“Schwerer Unfall durch unachtsames Abbiegen”! Schlagzeilen dieser Art sind in allen Medien leider viel zu häufig zu lesen. Denn immer wieder gefährden Falschabbieger Rad- und Autofaharer, aber auch Fußgänger viel zu oft.
Fehlerhaftes Abbiegen ist noch immer eine der häufigsten Ursachen für Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Die Statistiken zeigen aber auch, dass dabei vor allem all jene Verkehrsteilnehmer, die am wenigsten geschützt sind, wie Radfahrer und Fußgänger, am meisten durch betroffen sind. Solche Vorkommnisse laufen in aller Regel mit mehr oder minder schweren Personenschäden ab. Auch die Folgen von Kollisionen, bei denen ein nach links abbiegender Autofahrer einen entgegenkommenden Motorradfahrer nicht oder zu spät wahrnimmt, kennt man zur Genüge!
Von den 2021 registrierten 258.987 Verkehrsunfällen mit Personenschaden zählen jene mit Fehlverhalten der Unfallbeteiligten beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Anfahren zu den häufigsten. 227 Menschen kamen dabei ums Leben.
Als besonders häufige Ursachen für die hohe Zahl an Unfällen und Getöteten gelten speziell Ablenkung und Unachtsamkeit. Noch immer benutzen zahlreiche Teilnehmer am Straßenverkehr offenbar ihr Handy ohne Freisprechanlage. Aber auch der vorgeschriebene Schulterblick beim Abbiegen wird viel zu oft unterlassen. Und gerade dies kann in unübersichtlichen Verkehrssituationen üble Folgen haben. Denn insbesondere innerorts wird die Sicht nicht nur der Personen am Steuer durch parkende Fahrzeuge und Lieferverkehr vielfach massiv eingeschränkt. Dadurch kann es schnell passieren, dass an Kreuzungen und Einmündungen Fußgänger und Radfahrer nicht wahrgenommen werden. Wenn dann auch diese Verkehrsteilnehmer noch unaufmerksam sind, ist das Malheur nahezu vorprogrammiert.
Bei weiterer Betrachtung der Unfallstatistiken fällt auf, dass sich mehr als ein Viertel der Unfälle in Deutschland an Kreuzungen oder Einmündungen ereignet, weil ein Verkehrsteilnehmer beim Abbiegen oder Kreuzen die Vorfahrt missachtet. Solche Abbiege- und Kreuzungsunfälle passieren übrigens Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 17 bis 24 sowie über 65-Jährigen überdurchschnittlich oft, wie die einschlägigen Erhebungen ausweisen. Experten führen solche Kollisionen insbesondere darauf zurück, dass Kreuzungen und Einmündungen eine besondere Herausforderung darstellen, weil dort ein komplexes Szenario im Straßenverkehr bewältigt werden muss. Und damit sind offenbar zu viele Verkehrsteilnehmer überfordert. Fatal dabei ist vor allem, dass unvorsichtiges oder falsches Verhalten beim Ab- bzw. Einbiegen sehr häufig schwere Unfälle zur Folge hat, die besonders für die sogenannten schwachen Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer mit heftigen Verletzungen ausgehen können.
Richtiges und ordnungsgemäßes Abbiegen bedingen als oberste Maxime: Schulterblick, höchste Aufmerksamkeit und permanente Bremsbereitschaft! Beim Schulterblick, den Fahrlehrer immer wieder als elementaren Teil der Fahrausbildung hervorheben – und üben –, geht es darum, durch die Drehung des Kopfes zur Seite beim Spurwechsel oder beim Abbiegen den toten Winkel zu eliminieren. Versäumnisse beim Blick über die Schulter zurück können schwere Unfälle hervorrufen, wenn sich in den Bereichen, die in den Fahrzeugspiegeln nicht einsehbar sind, andere Verkehrsteilnehmer befinden.
Ebenso wichtig beim Abbiegen ist es, diese Absicht frühzeitig durch Betätigen des Blinkers anzuzeigen. Beim Abbiegen selbst sollte man immer auf Radfahrer oder Fußgänger gefasst sein, die überraschend auftauchen können. Deshalb ist schnelle Bremsbereitschaft gefragt. Um Missverständnisse auszuschließen, empfiehlt es sich außerdem, beim Abbiegen an Kreuzungen den Blickkontakt mit Fußgängern und/oder Radfahrern zu suchen und sich mit ihnen gegebenenfalls zu verständigen.
Und, last but not least, fordern alle Verkehrssicherheitsexperten und Unfallforscher, sich beim Abbiegen voll und ganz auf den Verkehr zu konzentrieren. Denn in solchen komplexen Verkehrssituationen sind Fehler schnell passiert und können im schlechtesten Fall Menschenleben kosten. Daher gilt hier ganz besonders das Verbot, ein Smartphone am Steuer zu nutzen!
Quelle: Goslar Institut