Natrium ist in der extrazellulären Flüssigkeit zur Aufrechterhaltung des osmotischen Druckes verantwortlich und nimmt damit eine Schlüsselstellung im Wasserhaushalt ein. Die intrazelluläre Natriumkonzentration ist gering. Bei einer durchschnittlichen Kochsalzzufuhr von 8 - 12 g/Tag ist die Versorgung mit Natrium bei uns sicherlich nicht mangelhaft, eine gleichzeitige Aufnahme von Natrium ist jedoch zur Resorption anderer Nährstoffe wie zum Beispiel Glucose und Aminosäuren notwendig. Bei ca. 20% der Patienten mit Bluthochdruck läßt sich eine Senkung des Blutdrucks durch eine reduzierte Natriumzufuhr erreichen.
Innerhalb der Zellen ist Kalium das häufigste Kation und ist an praktisch allen Stoffwechselvorgängen innerhalb der Zelle beteiligt. Eine besondere Bedeutung besitzt eine konstante extrazelluläre Kaliumkonzentration für die Reizbildung und Reizleitung des Herzens. Verluste mit dem Schweiß sowie durch eine Beeinflussung der Nierenfunktion (Diuretika) müssen durch eine vermehrte Zufuhr ausgeglichen werden.
Sowohl Calcium als auch Magnesium nehmen hinsichtlich der Versorgung eine besonders kritische Stelle ein. Als Hauptknochenmineral (99% des Körperbestandes von Calcium sind im Knochen enthalten) führt eine Mangelversorgung mit Calcium zu einer Entmineralisierung des Knochens mit nachfolgender verminderter Stabilität. Diese “Osteoporose” ist heute eine Volkskrankheit, die erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität vor allem älterer Frauen und nicht zuletzt auch erhebliche Kosten verursacht. Inzwischen weiß man, daß eine reichliche Calciumversorgung vor allem im Alter bis zu 30 Jahren darüber entscheidet, ob und wann sich eine Osteoporose entwickelt. Ein großer Prozentsatz der Bevölkerung erreicht mit der normalen Ernährung nicht die empfohlene Zufuhr von ca. 1 g Calcium pro Tag. Eine hohe Calciumzufuhr, verbunden mit einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D kann der Entmineralisierung des Knochens entgegenwirken.
Auch beim Magnesium, dem zweithäufigsten intrazellulären Kation, das wichtig als Kofaktor praktisch aller Enzyme des Energiestoffwechsels ist, werden die Zufuhrempfehlungen durch die normale Ernährung nicht gedeckt. Ein Mangel macht sich durch eine erhöhte neurovegetative Erregbarkeit (Muskelzuckungen, Wadenkrämpfe etc.) bemerkbar. Eine Erhöhung der extrazellulären Magnesiumkonzentration hat einen protektiven Effekt gegenüber negativen Stresswirkungen und wirkt auch erfolgreich zur Migräneprophylaxe.
Als Zentralatom des Hämoglobins, dem Sauerstoff-transportierenden roten Blutfarbstoff, kommt dem Eisen eine besondere Bedeutung zu. Eine mangelhafte Versorgung mit tierischem Protein, das eine besonders gute Eisenquelle darstellt, führt weltweit dazu, daß Eisenmangelzustände verbreitet sind. Besonders sind davon Frauen betroffen, da durch den menstruationsbedingten Blutverlust bei ihnen ein erhöhter Eisenbedarf besteht. Eine sehr hohe Eisenzufuhr kann sich jedoch auch negativ auswirken, da durch Eisen die Bildung von Sauerstoffradikalen katalysiert wird, die dann durch andere Systeme entgiftet werden müssen.
Zink, ein für viele Enzyme wichtiger Kofaktor kann zu einer Aktivierung des Immunsystems führen. Bestimmte Hormone des Thymus werden durch Zink stimuliert. Durch eine Supplementation konnte in vielen Studien eine Verbesserung der Immunität vor allem im Alter nachgewiesen werden. Kürzlich wurde darüber hinaus berichtet, daß mit Zink die Dauer einer normalen Erkältung halbiert werden konnte.
Kupfer, Mangan und Molybdän gehören ebenfalls zu den wichtigen Spurenelementen, bei denen Mangelsituationen zu verschiedensten Beeinträchtigungen des Stoffwechsels führen können. Inwieweit eine erhöhte Zufuhr dieser Spurenelemente über die Vermeidung eines Mangels hinaus protektive Bedeutung hat ist gegenwärtig noch nicht geklärt.
Einen besonderen Bekanntheitsgrad hat in den letzten Jahren das Selen erhalten. Selen ist Bestandteil einiger antioxidativ wirkender Enzyme. Durch eine höhere als bei uns übliche Selenaufnahme läßt sich die Aktivität dieser Enzyme auf ein Maximum steigern, darüber hinaus zugeführtes Selen wirkt dann jedoch toxisch. In einigen Gegenden auf der Welt mit sehr geringer Selenzufuhr wurden weitverbreitete Mangelsymptome beobachtet, die durch Selensupplementation behoben werden konnten. In einer kürzlich publizierten Untersuchung konnte an über 1300 Probanden nachgewiesen werden, daß durch Selengabe die Spontantumorrate halbiert werden konnte.
Da Schildrüsenhormone Jod enthalten, ist im Jodmangel die Bildung dieser wichtigen Stoffwechselhormone vermindert. Der auch bei uns häufige Jodmangel führt zur kompensatorischen Kropfbildung und im Extremfall zum Kretinismus. Seit wenigen Jahren darf bei uns Speisesalz mit Jodid angereichert werden. Es bleibt abzuwarten, ob dadurch die hohe Inzidenz von Jodmangel wesentlich vermindert wird.
Generell läßt sich sagen, daß eine Supplementation der essentiellen Spurenelemente immer dann angezeigt ist, wenn sich dadurch eine erhöhte Aktivität der Spurenelement-abhängigen Enzyme oder Hormone erreichen läßt. Eine Substitution über dieses Maß hinaus hat keinen zusätzlichen therapeutischen Effekt, bzw. kann dann toxisch wirken.
Untersuchungen zeigen, daß der Gehalt vieler essentieller Mineralien in unserer Nahrung in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen hat. Speziell in Situationen des erhöhten Bedarfs wie Wachstum, Schwangerschaft und Stillzeit oder im Sport sowie bei unausgewogener oder reduzierter Nahrungszufuhr ist eine Supplementation mit den lebensnotwendigen Mineralstoffen und Spurenelementen im Sinne der Erreichung eines maximalen Wohlbefindens sowie zur Prävention von Erkrankungen sinnvoll.
AUTOR: Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Vormann
- Institut für Molekularbiologie und Biochemie
- Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin
- Arnimallee 22
- 14195 Berlin