Diabetes mellitus (lateinisch für „honigsüßer Durchfluss“) ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet ist. Damit der Zucker aus dem Blut in die Zellen eindringen kann, benötigt der Körper Insulin, das Hormon der Bauchspeicheldrüse. Erzeugt der Körper aber wenig oder gar kein Insulin oder reagieren die Drüsen-Zellen nicht ausreichend auf das vorhandene Insulin, entwickelt sich die so genannte Zuckerkrankheit.
Ein manifester Diabetes mellitus liegt vor, wenn die Blutzuckerwerte im Blutplasma bei einem nüchternen Patienten über 126 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) bzw. über 7 Millimol pro Liter (mmol/l) liegen und in einer zweiten Messung bestätigt werden. (Entsprechend 110 mg/dl beziehungsweise 6,1 mmol/l im Vollblut.)
In Deutschland leben heute über sechs bis sieben Millionen Menschen mit Diabetes, Tendenz steigend. Man vermutet aber, dass jeder zweite Betroffene noch nichts von seiner Erkrankung weiß.
Zwei Typen von Diabetes: Grundsätzlich unterscheidet man zwei Typen von Diabetes: Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes.
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung: Der Körper zerstört seine eigenen Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Schädigung erfolgt über einen langen Zeitraum bis schließlich gar kein Insulin mehr produziert wird. In Europa besteht ein Nord-Süd-Gefälle bei der Häufigkeit der Typ-1-Erkrankung: In skandinavischen Ländern tritt z.B. der Typ 1 deutlich öfter auf als in Mittel- und Südeuropa. Die Ursachen für dieses Nord-Süd-Gefälle sind bisher noch nicht genau erforscht.
Überwiegend tritt Typ 1 bereits bei Kindern und Jugendlichen auf. Nur rund fünf bis zehn Prozent aller Diabetes-Patienten sind an Typ 1 erkrankt, wohingegen über 90 Prozent unter Typ-2-Diabetes (im Volksmund „Altersdiabetes“)leiden. Diese Form des Diabetes tritt in den letzten Jahren vermehrt auch bei jüngeren Menschen auf. Im europäischen Vergleich zählt Deutschland zu den Ländern mit den meisten Typ-2-Diabetikern.
Bei Typ-2-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse entweder nicht genug Insulin oder die Wirksamkeit des vorhandenen Insulins ist herab gesetzt, da die Körperzellen zu wenig empfindlich gegenüber Insulin sind (sog. Insulinresistenz).
Bei der Typ-2-Erkrankung liegen die Ursachen neben der genetischen Veranlagung in bestimmten Lebensgewohnheiten:reichliche und/oder falsche Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung.
Erste Symptome einer Typ-2-Erkrankung: Der Krankheitsprozess ist schleichend, zunächst hat man keine konkreten Beschwerden. Oft werden deshalb die typischen Symptome wie Müdigkeit, Sehstörungen, Leistungsabfall,häufiges Wasserlassen und starker Durst als Alterserscheinungen aufgefasst und nicht näher untersucht.
Der unentdeckte Diabetes ist gefährlich, weil er Gefäße, Nerven und Augen sowie die lebenswichtigen Organe Herz und Nieren beschädigt.
Typ-2-Vorbeugung: Typ-2-Diabetes ist eine Wohlstandskrankheit: Entscheidend für eine erfolgreiche Vorbeugung ist deshalb eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung. Wer sein Gewicht reduziert, der kann verhindern, dass sich eine vorhandene Insulinresistenz auf lange Sicht verstärkt.
So kann man mit einer bewussten Lebensweise eine bereits vorhandene Typ-2-Diabetes-Erkrankung sogar so gut in den Griff bekommen, dass man keine Medikamente benötigt. Ziel muss es immer sein, den Blutzuckerspiegel auf dem Niveau eines Nicht-Diabetikers zu halten. Die wichtigsten Therapiebausteine sind Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung und Bewegung.
Blutzucker-Selbstkontrolle: RegelmäßigeSelbstkontrolle ist notwendig, um Schwankungen des Blutzuckerspiegels rechtzeitig zu erkennen. Für viele Menschen bedeutet der Umgang mit der Krankheit zunächst einen tiefen Einschnitt in ihr gewohntes Leben. Doch wer den Zusammenhang zwischen seiner Lebensweise und seinen Blutzuckerwerten erkennt, kann durch eine zielgerichtete Behandlung Wohlbefinden und Lebensqualität steigern. Der Patient kann somit gelassener und bewusster mit dem Diabetes umgehen. Informierte Zucker-Kranke, die ein gutes Diabetes-Management betreiben, haben eine deutlich bessere Prognose. Folgeerkrankungen treten bei ihnen weitaus seltener auf.
Ausblick: Diabetes ist eine Krankheit mit rasant steigender Tendenz. Die Deutsche-Diabetes-Union schätzt, dass bis zum Jahr 2010 zehn Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland leben.
Die Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Fettleibigkeit nimmt stetig zu. Bedingt durch ein verändertes Ernährungs- und Bewegungsverhalten sind heute schon acht Prozent der deutschen Kinder fettsüchtig und 20 Prozent dauerhaft übergewichtig. Dies kann zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus führen.
Die Deutsche-Diabetes-Stiftung zählt inzwischen immer mehr Fälle des Typ-2-Diabetes bei Kindern. Schätzungen der International Diabetes Federation (IDF) gehen davon aus, dass Diabetes ohne verstärkte Aufklärung und Vorbeugung in den nächsten zehn Jahren zur größten Volkskrankheit wird.