Die Gesellschaft wird immer bewegungsfauler. Einem seit knapp fünf Jahrzehnten stabil bleibenden hohen Niveau bei der Nährstoffaufnahme, steht eine rapide abnehmende Kurve beim Nährstoffbedarf gegenüber. Diese immer größer werdende Diskrepanz führt in Deutschland immer häufiger zu Fällen von Adipositas, dem Hauptrisikofaktor für das Entstehen von Typ 2 Diabetes.
Und genau an dieser Stelle setzt das von Eli Lilly and Company geförderte Bewegungsprogramm BEL an. Das maßgeschneiderte Programm soll wieder Bewegung in den Alltag der an Typ 2 Diabetes erkrankten Patienten bringen. Weder Diäten noch Insulinspritzen oder medikamentöse Therapien sollen dabei hauptsächlich zur Verbesserung des Lebensstils der Patienten führen. Viel unkomplizierter: Der (Bewegungs-) Sport soll es richten.
Ganz so unkompliziert ist es allerdings nur auf den ersten Blick. Denn oft haben übergewichtige Menschen in der Vergangenheit bereits negative Erfahrungen mit Sport gemacht und sind deswegen oft schwerer für Bewegung zu motivieren als Menschen mit Normalgewicht.
Doch der spezielle Aufforderungscharakter des Bewegungsprogramms, soll Abhilfe schaffen. Die 10-15 Minuten lang dauernden Übungen fordern die Patienten dazu auf, körperliche Aktivität wieder in den Tagesablauf zu integrieren, um mehr Selbständigkeit und Belastbarkeit im Alltag zu erreichen.
Und genau diese Alltagstauglichkeit stellt das besondere Merkmal des auf den ersten Blick minimalistisch anmutenden Programms dar. Die nach motorischer Beanspruchung geordneten Übungen in den fünf Modulen („Stabilisation und Kräftigung”, „Dehnung und Mobilisation”, „Koordination”, „Ausdauer” und „Entspannung” siehe Bild) können in Alltagskleidung durchgeführt werden und auch in den oft sehr bewegungsarmen Tagesablauf in Beruf und Freizeit integriert werden.
Im BEL-Programm werden auch zusätzliche Materialien, wie der Airogym , von den Programmentwicklern der Deutschen Sporthochschule empfohlen. Das Luftkissen mit zwei Kammern, die durch eine kleine Öffnung miteinander verbunden sind, so dass die Luft aus einer Kammer in die andere gedrückt werden kann, dient als einfach handhabbares‚ Trainingsgerät´. Es kann bei jeder Übung und in jeder Alltagssituation eingebaut werden.
Die Diabetesberater/Innen erhalten von der Deutschen Sporthochschule spezielle Schulungen, um BEL in ihre Arbeit mit den Diabetes-Patienten einbinden zu können. Das Programm ist dabei so konzipiert, dass die individuellen Bedürfnisse der Patienten berücksichtigt werden. Hinweise auf Alltagsziele wie z.B. „fördert die Sicherheit beim Gehen” zeigen ganz konkret auf, welche Vorteile die Bewegungen bringen. „Ziel ist es, den Patienten die positiven Effekte von Bewegung zu vermitteln, sie dies praktisch erfahren zu lassen und somit eine Initialzündung zu setzen, die zum regelmäßigen Üben zu Hause auffordert”, sagt PD Dr. phil. Bettina Schaar, Oberstudienrätin des Instituts für Rehabilitation und Behindertensport.
Um die Übungen auch in den eigenen vier Wänden zwei bis dreimal die Woche durchführen zu können, erhalten die Patienten einen Aufsteller mit Abbildungen der Übung und speziellen Hinweisen zu anwendbaren Situationen im Alltag. „Die Übungen können z. B. beim Fernsehen oder beim Warten auf den Bus angewendet werden”, sagt Ulrike Thurm, Diabetesberaterin aus Berlin. Ob „Oberkörper neigen”, „´Fingerhakeln´ für Schulter und Arme” oder „Stabilisation und Kräftigung des Rumpfes”, die Bewegungen sind leicht und selbständig ohne Sportkleidung durchführbar.
Dabei soll es schnell zu den erwünschten Erfolgserlebnissen auf Patientenseite kommen. Neben psychosozialen Zielen (z.B. Handlungswissen, Selbstvertrauen) sollen physische Ziele (Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit) verfolgt werden. Am Ende der Kette steht als Resultat die Reduzierung des Körpergewichts und des Body-Mass-Index (BMI), was einer der größten Erfolgserlebnisse auf Seiten der Patienten darstellt. Aber auch positive Erfahrungen mit Bewegungen führen zum Erfolg. „Nach den Übungen hatte ich zum ersten Mal seit langem wieder Muskelkater. Das erinnert mich an meine positiven Erlebnisse in der Jugend”, begründet Herbert Brehler, Typ 2 Diabetiker und Teilnehmer einer BEL-Schulung, seine Motivation.
Informationen zu BEL unter: www.lilly-diabetes.de
Liebermeister H. Adipositas: Ursachen, Diagnostik, moderne Therapieoptionen. Köln: Dt. Ärzte-Verl. 2002, 86