Kann man künftig überhaupt noch in niedrig gelegene Skigebieten dem weißen Sport frönen? Nicht nur die Pandemie und der dadurch ausgelöste Arbeitskräftemangel, sondern auch der nicht mehr wegzuleugnende Klimawandel stellen den Tourismus vor große Herausforderungen. Wie sieht die Zukunft in jenen Skigebieten aus, die jetzt schon massiv mit fehlendem Schnee ein Problem haben? Und wie muss das Tourismuskonzept der Zukunft dafür aussehen?
Theresa Haid befasst sich damit eingehend und befragt dazu auch Markus Redl von ecoplus Alpin zur Tourismusentwicklung von neun Bergerlebniszentren im alpinen Süden Niederösterreichs. Es geht nicht nur um beschneite Pistenflächen, sondern auch um Bikeparks inmitten von Skigebieten und große Adventurparks als Vorbilder eines ganzjährigen Sportangebotes.
Zwangsläufig bedingten Wetterphänomene wie Starkregen, Orkantiefs oder Föhnwetterlagen im Hinblick auf beschneite Pistenflächen strategische Teilrückbauten. Vor allem für niedrig gelegene Skigebiete wird das zuerst treffen. „Jeder Kubikmeter Schnee, der produziert wird und die Sicherheit und die gewohnte Qualität für das Pistenerlebnis gewährleisten soll, wird wesentlich teurer werden. Daher muss man sich überlegen, was wirklich benötigt wird, an welchen Stellen eingespart und welche zukunftsweisenden Projekte umgesetzt werden können“, betont Markus Redl. Die Monokultur der plattgewalzten Piste war gestern. Zukünftig braucht es neue, vielfältigere Wege, um mit weniger beschneiter Fläche das gleiche … Erlebnis zu schaffen. Auch müsse man zukünftig “… in jenen Skigebieten mit einer gut ausgebauten Seilbahninfrastruktur … diese auch im Sommer nutzen”.
Da aber die niedrig gelegenen Skigebiete dies nur selten bieten können, braucht es andere Ansätze der Attraktivierung. Eine, in diesen Gebieten meist relativ kurze Wintersaison und fast nicht mehr garantierbare Schneebedingungen für das Skierlebnis, lassen die Herausforderungen in diesen Gebieten immmer größer werden.
Daher hat man beispielswiese im niederösterreichischen Skigebiet in St. Corona am Wechsel in den letzten Jahren ein umfangreiches Angebot für Mountainbiker:innen geschaffen. Der Bikepark „Wexltrails“ verzeichnet mittlerweile dreimal so viele Besucher:innen pro Jahr wie das Skigebiet. „Wir haben einen eigenen „Bikelift“ für Mountainbiker:innen gebaut, der auch im Winter Einsatz findet und von den Skifahrer:innen genutzt werden kann. So schaffen wir ein attraktives und vor allem ganzjähriges Angebot“, so Redl.
Noch steht der Winter als wertschöpfungsreichste Saison in den Alpen on top, aber schon stellen das längst eingetretene Wechselspiel der Saisonen, vermehr im Fokus. 365 Tage Berg- und Skierlebnis gelten als zukünftig machbar und internationale Beispiele, die als Vorbild dienen können, gibt es bereits. So bieten in Nordamerika Adventurparks, wie der Woodward Park City, im Bundesstaat Utah, ein umfangreiches und vor allem ganzjähriges Sportangebot, das vor allem für Tagestourist:innen aus der nahegelegenen Großstadt Salt Lake City einen Ausflug wert sei.
Aber auch in Europa gibt es Beispiele, wie der „CopenHill“, dem Kopenhagener Zentrum für urbanen Bergsport, wo dänische Wintersportler:innen unter anderem auf einer 450 Meter langen Skipiste ihre Schwünge ziehen – und das auf einer Müllverbrennungsanlage. In den Sommermonaten kann die Anlage mit einer 85 Meter hohen Kletterwand punkten.
„Diese internationalen Aushängeschilder leben”, so Redl, “uns vor, wie ein 365 Tage Bergerlebnis ausschauen kann. Für Großstädte wie z.B. Wien könnte ich mir sogenannte Schneeparks, die an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sein müssen, gut vorstellen“, ergänzte Redl. Das Ziel in naher Zukunft müsse es sein, der Bevölkerung einen niederschwelligen Zugang zu einem ganzjährigen Sportangebot zu ermöglichen.
Weitere Informationen und den Podcast zum Nachhören findet man auf: www.vitalpin.org/podcast