aber nur dann hilft es auch wirklich.”