Zwölf Prozent der Bevölkerung, darunter mehr Frauen als Männer, leiden an Depressionen, Der Zusammenhang von Psyche und Zähnen wird -leider - fast nie erkannt. Denn die gefürchteten Depressionen können durch eine Fehlstellung des Kiefergelenks hervorgerufen werden, was jedoch nur in den seltensten Fällen als Ursache erkannt wird. „Die psychischen Beeinträchtigungen sind Folgen jahrelanger chronischer Schmerzen”, erläutert Dr. Norbert Schmedtmann, Chefarzt der DentalPark Klinik in Ebstorf bei Lüneburg. „Bei einer Kieferfehlstellung wird die Knorpelscheibe zwischen den Gelenkknochen zusammengedrückt oder sogar perforiert. Im schlimmsten Fall reibt dann Knochen auf Knochen.” Dies könne unterschiedliche Beschwerdesymptome hervorrufen; eines der häufigsten seien Spannungskopfschmerzen im Nackenbereich. Würden diese chronisch, so resultierten daraus in vielen Fällen Gemütsveränderungen bis hin zu Depressionen. „Die Patientinnen sind häufig schon lange in ärztlicher Behandlung und nehmen Psychopharmaka als Dauermedikation ein”, so Dr. Schmedtmann. „Jedoch vermutet fast niemand, dass die Ursache im Kiefergelenk liegen könnte.” Leider würden auch viele Zahnärzte diesen Zusammenhang übersehen, da sie nur die einzelnen Zähne, nicht aber das Gebiss als Ganzes betrachteten. Rund zwölf Prozent der Bevölkerung sind nach Expertenstudien von depressiven Verstimmungen betroffen, die auf unerkannte Kieferfehlstellungen zurückzuführen sind. Der weitaus größte Teil sind Frauen, da deren Kiefergelenk weniger stark ausgebildet ist.
Mit einer so genannten gnathologischen Vermessung kann die Fehlstellung auf den Zehntelmillimeter genau identifiziert und daraufhin eine therapeutische Schiene hergestellt werden. „Damit sind Patienten oft schon innerhalb von einer Woche beschwerdefrei”, berichtet Dr. Schmedtmann, „sowohl was die Schmerzen als auch was die depressiven Symptome angeht.” Kieferfehlstellungen sind fast nie angeboren, sondern bilden sich als Folge von Zahnausfall, fehlerhaften Füllungen oder nicht exakt eingesetztem Zahnersatz heraus. Häufig sind sie mit einem Beckenschiefstand verbunden. Zahnärzte sollten daher immer eng mit Orthopäden oder Krankengymnasten zusammenarbeiten.