Er gilt als Flop und hat diese Bezeichnung doch so gar nicht verdient. Mag ja sein, dass der VW Phaeton den ebenbürtigen Modellen der anderen Luxusklassen einfach ob des VW-Zeichens nicht gerecht werden kann – gerecht ist es allemal nicht. Aber, ein Volkswagen ist halt kein Luxuswagen, sondern ein fahrbarer Untersatz für Otto Normalverbraucher. So zumindest ist es in unseren Köpfen verankert. Und der VW Phaeton ist ein Luxuswagen für das obere Management – welche aber keinen „Volkswagen“ sondern ein „Extraklasse-Auto“ fahren möchten. Obwohl, die Upperclass fährt den Wagen selbstredend nicht mehr selber – dafür gibt es Chauffeure, heute mit Bodyguard-Qualitäten zusätzlich! Und das ist auch gut so, denn der VW Phaeton, vor allem jener mit dem langen Radstand, ist ein rollendes High-End-Büromit allen Schikanen.
Wer mit ihm durch die Innenstädte kreuzt, wird an jeder Ampel neugierig beachtet und selbstverständlich erhofft man sich einen Blick auf die VIP auf dem Rücksitz. Wird aber nichts mit dem Beschau, die abgedunkelten Scheiben lassen keinen Blick nach innen zu – umso amüsanter ist der Blick für die drinnen sitzenden auf die Gaffer. Ach, einmal Promi sein – wer diesen Traum hat, sollte sich wenigstens ab und an in so einer Luxuskarosse durch die Stadt chauffieren lassen.
Doch kommen wir zu den Fakten und fangen wir lieber gleich mit seinen Minuspunkten an. Ob man die Parkplatzsuche mit dem 2,4 Tonnen schweren und in der Langversion 5,18 m langen Gefährt wirklich dazu rechnen kann, ist Anschauungssache – denn wie schon erwähnt – diese Limousine wird eigentlich vom firmeneigenen Chauffeur gelenkt und ob oder wie der einen Parkplatz findet, ist Big Boss am Rücksitz ziemlich egal. Nicht egal sollte dem Hersteller das miserabel arbeitende Navigationssystem sein - das hat jeder koreanische Kleinwagen besser drauf! Gestört haben uns persönlich (daher subjektiv zu sehen) die zahlreichen, vor allem bei hellem Sonnenschein schlecht ablesbaren, Bedienknöpfe des Autos sowie die etwas zu rassig geratenen Hebel beim Wischer und Blinker. Obwohl Chauffeure tragen ja wahrscheinlich Handschuhe! Und damit hat es sich auch schon, mit dem Gemecker. Schließlich entsteht das Fahrzeug immer noch in der Gläsernen Manufaktur in Dresden und nicht einfach in der Fabrik in Wolfsburg.
Schwarz, anthrazit, allenthalben noch dunkelblau sind die bevorzugten Farben der auf 19-Zoll-Reifen ruhenden Karosse mit der auch lange Strecken durchaus zum Vergnügen werden. Schließlich ruht man, von edlem Wurzelholz umrandet, auf feinstem Leder und selbst großgewachsene Personen können im Fond problemlos die Beine bequem von sich strecken. Gepäck, sofern man (vom Golfbag vielleicht mal abgesehen) denn überhaupt eines transportieren will, ist kein Problem – der Kofferraum fasst gute 500 Liter.
Besonders lobenswert (vor allem bei dichtem Verkehr) unseres 240 PS/176 kW 3,0 V6-starken Diesel-Autos mit Automatikgetriebe ist der Abstandsregeltempomat bis Tempo 200 und natürlich der permanente Allradantrieb (ein Segen bei rutschigen oder glatten Winterstraßen) sowie die Luftfederung. Auf 100 km/h ist man in 8,6 Sekunden, bei etwa 240 km/h will er dann nicht mehr – aber ehrlich gefragt: Wer braucht dieses Tempo wirklich oder: Wo kann man es überhaupt noch fahren? Auf nächtlichen (neu asphaltierten) Autobahnen in regenfreier Hochsommernacht!
Die im VW Phaeton eingebauten Assistenzsysteme wie adaptives Fahrlicht, Bisxenon-Scheinwerfer etc. kommen primär vom VW Touareg.
Fazit: Ungeliebt, verkannt und immer noch gerne mit Häme übergossen – aber wer ihn einmal gefahren hat, wünscht sich dies öfter tun zu können. Er ist sicher immer noch das „beste Auto“ von VW – denn seine Qualitäten, aber auch sein Preis (ab ca. € 69.000.–) sind durchaus beachtenswert. (Sylvia von Lichem)
Weitere Informationen unter: www.volkswagen.de