Hintergrund: Zur großen Gruppe der sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe zählen auch die Isoflavone oder Phytoöstrogene. Der Name sagt es schon: es handelt sich um Substanzen, die in Pflanzen (= Phyto) vorkommen. Bekannteste Quellen sind Soja und Rotklee. Die Struktur dieser Pflanzeninhaltsstoffe ähnelt der von Östrogen, so dass die Phytoöstrogene ähnliche Wirkungen haben können. Da wiederum Zusammenhänge zwischen Östrogen und bestimmten Herz- und Gefäßerkrankungen bestehen und man aus epidemiologischen Studien ein geringeres Risiko für Herzkrankheiten in Ländern mit hohem Soja-(und damit auch Isoflavon)verzehr abgeleitet hat, schreibt man Isoflavonen eine herz- und gefäßschützende Wirkung zu. Diesen Zusammenhängen sind nun Wissenschaftler der Monash University in Melbourne, Australien, nachgegangen, in dem sie den Einfluss von Isoflavonen auf die arterielle Elastizität untersucht haben. Die Elastizität der Arterien ist wichtig für die Regulation des Blutdrucks. Sie nimmt im Laufe des Lebens ab, gilt als Risikofaktor für Herzkrankheiten, und eine verminderte arterielle Elastizität kann ein Faktor für die Entstehung von Bluthochdruck sein.
Design: An der Studie nahmen 34 Frauen, alle postmenopausal - also nach den Wechseljahren - und 46 Männer teil. Alle Studienteilnehmer waren gesund, hatten einen normalen Blutdruck und waren 45 bis 75 Jahre alt. Sie wurden in zwei Gruppen zu je 40 Personen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt Placebo bzw. ein Isoflavonprodukt mit einem relativ hohen Anteil des Isoflavons Biochanin A, die zweite Gruppe Placebo bzw. ein Isoflavonprodukt mit einem relativ hohen Anteil des Isoflavons Formononetin. Beide Produkte enthielten Isoflavone aus Rotklee. Die Studie wurde im Cross-over durchgeführt, das heißt, in der ersten sechswöchigen Studienphase erhielten die Teilnehmer entweder ihr Isoflavonprodukt oder Placebo, und nach einer einwöchigen Wash-out-Phase ohne Supplementierung erhielten sie in der zweiten sechswöchigen Studienphase umgekehrt entweder Placebo oder ihr Isoflavonprodukt. Damit bekam jeder Teilnehmer in zufälliger Reihenfolge sowohl Placebo als auch sein Isoflavonprodukt. Zu Studienbeginn und nach jeder Interventionsphase wurde Funktionalität der Blutgefäße mit verschiedenen nichtinvasiven Methoden untersucht sowie die Compliance über die Isoflavonausscheidung im Urin überprüft.
Ergebnis: Im Vergleich zu Placebo verbesserten sichdurch die Isoflavone die Elastizität vor allem der großen Arterien (bestimmt über die systemische arterielle Compliance und die zentrale Pulswellengeschwindigkeit) und die periphere Resistenz signifikant. Die Effekte schienen stärker ausgeprägt in der Gruppe, die das Formononetin-reichere Produkt bekam. Der Blutdruck, bestimmt durch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, war nicht beeinflusst, allerdings würde man nach einer ‚nur’ sechswöchigen Supplementierung auch noch keine Effekte erwarten.
Fazit: Nach den Ergebnissen der Studie können Isoflavone – in diesem Fall aus Rotklee – die Funktionalität der Blutgefäße verbessern, was möglicherweise langfristig den Blutdruck positiv beeinflussen könnte. Dies sollte in größeren Studien, in denen Isoflavone über einen längeren Zeitraum gegeben werden, bestätigt werden, denn dies ist möglicherweise ein Weg, über den die den Isoflavonen zugeschriebene gefäßschützende Wirkung vermittelt wird.
Helena J Teede, Barry P McGrath, Lakmini DeSilva, Marja Cehun, Andriana Fassoulakis, Paul J Nestel. Isoflavones reduce arterial stiffness: a placebo-controlled study in men and postmenopausal women. Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology 2003 Jun 1;23(6):1066-1071