Meine erste Giulietta war signalrot und heiß geliebt. Sie hielt mir viele Jahre die Treue, aber irgend wann ist auch die heißeste Liebe zu Ende. Viele Jahre später stand die Verflossene gleichen Namens, aber diesmal royal blau, erneut vor meiner Tür und es stimmt ja doch: Alte Liebe rostet nicht. 25 Jahre dauerte es, ehe man sich bei Alfa Romeo zur Neuauflage der avantgardistischen Giulietta entschloss. Mehr Chrom (Kühlergrill), drei neue Metallic-Lackierungen, mehr Leistung und ein fast perfektes Infotainment-System sorgen für ein schickes Facelifting.
Der geteste 1,4 TB 120 PS Turismo bietet viel Komfort inklusive Klimaautomatik, Mittelarmlehne, gekühltes Handschuhfach (weiss man erst an heißen Sommertagen zu schätzen) und gut bedienbaren Multifunktionstasten am Lenkrad.
Hervorragend ist bei dem rund € 22.000 teuren 120 PS starken Benziner auch das Xenonlicht mit eingebauter Kurvenautomatik und nichts zu meckern gibt es auch an der Verarbeitung (lange Zeit ein Kritikpunkt bei Alfa). Ein Manko ist jedoch der fehlende Flanken-Schutz – und das ist ärgerlich, weil dagegen schlagende Türen leicht Kratzer und kleine Dellen hinterlassen und auch das fehlende Notrad müsste nicht unbedingt mit einem Aufpreis berechnet werden (serienmäßig wird nur ein Reifenreparaturset mitgeliefert). Zumal der Wagenheber auch nur dann an Bord ist!
Die leicht schalt- und bedienbare Giulietta ist ein flotter Feger, auch für längere Autobahnstrecken bestens geeignet und erreicht durchaus ihre 210 km/h. Wer diese Spitzengeschwindigkeit längere Zeit beibehält, darf sich allerdings nicht über den Verbrauch wundern – mit 8 l, die durchaus im Alltag realistisch sind, ist in diesem Fall nicht zu rechnen.
Die angebotene Größe ist sowohl im Fahrerbereich, als auch auf den hinteren Sitzen ausreichend. Allerdings sollte man nicht gerade mit drei Freundinnen verreisen – dann wird nämlich der Kofferraum knapp und leider ist auch ein Gepäcknetz nur gegen Aufpreis erhältlich. Es gibt also noch ein bisschen Verhandlungsbedarf beim Bestand der Liebe – aber wer ist schon ohne Fehl und Tadel? -Sylvia von Lichem-