Seit Ende der 90er Jahre gibt es vermehrt Studien zur sublingualen Immuntherapie (SLIT), die Allergiker ganz sicher gut kennen. Auch für den Wirkmechanismus der SLIT liegen jetzt erste Konzepte vor. So erläuterte Prof. Dr. med. Dr. es sci. Thomas Bieber, Bonn, dass bei der (erfolgreichen) Anwendung der sublingualen Immuntherapie die Langerhanszellen der Mundschleimhaut wohl eine wichtige Rolle spielen. Diese Immunzellen sind nicht nur wichtig beim Anstoßen der Immunität, sondern auch für die Toleranz gegenüber den aus der Umwelt stammenden Allergenen. Im Rahmen der SLIT bringen diese oralen Langerhanszellen wahrscheinlich nicht nur (indirekt) die TH2-Zellen dazu, vermehrt TH1-zu werden, sondern aktivieren möglicherweise für das neutrale Gleichgewicht bedeutsame T-Zellen. Die oralen Langerhans-Zellen der Mundschleimhaut unterscheiden sich also laut den Forschungsergebnissen der Arbeitsgruppe um Bieber deutlich von den Langerhanszellen der Haut.
Ziel ist es, die spezifische Immuntherapie noch einfacher, sicherer und verträglicher zumachen, erläuterte PD Dr. med. Vera Mahler, Erlangen. Dies wird zum einen durch die Verbesserung der Wirkstoffe, also der Allergene, erreicht. Durch die auch erzielte bessere Verträglichkeit können höhere Dosen in kürzeren Zeitabständen gegeben werden – eine wichtige Voraussetzung für eine Kurzzeit-Immuntherapie, wie sie beispielsweise mit dem SIT-Präparat POLLINEX Quattro von Bencard durchgeführt werden kann. Weiterhin wichtig: Der richtige Trägerstoff, wie zum Beispiel Monophosphoryl-Lipid A (MPL). Mehrals 30.000 Probanden im Alter zwischen ein und 84 Jahren sind bisher damit untersucht worden und durchgängig wurde dabei eine sehr gute TH1-stimulierende Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit nachgewiesen. Das zeigen auch Studien mit dem SIT-Präparat POLLINEX Quattro, mit dem z.B. Graspollenallergiker mit nur vier Injektionen pro Jahr vor dem Pollenflug behandelt wurden. Auch die Kurzzeit-Immuntherapie mit Baumpollen-Allergoiden und MPL erwies sich nach nur vier Injektionen als wirksam und sicher.
Die Kurzzeit-Immuntherapie ist auch für Kinder eine interessante Alternativezur klassischen Immuntherapie, bei der über einen längeren Zeitraum die niedrige Anfangsdosierung bis zur vollen Erhaltungsdosis gesteigert wird. Mit POLLINEX Quattro kann vor Saisonbeginn mit vier Spritzen ein guter Immunschutz fürdie nächste Pollensaison erreicht werden. Bisher lagen aber nur wenige Daten zur Sicherheit dieser Kurzzeittherapie bei Kindern und Jugendlichen vor. So stellte Prof. Dr. med. Stefan Zielen, Frankfurt, jetzt eine retrospektive Studie von 144 Kindern und Jugendlichen vor, die mit POLLINEX Quattro behandelt worden waren. 103 Patienten hatten Birkenallergen-Extrakt oder eine Graser/Roggenpollen-Extraktmischung erhalten. 41 Kinder erhielten in einer Sitzung simultan eine Hyposensibilisierung mit Gräser/Roggen- und Birkenallergenen, wobei die Extrakte getrennt auf beide Oberarme appliziert wurden. Ausgewertet wurden 185 Therapiezyklen im erstenJahr, 57 im zweiten und 33 im dritten Jahr.Bei 185 Therapiezyklen konnte die Kurzzeit-SIT gemäß den allgemeinen Therapieempfehlungen mit insgesamt vier Injektionen durchgeführt werden. Bei zehn Therapiezyklen (6,9%) traten lokale Nebenwirkungen wie Rötung, Jucken oder Schmerzen am Injektionsort auf, so dass bei reduzierter Dosis mehr als vier Injektionen notwendig wurden. Von der Mehrzahl der Patienten (72,6%) wurde die Kurzzeit-SIT mit POLLINEX Quattro gut vertragen. Die Verträglichkeit des Birkenextraktes und des Gräser-Roggenextraktes war gleich gut.
Für viele Kinder (und auch deren Eltern) stellt also die Kurzzeit-SIT jetzt eine attraktive Alternative zur herkömmlichen SIT dar: Durch weniger Injektionen ist das Risiko für Nebenwirkungen gemindert, dieAkzeptanz der Immuntherapie bei den Kindern wird durch die vergleichsweisegeringe Spritzenzahl sicherlich erhöht und die Eltern werden sich über die Zeitersparnis durch weniger Arztbesuche freuen. Zumal, so berichtete Dr. med. Frank Friedrichs (Aachen) etwa 40% der Patienten mit einer allergischen Rhinokonjunktivitis später zusätzlich ein Asthma entwickeln. Wichtig in der Therapie des allergischen Asthmas bei Kindern ist ein möglichst frühzeitiger Beginn, sagte Friedrichs. Haben die Kinder bereits einen höheren Asthma-Schweregrad entwickelt (Schweregrad 3 und 4) oder liegt schon eine Empfindlichkeit auf viele Stoffe vor, ist eine SIT nicht mehr voll wirksam. Ein nur unzureichend eingestelltes Asthma stellt ein erhöhtes Risiko bei der Durchführung der SIT dar.
Ein Therapie-Tagebuch zum Herunterladen gibt es unter: TheraTagebuch.pdf(MB 2,62)