“Das ist das angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Anse-hen eines Abenteuers gewinnt. ….” Bis heute haben diese Worte von Johann Wolfgang von Goethe nichts an Bedeutung verloren. Das gilt ganz besonders für die Stadt Weimar, die im kommenden Jahr einige bedeutende Anlässe zum Feiern hat: zum einen den 250. Geburtstag Friedrich Schillers, der wie Goethe lang in der Klassi-kerstadt lebte, zum anderen die Gründung des Bauhauses und der Weimarer Republik, jeweils vor 90 Jahren. Darüber hinaus ist es 2009 genau zehn Jahre her, dass Weimar die Wahl zur Kulturhauptstadt Europa genutzt hat, um seine pflegebedürftige Altstadt herauszuputzen. Die meisten der alten Gebäude sind wunderbar reno-viert. Das wirkt bis heute. Die thüringische Stadt mit ihren knapp 65.000 Einwohnern zieht jedes Jahr mehr als 550 000 Besucher aus aller Welt an. Staunend wandern sie durch Goethes Wohnhaus am Frauenplan, in dem Goethe bis zu seinem Tod 1832 wohnte, und das heute als Museum die Wohn- und Arbeitsräume des Dichters zeigt. Überrascht sind viele von den schlichten, engen Kammern. Goethe liebte es so. “… Sie sehen in meinem Zimmer kein Sofa; ich sitze immer in meinem alten hölzernen Stuhl… Eine Umgebung von bequemen und ge-schmackvollen Möbeln hebt mein Denken auf…” . Mit ein wenig Phantasie kann man sich in die Zeit zurückver-setzen, in der Goethe dort seine großen Dichtungen wie “Die Wahlverwandtschaften” oder “Faust” schuf. Eine ähnliche Reise in die Vergangenheit gelingt ohne weiteres im Wittumspalais, dem Wohnsitz der Herzogin Anna Amalia, die dort regelmäßig die Kulturelite Weimars zur Tafelrunde zusammenrief.
Anna Amalia, die nach dem Tod ihres Mannes bereits mit 16 Jahren im Jahr 1756 die Regierung übernehmen musste, und ihrem Sohn Herzog Karl August verdankt Weimar ihren Ruf als Kultur- und Geisteszentrum Euro-pas. Die Herzogin war es, die auf dem Platz der Demokratie die nach ihr benannte Bibliothek einrichtete, die nach dem verheerenden Brand im September 2004 heute wieder im alten Glanz erstrahlt. Anna Amalia und vor allem ihr Sohn waren es, die zahlreiche berühmte Dichter, Denker und Musiker nach Weimar holten. Viele blie-ben für immer, wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, der 1799 zu seinem Freund Goethe nach Weimar zog. Sein Wohnhaus in der von Platanen gesäumten Schillerstraße ist heute ebenfalls als Museum ein-gerichtet. Das leuchtend gelbe Bürgerhaus fällt zwischen den Geschäften und Cafés besonders auf.
Beiden großen Dichtern hat die Stadt auf dem Theaterplatz vor dem Deutsche Nationaltheater, wo 1919 die erste demokratische Verfassung Deutschlands beschlossen wurde, ein Denkmal gesetzt. Um das vom Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel geschaffene Wahrzeichen Weimars drängen sich täglich viele Touristen. Auch das Bauhaus von Walter Gropius schräg gegenüber, die erste bedeutendste Kunstakademie und Designerschule Deutschlands, ist touristischer Anziehungspunkt. Dass Gropius sein Bauhaus 1925 nach sechs Jahren wegen der ablehnenden Haltung vieler Bürger nach Dessau verlegte, wird heute von vielen Weimarer Bürgern bedauert.
Weimar war nicht nur Heimat großer Dichter, sondern auch großer Komponisten. Franz Liszt lebte dort; 1872 veranlasste er die Gründung der erste Orchesterschule Deutschland, aus der die erste Musikhochschule Deutschlands hervorging. Heute sind an der Franz Liszt Musikhochschule am Platz der Demokratie rund 850 Studierende aus mehr als 50 Ländern immatrikuliert.
Einer der ersten namhaften Musiker, die sich in Weimar niederließen, kam bereits 1708 in die Residenzstadt: Johann Sebastian Bach. Er lebte dort neun Jahre und komponierte in dieser Zeit einen Großteil seines gesamten Orgelwerks sowie zahlreiche Kantaten und Cembalowerke. Lange Zeit war Bach Organist in der Stadtkirche St. Peter und Paul. Das bedeutendste Gotteshaus der Stadt wird auch Herderkirche genannt, weil der Dichter Jo-hann Gottfried Herder dort von 1744 bis 1809 als Prediger tätig war. Sehenswert in der Kirche ist das Altarbild, das Lucas Cranach der Ältere kurz vor seinem Tod gemalt hatte, empfehlenswert ein Spaziergang durch den zauberhaften, liebevoll gepflegten Garten hinter der Kirche, den Herder so liebte.
Gärten und Parks bestimmen neben den attraktiven Gebäuden den Charme Weimars. Der Park an der Ilm, des-sen Gestaltung Goethe stark beeinflusst hatte, ist der größte und bekannteste; er zieht sich etwa 1600 Meter am Fluss entlang und ist nicht nur wegen Goethes Gartenhaus, das dort besichtigt werden kann, ein äußerst belieb-tes Ziel der Einheimische und Touristen. Im Zentrum von Weimar liegt der idyllische Weimarhallenpark mit der Kongress-Halle. Dort wird es 2009 zum Schiller–Geburtstag und dem Bauhaus-Jubiläum einige interessante Veranstaltungen geben. “Vieles ist erst im Entstehen,” so Pressesprecherin Uta Kühne. “Ganz sicher wird Inten-dantin Nike Wagner mit ihrem Kunstfest “pèlerinages, das die Weimarhalle als einen festen Spielort nutzt, das Thema Schiller aufgreifen.” Ein kulturelles Ereignis sollte man sich Uta Kühne zufolge in jedem Fall schon mal vormerken: die Amerikanische Nacht im Weimarhallenpark. Bei diesem Open Air-Konzert wird die Staatskapelle Weimar am 4. Juli auf einer schwimmenden Bühne im Teich unter Leitung des amerikanischen Dirigenten Carl St. Clair ein anspruchs- und stimmungsvolles Konzert geben. Besucher, die nicht sitzen mögen, können ermä-ßigte Flanierkarten kaufen, mit denen sie den Musikgenuss mit einem Bummel durch den beschaulichen Park verbinden können.
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