Zeitschriften, die man in Apotheken kostenlos erhält, sind für Verbraucher häufig ein interessanter Lesestoff. Für die herausgebenden Verlage sind sie jedoch noch viel mehr. Der Tanz diverser Verlage um das goldene Kalb Apotheken-Zeitschrift dauert schon viele Jahrzehnte. Denn einfacher kann man am umkämpften Zeitschriften-Markt sein Geld kaum verdienen! Muss doch jeder einmal in die Apotheke und eine kostenlos mitgegebene, durchaus wie eine hochwertige Illustrierte aufgemachte, Zeitschrift nimmt fast jeder gerne mit. Alles kein Problem im Zeichen freier Marktwirtschaft.
Allerdings darf zwar jeder ggf. Apotheken mit kostenlosen Zeitschriften beliefern, doch ob die Apotheker diese auch abnehmen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Seit Jahrzehnten gilt der Baierbronner Wort & Bild Verlag mit seiner Apotheken-Umschau als Platzhirsch. Er bot noch jedem Konkurrenten die Stirn und selbst die von der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.) herausgegebene (und wie alle weiteren in Apotheken erhältlichen Zeitschriften oder Ratgeber kostenlos ! erhältliche) NAI (steht für Neue Apotheken-Illustrierte) ist gegen die Auflagezahlen von rund 8 Millionen ein trübes Lichtlein. Stärker ist nur noch der ADAC, oder war es zumindest.
Die Frage, womit ein Verlag die Druckkosten für eine Millionenauflage der meist recht umfangreichen Hefte, finanziert ist eigentlich leicht zu beantworten. Die Apotheker müssen für jedes Heft zahlen, und nicht einmal wenig.
Doch wer es sich leisten kann, fast täglich zu den besten TV-Sendezeiten einen 20-Sek.-Werbespot zu senden, der braucht die Frage, warum man dafür zahlen sollte, wohl nicht mehr zu stellen. Denn irgend ein Kunde kommt am nächsten Tag mit Sicherheit und begehrt nach dem angepriesenen Heft, weil darin gerade sein Wehwehchen ausgiebig besprochen wird.
Als junge Redakteurin hörte ich immer wieder Spekulationen, mit welchen Methoden der Wort & Bild Verlag sich die Apotheker gefügig mache. Aber wie gesagt, das waren Spekulationen, und somit muss man sie nicht als Wahrheit verstehen. Aber nachdenken darf man darüber selbst heute noch.
Wie dem auch sei. Nach fast 60jähriger Monopolherrschaft erdreistete sich vor einem Jahr der Branchriese BURDA dem Gesundheitsblatt die Stirn zu bieten. Und brachte tatsächlich ein eigenes, ebenfalls kostenlos in Apotheken erhältliches Lifestyle-Magazin mit Gesundheitsthemen heraus. My life bot sozusagen als Goliath dem riesigen David die Stirn. Wobei der BURDA Verlag nun ja auch nicht wirklich ein Golitath ist.
Es kam, wie es kommen musste, Mylife Media verklagte die “….Apotheken Umschau, seine marktbeherrschende Stellung missbraucht und kartellrechtswidrig gehandelt zu haben…”. Und, man mag es fast nicht glauben, das Oberlandesgericht München sah in seinem heute vom Offenburger Verlag veröffentlichten Urteil dies als gegeben an! Somit sah das Gericht die Wahlfreiheit der Apotheker durch die verschiedenen “Treue-Bonus bestimmten Abnahmemengen” des Wort & Bild Verlages als beeinträchtigt an und stellte in seinem Urteil fest: “…. dass der Wort & Bild-Verlag sich durch sein missbräuchliches Handeln im Wesentlichen seine Marktanteile aus Quasi-Monopolzeiten weiterhin sichern wollte…”. Eine Revision des Urteils ist nicht zugelassen.
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