„Mama guck’ mal, das ist ein Pferd“, kräht der kleine Mann und deutet aufgeregt auf den Boden. Mama guckt nicht, die ist genervt, aber Papa kann sich den Seitenblick nicht verkneifen. In der Tat, wer die breite Tür des neuen Ford Mustang GT öffnet, sieht ihn am Boden spiegeln – den galoppierenden Mustang. Erst wenn die Tür mit dem satten Plopp ins Schloss fällt, löst das Pony sich auf, galoppiert davon ins nirgend wo. „Toller Wagen, dachte den gibt es gar nicht mehr“, lässt sich der neugierig gewordene Jungvater jetzt vernehmen, nachdem er Frau und Sohn samt Einkaufswagen mal vorausgeschickt hat.
Doch, es gibt ihn – wieder! Den Ford Mustang, jene Fortsetzung aller Wild-Westkutschen aus Johne Waynes seligen Zeiten. 5.0 steht am Kotflügel, gut lesbar für alle, die es sonst nicht glauben wollen. „Wird ganz schön was schlucken, oder?“ Der Papa will es nun wissen und zwischenzeitlich stehen noch zwei andere Herren neben ihm. Sie blicken fasziniert auf das silbern glänzende Pferdchen und dann auf mich. Mehr grau als silberlockig, winzige 160 cm groß und weit mehr ein Leicht- denn ein Schwergewicht. „Fahren Sie den?“ Doch ja, ich fahre den. „Aha (die Frage ob ich überhaupt übers Lenkrad schauen kann, verkneift der Frager sich gerade noch), und wie fährt er sich?“ „Gut, sehr gut sogar“, antworte ich und öffne den Kofferraumdeckel per Knopfdruck am Autoschlüssel. Vier Köpfe beugen sich erwartungsvoll nach vorne. „Der hat ja richtig Platz, hätt’ ich jetzt nicht gedacht. Aber hinten wird es eng sein oder? Das Dach kann man aber nicht versenken oder?“
Ich sehe zwischenzeitlich ein, dass ich nicht so schnell zum Einkaufen kommen werde, nehme meinen Korb aus dem Kofferraum und stelle mich den Fragen der Herren (es sind zwischenzeitlich fünf und im Alter vermutlich alle mehr oder weniger um die Lebensmitte gelegen.
Hier für alle, die an diesem Samstag nicht in Weilheim am Parkplatz dabei waren, hier die Daten eines längst zur Legende gewordenen Autos, welches nun erfolgreich seine Wiedergeburt feiert:
Der Ford Mustang GT Fastback V8 ist ein elegantes zweitüriges Coupé der oberen Mittelklasse mit sage und schreibe 421 PS (310kW) und 530 Newtonmeter. Spitzengeschwindigkeit: 250 km/h (wird abgeregelt!). Beim Start erklingt ein Sound, der ja, wie soll man ihn beschreiben, wohl nur von einem V8-Motor hervorgebracht werden kann. So als würde eine ganze Herde Mustangs auf einmal wiehern. Grenzenlos günstig dürfte er im Preis sein, denn dieser liegt in der Standardausstattung nur wenig über der €40.000.—Schwelle. Grenzenlos ist allerdings auch sein Durst, egal, was der Bordcomputer einem da einreden möchte. Er kommt im Durchschnitt auf gut und gerne 13 l Superbenzin, wer ihn „nur“ in der Stadt mit ständigem Start-Stopp fährt, der sollte sich ein paar Herztropfen ins Handschuhfach legen. Der Tank fasst 61 l und verbraucht diese nach Herstellerangabe auf 520 km.
Die 6-Gang-Schaltung unseres Testautos war gewöhnungsbedürftig, die Gänge flutschen nicht von selbst, man muss schon ein wenig Druck ausüben, bis sie einrasten (ist aber reine Übungssache!).
Das Paradepferd der Fordfamilie ist auch in der europäischen Variante ein Highway-Cruiser. Mit fast 2,10 m Breite (inkl. Aussenspiegel), fast 5 m Länge und einem Wendekreis von über 12 m ist er nicht unbedingt geeignet für schmale Berg- oder Landstraßen. Aber auch in europäischen Städten mit engen schmalen Gassen dürfte der Fahrer schnell Probleme haben.
Bei einer Panne empfiehlt sich stets der Ruf nach dem rettenden Engel, denn im Kofferraum findet sich weder ein brauchbares Bordwerkzeug oder ein Wagenheber und das mitgelieferte Reifenreparaturset sollte man lieber nicht ausprobieren müssen. Hier könnte Ford durchaus für wenig Geld etwas nachbessern! Ebenso nicht ganz nachvollziehbar ist für uns die Tatsache, dass der Mustang GT weder mit einem, bei Ford durchaus in anderen Fahrzeugen vorhandenen, Fahrerassistenzsystemen noch mit einem Notbremssystem ausgestattet wurde. Es gäbe viele Wenn und Aber, aber auch PRO beim Ford Mustang GT – er ist einfach ein Auto, das noch wie ein Auto aussieht und wie ein solches agiert. Nicht immer willig, aber dafür mit viel Fahrspaß, auch dank der Mehrlenkerachse, welche nun erstmals die alte Starachse ersetzt. Aber vielleicht liegt es einfach daran, dass dieses Auto mehr ein kultiges „Lustfahrzeug“, denn ein Zweckfahrzeug ist.
Wer einen hochgezüchteten Araber will, findet genügend Gestüte in Europa. Wer den Wilden Westen immer noch erobern möchte, der setzt auf Kontinuität und wählt den Mustang!
PS: Das Pony auf dem Parkplatz-Boden wird dank der Leuchten in den Außenspiegeln projiziert und erlischt mit dem Absperren.
Ford.de - 03.09.2016
Kraftvoll, dynamisch, unverwechselbar – die neue Generation des Ford Mustang ist eine wahre Ikone.