„Wir kommen alle – fast alle – mit einem gesunden Herzen zur Welt und wir können sehr viel dafür tun, dass dieses Herz lange gesund ist und bleibt“, betont dazu Professor Dr. med. Heribert Schunkert, Direktor Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München, anlässlich des Aktionstags Gesundes Herz – München macht’s vor Ende November. Das Biotechnologieunternehmen Amgen hatte mit der Deutschen Lipidliga und dem Deutschen Herzzentrum München Besucher:innen des Deutschen Museums in München eingeladen, um unter anderem ihren Cholesterinwert messen zu lassen. Dieses Angebot wurde von den Museumsbesucher:innen so gut angenommen, dass sich vor den vier Messstationen zeitweise Warteschlangen bildeten.
Denn noch immer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen für ein Drittel aller Todesfälle verantwortlich und damit die häufigste Todesursache in Deutschland. „Wenn wir die Lebenserwartung in Deutschland betrachten, liegt diese zum Beispiel zwei Jahre hinter der Schweiz oder Frankreich und anderen Ländern zurück. Und das, obwohl wir in Deutschland deutlich mehr Geld für Herzerkrankungen ausgeben, aber erst, wenn die Herzen erkrankt sind. Viel effektiver wäre der Einsatz der Mittel zur Prävention. Das heißt, wenn durch gesunden Lebenswandel und Vermeidung von Risikofaktoren, durch Behandlung von hohem Blutdruck oder erhöhten Blutfetten die Krankheitsentstehung um Jahre hinausgezögert würde“, so Schunkert weiter.
„Einige unserer Herzinfarktpatienten sind recht jung, weil sie eine besondere Risikokonstellation haben, zum Beispiel wenn durch genetische Faktoren schon im Kindesalter das Cholesterin erhöht ist. Um Patient:innen zu erkennen, die ein besonders hohes Risiko haben, schon in jungen Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden, haben wir in Bayern die Aktion Vroni gestartet. 500 Kinderärzte und alle Kinderkardiologen machen mit, um einmal im Leben eines Kindes den Cholesterinwert zu testen. Denn von 1.000 Kindern sind etwa drei oder vier von einer vererbbaren Fettstoffwechselstörung betroffen, die in jungen Jahren zum Herzinfarkt führen kann. Es sind nur wenige, aber zum Beispiel bei betroffenen Männern liegt das Risiko, bis zum 40. Lebensjahr eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln, bei etwa 50 Prozent. Eine cholesterinsenkende Behandlung, die so früh wie möglich beginnen sollte, kann der Erkrankung bei fast allen Betroffenen vorbeugen“, erläutert Schunkert.
Hinsichtlich der Symptome und der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterscheiden sich Frauen und Männer. Arzneimittel werden beispielsweise bei vielen Frauen überdosiert. Frauenherzen sind kleiner, sie schlagen schneller. Die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind jedoch die gleichen wie für Männer. Aber es kommen weitere hinzu, beispielsweise wenn mit der Menopause der Schutz der weiblichen Geschlechtshormone weniger wird oder wegfällt. Herzinfarkte zeigen bei Frauen oft andere Symptome zeigen als bei Männern. Zudem setzen sie sich für eine bessere Versorgung von Frauen ein, beispielsweise jährliche Vorsorgeuntersuchungen für Frauen ab 40 Jahren mit kardiovaskulären Risikofaktoren. „Eine bessere Vorsorge zu fordern ist das eine, aber sie muss auch wahrgenommen werden! Wir wissen, dass in Deutschland nur 58 Prozent der Menschen diese Chance nutzen!”