Wien ist ja immer eine Reise wert und wenn man in Wien ist, so gehört der Besuch der weltberühmten Albertina zu den Must-see dieser Stadt. Nachstehend einige Eindrücke von gerade laufenden Ausstellungen - Besuch dringend empfohlen! Unsere Korrespondentin Jasmina hat sie für uns besucht.
Aufgewachsen in Long Island und mit den Massenmedien konfrontiert, prägt Longos soziologische Sichtweise seine Kunst. Seine Werke fangen die zyklische Natur menschlicher Macht, Schwäche und Zerstörung ein. Die monumentale Ausstellung in der Albertina hinterfragt unser Verständnis von Konflikten, von ihren psychologischen Wurzeln in seinen Freud-Zeichnungen bis hin zu den verheerenden Auswirkungen des Todes in seinem Bild einer Atombombenexplosion. Seine 1981 entstandene Serie Men in the Cities zeigt die Zerbrechlichkeit des New York der 1980er Jahre, das von der steigenden Kriminalität und der Politik der Reagan-Ära geprägt war. Die scharfen, überlebensgroßen Bilder bestechen durch ihre erschreckende Schönheit. Longos Arbeiten sind nach wie vor von eindringlicher Aktualität und spiegeln aktuelle Tragödien wie Waffengewalt und den Gaza-Konflikt wider. Sein Floß auf dem Meer evoziert die Hoffnungslosigkeit der Flüchtlingskrise und versetzt den Betrachter auf die gleiche Ebene wie das verlorene Floß. Leider erinnert uns die Zeitlosigkeit seiner in Schwarz und Weiß gehaltenen Motive daran, dass menschliches Verhalten in seinen zerstörerischen Zyklen verhaftet bleibt.
Wurms vielseitiges Werk - Skulpturen, Zeichnungen, Videos, Fotografien und sogar Anleitungen - fordert uns auf, nicht länger vergeblich nach dem Sinn des Lebens zu suchen, sondern die Paradoxien der Existenz zu beobachten. Die Interaktivität der Ausstellung verstärkt die Momente der Verwirrung, stört die gewohnten Vorstellungen vom „gesamten Wesen des Menschen“ und lädt uns ein, Unvorhersehbarkeit und neue Perspektiven zuzulassen. Ein persönlicher Favorit, Self Portrait as Pickles, veranschaulicht, dass „obwohl jede Gurke individuell verschieden ist, sie dennoch sofort als Gurke identifizierbar ist und als solche klassifiziert werden kann … genau wie ein menschliches Wesen“ (Erwin Wurm). Diese humorvolle Absurdität findet ihren Widerhall in seinen One Minute Sculptures, bei denen der Betrachter als Teil des Kunstwerks unlogische Positionen einnimmt und die Grenzen zwischen Kunst und Alltag verschwimmen. The Fat Car kritisiert den Warenfetischismus, während Narrow House die Einengung durch gesellschaftliche Normen reflektiert. Letztendlich lädt der österreichische Künstler dazu ein, die Realität mit Humor zu konfrontieren, und fordert uns auf, über die Absurdität des Lebens zu lachen.
Rund und um das 40. Todesjahr des Künstlers, zeigt die ALBERTINA in ihrer großen Herbstausstellung die gesamte Faszination der Themen- und Motivwelt Chagalls. Mit der Schau schließt sich auch ein Kreis: Es ist dies die letzte große Ausstellung der Moderne und ein grandioser Abschluss der ein Vierteljahrhundert währenden Generaldirektion von Klaus Albrecht Schröder. Marc Chagall (1887 – 1985) zählt zu den großen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sein Schaffen umfasst mehr als 80 Jahre und lebt von einer Vielseitigkeit, die immer wieder aufs Neue in Staunen versetzt. Seine Kunst – bekannt für leuchtende Farben und poetische Bildkompositionen – ist uns vertraut. Trotz dieser Vertrautheit zu seinen Bildern hat Chagalls Kunst nichts von ihrer Rätselhaftigkeit und geheimnisvollen, spirituellen Aura eingebüßt. Sein unverkennbarer künstlerischer Ausdruck, der uns an die Magie von Traumbildern erinnert, bleibt ein unerschöpflicher Kosmos. Marc Chagalls Bildwelt widersetzt sich der gewohnten Ordnung der Dinge. Nichts scheint an seinem rechten Platz. Nur eine Konstante gibt es in seinem Leben und Schaffen: die Erinnerung an seine Kindheit und Jugend in Witebsk.