Kann man bei Kleinkindern mit erhöhtem Risiko die Entwicklung der Krankheit möglicherweise zu verhindern? Dieser Frage werden erstmalig Wissenschaftler und Ärzte nachgehen. Behandelt werden vorbeugend gesunde Kleinkinder mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes. Die Kinder erhalten im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie POInT (Primary Oral Insulin Trial) bis zum dritten Geburtstag täglich eine kleine Menge Insulinpulver beziehungsweise ein Scheinmedikament mit einer Mahlzeit. Ziel ist, das Immunsystem zu trainieren, körpereigenes Insulin zu tolerieren. Eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen Insulin steht in der Regel am Beginn der Entwicklung von Typ-1-Diabetes. An der POInT-Studie können Kinder mit einem im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt mindestens 25-fach erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes teilnehmen. Ob so ein erhöhtes Risiko vorliegt, lässt sich mit einer Blutuntersuchung im Rahmen der Freder1k-Studie feststellen. Diesen Test können alle Eltern in Bayern, Niedersachsen und Sachsen bei ihren Neugeborenen direkt in der Geburtsklinik oder bei einem der ersten Besuche beim Kinderarzt kostenlos durchführen lassen.
„Mit dem Start von POInT treiben wir die Prävention von Typ-1-Diabetes entscheidend voran“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München und Lehrstuhl für Diabetes und Gestationsdiabetes am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. „Zum ersten Mal weltweit versuchen wir, in dem jungen Alter, wo die Weichen für das Immunsystem gestellt werden, dieses präventiv zu beeinflussen, und zwar mit einer nachweislich sicheren und immunwirksamen Behandlung.“
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