In ihren Mädchenjahren konnte sie ihn mühelos reparieren – den legendären Land Rover. Gelernt ist eben gelernt, darf man ganz unköniglich behaupten. Bei den neuen Modellen der englischen Off-Road-Legende Land Rover namens Freelander 2.2 würde die Queen sich aber vermutlich schwer tun, mit der Reparatur. Wird aber auch kaum jemand von ihr erwarten – dafür gibt es schließlich in den königlichen Schlössern genügend Personal.
SUV ist Trend, geliebt vor allem von jungen Müttern und wochenendtauglichen Vätern, die meist sich selbst beweisen wollen, wo man im Ranking der zwischenmenschlichen Wichtigkeiten gerade steht. Papa geht Biken, golft oder powert sich beim Triathlon aus, Mama ist nicht nur Taxichauffeuse für die Nachkommenschaft plus deren Freunde, sondern kauft zudem beim Bio-Bauern den Monatsvorrat an Fleisch und Gemüse und kutschiert ab und an mit Freundinnen zum Wellnessen in die Berge. Für all diese freizeitlichen Vergnügungen braucht frau/mann von heute einen SUV – einen Sport Utility Van. Dass dieser geländetauglich sein sollte, bedarf keiner weiteren Erklärung mehr. Obwohl angenommen werden kann, dass die Queen so ein Fahrzeug vermutlich noch heute zur Jagd oder zum Pilze sammeln in den Wäldern rund um Balmoral nutzt, so darf man getrost behaupten, dass heute SUVs eher selten zu königlichen Jagdvergnügen eingesetzt werden. Aber Jagd hin, Königin her, wir wollten es auch mal wissen und baten um einen dieser Offroad-tauglichen Testwagen aus dem Hause Land Rover– welcher uns auch prompt gewährt wurde.
Als hätte man es geahnt: Bei Anlieferung des neuen Freelanders 2.2 350 ff glich unsere Kreisstraße einem gerade frisch gepflügtem Rübenacker. Man buddelte, grub auf und wieder zu und teerte was die Straßenbaumaschinen hergaben. Absolutes Fahrverbot hält jedoch am Land niemand wirklich davon ab, eine Straße nicht zu befahren. Jetzt gerade doch erst recht, endlich weiß man mal, wofür so ein SUV in der Garage steht. Erst wenn die Bauarbeiter mit der Baggerschaufel drohen und die metertiefen Löcher nicht mehr freiwillig zu schütten (man hat als Anwohner schließlich eine Recht auf den Platz in der eigenen Garage!), muss man notgedrungen nachgeben. Aber bis es soweit ist, heißt es erstmals genießen - die zahlreichen Vorteile eines SUVs. Und der Freelander ist dabei ohne Zweifel ein Genussspecht, nicht nur auf der Straße, sondern vor allem im Gelände!
Als Ergänzung zur bisherigen Freelander- Produktpalette war er mehr als überfällig, zählt er dort doch seit langem zu den beliebtesten Modellen. Land Rover scheute weder Mittel noch Mühen die Attraktivität mittels eines „upgrades“ für die gesamte Baureihe zu steigern. Besonders gut gelungen ist den Briten dies bei der exklusiven Sondermodell-Ausgabe „Sport Edition“ mit all ihren attraktiven Stylingelementen und ausschließlich in der Trendfarbe „Barolo Black“ lackiert.
Nun muss es ja nicht unbedingt „Barolo black“ sein. Unser Wuchtbrummi kam - wir bleiben eben bei Königs – in gedämpftem Bronze-Gold angerauscht und beeindruckte nicht nur das Redaktionsteam, sondern auch die Nachbarschaft schwer, wie er so im goldenen Glanz der Abendsonne aufleuchtete und geradezu danach lechzte, endlich zeigen zu können, was unter seiner Haube steckt. Bei so viel Exklusivität, beginnend bei der Karosserieoptik, serienmäßigem Panoramaglasdach, elektrisch verstellbaren Sitzen, ein serienmäßig integriertes Telefonsystem mit Bluetooth-Funktion, einer Garagentor-Fernbedienung sowie Heizungen an Frontscheibe und Scheibenwischerdüsen, und schließlich endend beim Heckspoiler, bleibt eigentlich kein Wunsch mehr offen.
Es dauerte schon eine ganze Weile, ehe wir uns mit den zahlreichen Schaltern vertraut gemacht hatten und dem Ausflug ins Gebirge keine Unwissenheit mehr drohte. Als absolut vorteilhaft erwies sich nun der Cousin in Tirol mit Jagdhütte und entsprechendem Terrain. Mit wahrer Freude probierten wir nun die Optimierungsmöglichkeiten des Terrain Response Systems aus, welches stets die richtige Anpassung an die jeweilige Fahrbahnbeschaffenheit erlaubt. Denn kaum hatten wir die asphaltierte Landstraße verlassen, ließen wir den neben dem Schalthebel angebrachten Drehknopf auf 4x4-Antrieb einrasten und beeindruckten damit sicherlich die am Wegrand grasenden Kühe enorm. Als der Fuhrweg immer schmaler und die Grasnarbe immer breiter wurde, zeigte unser Ritter was er so alles unter funkelnder Rüstung zu bieten hat. Seine Offroad-Talente schüttelt er dabei geradezu aus dem Ärmel bzw. aus den Rädern, verbesserte beispielsweise seine Geländelage durch Umschaltung von Front- auf Hinterradantrieb durch eine elektronisch gesteuerte Haldex-Kupplung, welche bis zu 100 % der Antriebskraft an die Hinterachse weiterleitet. Bergauf und auch bergab gab er sein Bestes, durchquerte matschige Bachläufe, überkletterte steinige Almwiesen und wurzeldurchzogene Waldwege, ehe er vor seinem Ziel zum Stehen gebracht wurde.
Kein Zweifel, ich als Fahrerin war wesentlich mehr erschöpft als unser Offroader, der uns alle nicht nur auf der Straße, sondern vor allem im Gelände restlos überzeugte. Auch aufgrund der perfekten, auf alle Unebenheiten reagierenden Federung, welche nie das Gefühl aufkommen ließ, man würde halb zerschlagen aussteigen.
Keine Frage: Wer nicht nur einmal im Jahr, sondern öfter die Freiheit in der Abgeschiedenheit genießen möchte, ist mit dem Freelander wahrlich königlich bedient.