Eine kürzlich weltweit in sieben Ländern durchgeführte Studie hat ergeben, daß eine zusätzliche Folsäureaufnahme das Vorkommen eines Neuralrohrdefektes bei Babies von Müttern, die vorher ein Kind mit diesem Defekt geboren hatten, um 72 Prozent senken kann. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse von zwei weiteren Untersuchungen (in Ungarn und Nordamerika), daß auch Frauen, die vorher kein Kind mit Neuralrohrdefekt geboren hatten, jedoch ein bis sechs Monate vor und nach der Empfängnis ein folsäurehaltiges Multivitaminpräparat einnahmen, weniger häufig ein Baby mit diesem Defekt zur Welt brachten als Mütter, die keine zusätzlichen Vitamine eingenommen hatten.
Wissenschaftler schätzen, daß das Risiko, bei der ersten Schwangerschaft ein Kind mit Neuralrohrdefekt zu bekommen, um mindestens 50 Prozent gesenkt werden könnte, wenn die Frauen mindestens einen Monat vor und nach der Empfängnis ein Multivitaminpräparat mit Folsäure einnehmen würden.
Die Blutspiegel für Folsäure, andere Vitamine und Mineralstoffe im Körper können aus verschiedenen Gründen absinken und zu niedrig werden: ungünstige Ernährungsgewohnheiten, lang andauernde oder einseitige Schlankheitsdiäten, übermäßiger Alkoholgenuß und Zigarettenkonsum. Zudem kann die Einnahme oraler Kontrazeptiva einen niedrigen Folsäure-Spiegel verursachen. Auch die Schwangerschaft selbst steigert den Bedarf an Folsäure. Wissenschaftler in Irland haben kürzlich festgestellt, daß Blutspiegel, die ursprünglich höher als normal waren, im 2. und 3. Trimenon der Schwangerschaft absanken.
Außerdem gibt es einige Medikamente, wie sie zum Beispiel bei der Behandlung von Epilepsie oder entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden, die zu einer Verschlechterung der Folsäureverwertung im Körper führen.
Um die empfohlene Folsäuremenge (mindestens 0,4 mg pro Tag) zu erreichen, müssen Frauen eine sorgfältige Lebensmittelauswahl treffen, da die meisten Menschen mit ihrer Nahrung zu wenig Folsäure aufnehmen. Folsäure kommt in Leber vor, in grünen Gemüsen (z. B. Spinat), Hülsenfrüchten, Kartoffeln, angereicherten Frühstückscerealien, Weizenkeimen, Hefe, Eigelb, Vollkorn und Vollkornprodukten, Zitrusfrüchten und -säften. Jedoch ist die Fähigkeit des Körpers, Folsäure aus der Nahrung zu verwerten, von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Außerdem kann eine lange Kochzeit einen Teil der Folsäure in der Nahrung zerstören.