Das fettlösliche Vitamin E , auch Tocopherol genannt, hat vor allem eine Aufgabe: den Körper vor zerstörerischen freien Radikalen zu schützen. Da eine ganze Reihe von Krankheiten mit einem Überschuss an Freien Radikalen zusammen hängen, ist Vitamin E in seiner Funktion als Radikalfänger nahezu ein “Allroundtalent”. Da laut aktuellem Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) die empfohlene Tagesaufnahme an diesem Schutzvitamin bei den meisten Altersgruppen im Durchschnitt nicht erreicht wird, muss ihm in unserer täglichen Ernährung und Prävention genauso wie in der Therapie besondere Beachtung geschenkt werden.
Vitamin E wirkt wie eine Art zelleigener “Rostschutz” , weil es aggressive Sauerstoff-Verbindungen unschädlich macht und verhindert, dass sie die Zellen attackieren. Tatsächlich greift es immer helfend in das Geschehen ein, wenn oxidative Prozesse im Körper stattfinden, und das ist bei vielen Krankheiten der Fall, so zum Beispiel bei der Arterienverkalkung , die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann. Dabei wird das so genannte LDL-Cholesterin oxidiert und lagert sich in dieser veränderten Form in den Gefäßwänden ab. Wenn genügend Vitamin E in der Nähe ist, verhindert es die Oxidation und so auch die Ablagerung.
Unter anderem aus diesem Grund wird auch Diabetikern empfohlen, auf Vitamin E zu achten. Diabetestypische Gefäßveränderungen, die durch vermehrte oxidative Prozesse zustande kommen, können so besser in Schach gehalten werden; damit sind Krankheiten der großen Gefäße wie Angina pectoris, Herzinfarkt und Schlaganfall gemeint, aber auch der kleinen Gefäße wie grauer Star (Katarakt). Die Lebensqualität von Diabetikern wird entscheidend von Folgekrankheiten geprägt. Mit ausreichend Vitamin E lässt sich rechtzeitig vorbeugen und Gefäßschutz betreiben. Der Ernährungsmediziner Prof. Dr. Hans K. Biesalski von der Universität Hohenheim rät Diabetikern zu einer Ergänzung mit Antioxidantien über entsprechende Präparate, am besten in der Kombination von Vitamin E und Vitamin C. Um einen dauerhaften Effekt zu erzielen, sollten sie langfristig angewendet werden.
Bei Rheuma, einer chronischen Erkrankung mit teilweise sehr starken Schmerzen, wird Vitamin E bereits erfolgreich in der Therapie eingesetzt. Die Dosierungen liegen dann allerdings außerhalb des Bereichs, der über die Ernährung abgedeckt werden kann. Zur Schmerzlinderung werden teilweise bis zu 1200 Internationale Einheiten pro Tag eingesetzt (das entspricht etwa 800 Milligramm). Zum Vergleich: Die Menge, die mit der Ernährung aufgenommen werden sollte, liegt bei Erwachsenen je nach Geschlecht und Lebensalter zwischen 12 und 15 Milligramm.
In der Therapie von Alzheimer-Kranken wurden mit Vitamin E ebenfalls erfolgversprechende Studien durchgeführt. Zumindest konnte mit Vitamin E der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Noch besser ist es natürlich, vorzubeugen. Eine neuere Untersuchung hat deutlich belegt, dass Vitamin E in Kombination mit Vitamin C vor der Entstehung der Alzheimer-Krankheit schützt. Gleiches gilt für den grauen Star. Hier gibt es eindeutige Hinweise auf Vitamin E als Schutzfaktor.
Wie lässt sich eine gute Vitamin-E-Versorgung erreichen? In erster Linie mit pflanzlichen Ölen , zum Beispiel Weizenkeimöl oder Sonnenblumen- und Maiskeimöl. Auch verschiedene Nusssorten wie Mandeln, Hasel- oder Erdnüsse sind reich an Vitamin E. Wer häufig Salat mit kaltgepressten Ölen isst, nimmt eine beachtliche Menge an Vitamin E zu sich. Dennoch deckte der Ernährungsbericht 2000 der DGE auf, dass längst nicht alle Menschen gut mit Vitamin E versorgt sind.
Da es keine typischen Mangelerscheinungen wie im Fall von Vitamin C und Skorbut gibt, wird eine Unterversorgung aber nicht unbedingt erkannt. Ein niedriger Blutspiegel kann auf eine zu geringe Vitamin-E-Zufuhr hinweisen. Wer unter den oben genannten Krankheiten leidet, sollte auf jeden Fall zusätzlich Vitamin E nehmen; der Arzt oder Apotheker gibt Auskunft über die Dosierung. Menschen, die unter chronischem Stress stehen und unregelmäßig sowie einseitig essen, können zur Vorbeugung gegen oxidative Schäden ebenfalls von Vitamin E als Nahrungsergänzung profitieren.