Willst Du Dir das wirklich antun? Meine Freundin sieht mich an, als hätte ich ihr soeben eröffnet, mich für einen Aufenthalt in der Antarktis, eine Everestbesteigung oder einen mehrwöchigen Aufenthalt im Beduinenzelt beworben zu haben. „Ja wieso denn nicht“, gebe ich leicht eingeschnappt zurück. Ich kann ihr Unverständnis weder verstehen noch akzeptieren. Schließlich liebe ich meine Familie, habe sie seit ich denken kann um mich geschart und gelte als Reiseorganisationsgenie. Zugegeben, selten oder eigentlich fast nie, waren wir drei Frauen zusammen unterwegs. Mutter und Tochter immer wieder, und diese Feststellung bezieht sich auf schöne Reisen, die ich mit meiner Tochter, aber auch mit meiner Mutter unternommen habe. Nur zu dritt, bei immerhin zweimal dreißig Jahren trennendem Alter und unterschiedlichen Lebensbetrachtungen, das hatten wir noch nie. Aber der Anlass muss doch verständlich sein. Mama bzw. Oma würde im August ihr zehntes Jahrzehnt beginnen und die Tochter für zwei Jahre in die USA entschwinden. Beide Protagonisten betrachten die Ereignisse nicht gerade als Grund zum Jubilieren. Ich hingehen kann den Stolz nur schwer verhehlen. Auf die fitte Mutter, die immer noch mitten im Leben steht, auch wenn das ein oder andere Zipperlein mal anklopft, auf die tüchtige Tochter, welche, obwohl längst erfolgreich im Beruf verankert, nochmal zwei karge Studentenjahre auf sich nehmen wird. Wäre da bloß nicht diese Entfernung!
Wenigstens ein paar Tage Gemeinsamkeit sollten wir uns deswegen gönnen, meinen Mutter und Enkelin unisono. Wer weiß denn schon… doch negative Gedanken haben gottlob keinen Platz in der beginnenden Reiseplanung.
Berge, also Berge, darüber sind wir uns schnell einig, sollten schon sein. Schließlich kommt Mama aus ihnen und das Kind verbringt samt Freund jede freie Stunde in ihnen. Berge bedeuten aber auch, sich den Launen des Wettergottes auszusetzen. Sonne weiß blau wäre natürlich der Wunsch, doch beim diesjährigen Sommer mag man sich darauf nun mal nicht verlassen. Gipfel und Sonne garantiert? Findet man (fast) immer auf der Sonnenterrasse des Hochplateaus von [Serfaus-Fiss-Ladis**. Weil da nämlich geologisch und somit auch wettermäßig das „Engadiner Fenster“ seinen Einflussbereich den Wetterkapriolen tektonisch entgegen stemmt und locker für über 2ooo Sonnenstunden im Jahr sorgt.
Unser erstes Ziel wäre nun schon mal gefunden. Die zweite Etappe ergibt sich daher von selbst. Südtirol mit dem obstreichen Vinschgau und der sonnenverwöhnten Kurstadt Meran liegen ja praktisch ums Eck. Mama ist begeistert, das Kind eher skeptisch. Womöglich sind die Berge nur bessere Hügel – wo man derzeit doch 1000 Höhenmeter locker in drei Stunden hinter sich lässt. Und dann noch Meran – klingt das nicht nach Seniorenresidenz? Schließlich siegt die Liebe zur Oma und vielleicht wohl auch ein wenig das Vertrauen in die landeskundige Mutter. Die beschließt lieber nicht nachzudenken, was da noch alles sein könnte…
Am Abreisetag reiht sich das Gepäck einer arabischen Großfamilie vor dem Kofferraum unseres durchaus geräumigen Opel Insignia. Muss das wirklich alles mit? Alt und jung nicken nachhaltig, meinerseits bedarf es mehrerer Be- und Entladungen, bis schließlich auch das letzte Handgepäck sicher verstaut und die Limousine, mit ihren schwarz getönten Mafiascheiben, leicht geschwächt in die Räder gesunken ist.
„Weil wir’s genießen“ , lautet das Motto von Serfaus-Fiss-Ladis , seit Jahren bereits ein Eldorado für skibegeisterte Familien. Schon 1985 hat man in Serfaus durch den Bau der unterirdisch verlaufenden Dorfbahn Autos, und das Verkehrschaos am schmalen Ende des Ortes, auf die grünen bzw. winterweißen Wiesen verbannt. Mit Stolz blickt man auch heute noch auf die einwandfrei funktionierende Serfauser U-Bahn, die gemächlich über vier Stationen vom Ortsanfang zu den Liften am Ortsende pendelt. Sie ist, wie so vieles dank der alpenweit einmaligen SUPER. SOMMER. CARD auf diesem äußerst familienfreundlichen 1200 – 1400 m hochgelegenem Tiroler Sonnenbalkon, für gemeldete Besucher kostenlos. Die Gästekarte befördert nicht nur alle ihre Besitzer gebührenfrei auf allen Gondel- und Seilbahnen, sowie mit dem Busshuttle zwischen den Dörfern. Kinder (ab 3 Jahren) nehmen damit am Ganztages-Animationsprogrammen im “Murmli-Club” in Serfaus oder im ” Mini-Maxi-Club” Fiss-Ladis teil. Die Erwachsenen haben die Wahl unter 12 (!) geführten Wanderungen pro Woche! So lässt sich nicht nur der knapp 3000 m hohe Furgler besteigen, man erfährt bei sachkundigen Lehr-Spaziergängen viel über die heimischen Kräuter und ihre Wirkstoffe, oder aber man erobert sich mit Hilfe von 90 Elektrobikes genussvoll und ohne schweißtreibende Anstrengung diese hochgelegene Tiroler Ferienregion. Wer es lieber sportlicher will, dem stehen natürlich auch bestausgerüstete Mountainbikes dafür zur Verfügung.
Genusssüchtig kann man hier ganz schnell werden – die Drogen heißen unter anderem Speckknödel, Kaiserschmarrn und Marillengeist , gedealt wird mit ihnen in jedem der zahlreichen Hotels und Gasthöfen. Und die kulinarischen Kreationen der Spitzenköche brauchen keine Vergleiche zu scheuen. Drei Hauben, zahlreiche Sterne und noch mehr Punkte türmen sich beispielsweise im Wellnesshotel Schalber zu einem wahren Gourmetgipfel , den es jeden Tag aufs Neue zu erobern gilt. Auch in jeder anderen Hinsicht lässt die Residenz nicht viele Wünsche offen. Alles, was so ein Wellnessherz zu begehren vermag, findet der suchende Gast hier auch. Bestens geschultes Personal im Beauty-Bereich, eine großzügige Bäder-und Saunalandschaft mit Panoramaausblicken inklusive separatem Familienbad, Lady und Private-Spa, zahlreiche Ruheräume und lauschige Plätzchen im geräumigen Garten. Wer ganz zu sich selbst finden möchte, kann im Feng-Shui-Garten Ruhe und Gelassenheit suchen. Im Schalber wurde so ziemlich alles vereint, was heute ein perfektes Wellnesshotel auszeichnet und die Stammgäste, viele von ihnen aus der nahen Schweiz, wissen die perfekte Gastlichkeit zu schätzen. Der Chef des Hauses, der gerne damit kokettiert, dass er ja eigentlich noch immer „Bauer“ sei, hat einen wachen Blick und bemerkt auch kleine Unzulänglichkeiten. Nur so kann man vermutlich ein so weitläufiges Haus mit scheinbar leichter Hand führen.
Nach drei Tagen nehmen wir optimal gewellnesst schwer Abschied vom sonnenbeschienenen Serfaus und der köstlichen Küche des Schalbers. Sie wird uns ganz besonders fehlen. War es doch täglich ein Hochgenuss die poetischen Menükarten der hochmotivierten Küchencrew zu studieren, nie wissend, auf was man nun verzichten könnte. Denn eigentlich wollte man ja am liebsten alles probieren. Nur gut, dass tagsüber neben Schwimmbädern, Saunen und Fitnessgeräten auch die vielen Berge rundum einem zumindest die Möglichkeit geben, wenigstens ein paar der köstlichen Pfunde wieder loszuwerden. Wir nehmen uns ganz fest vor bald wieder zu kommen – denn es gefiel allen drei Generationen hier ausnehmend gut.
Wer es kurz liebt, kommt von Serfaus ganz schnell und unkompliziert über den gut ausgebauten Reschenpaß in den Südtiroler Vinschgau. Aber warum schnell, wenn es auch langsam, sehr viel langsamer sogar, geht. Wer die Familienkasse ein wenig schonen will, kann einen kurzen Abstecher ins zollfreie Samnaun unternehmen und allerlei Günstiges einkaufen. Zigaretten, Schokolade und natürlich eine Tankfüllung. Lässt sich durchaus einiges sparen – was man am nächsten Zielort ohne jedes Problem wieder ausgeben kann. Wir beschlossen nämlich einen kurzen Abstecher ins sommerliche St. Moritz zu unternehmen, um dann über das schweizerische Val Müstair und den Ofenpaß zum Zielort Meran weiterzureisen.
Mutter bewundert auf der Fahrt die reich geschmückten Engadiner-Häuser, die Tochter hingegen blickt fasziniert hinauf zu den Dreitausendern rund um St. Moritz. Ich konzentriere mich auf die kurvenreiche Straße und weise auf die uns ein Stück begleitende Rhätische Bahn hin, die seit einiger Zeit zum Unesco-Weltkulturerbe zählt und von St. Moritz über den Flüelapaß Richtung Chur rollt. Wir gondeln stattdessen hinein ins fast autofreie Paradies der Reichen und Schönen. Doch selbst dort ist im Hochsommer der SALE an allen Ecken ausgebrochen. Als ob den hier Logierenden es wirklich was ausmachen würde, ein paar Prozente zu sparen. Wo ein Espresso mit 10 Fränkli und Uhren ab 100.000 der teuren Währung berechnet werden, ist SALE so glaubwürdig, wie ein Deli im Armenviertel von Kalkutta.
Fast alle waren schon hier. Sisi , die legendäre österreichische Kaiserin, prangt gleich mehrfach in Glanz und Gloria auf verschiedenen Sockeln. Messner, der Gott der Berge, wohnt immer dann hier, wenn es ihm auf seinem Schloss Juval zu unbequem wird. Die etwas eigensinnige Dame hat hier wohl einst nicht nur gekurt, sondern sich auch von ihrem Seelenfreund Christomanos aufheitern lassen. Den hatte sie einst aus Korfu mitgenommen und er sollte das touristische Potential der Stadt an der Talfer entdecken. Reinhold Messner hat alle Achttausender bestiegen, den Yeti entdeckt und konzentriert sich nunmehr darauf, Einheimischen und Fremden die Kulturen der Bergvölker ans Herz zu legen. Sisi und Reinhold, beide könnten unterschiedlicher wohl kaum sein, doch beide tun für die Stadt noch immer viel.
Und ganz bald wird auch der ewige Stau in Merans Straßen der Vergangenheit angehören – dann, wenn endlich alles unterirdisch läuft, was so durch Meran fährt. Angeblich soll es nächstes Jahr (2012) so weit sein.
Wer in Meran kuren oder törggelen oder sich nur erholen möchte, kann unter zahlreichen Hotels, Pensionen, Burgen, Wellness-Residenzen und Weinbauern mit Unterkünften wählen. Es ist letztlich eine Frage des Budgets, wie und wo man sich bettet. Keine Frage des Geldes, sondern des Herzens ist es, wie man empfangen wird. Professionell verbindlich oder familiär herzlich. Letzteres kann man mit Fug und Recht den Inhabern des Hotels Irma bescheinigen. Inmitten einer 18.000 qm großen Garten-und Parklandschaft im Meraner Villenviertel gelegen, wird es von drei Generationen der Familie Meister (Oma, Eltern, Geschwister) im Sinne des Wortes meisterlich gemanagt. Bei der Ankunft gibt es ein Gläschen Prosecco, köstlich duftenden Kuchen aus der eigenen Hotelpatisserie, und natürlich Espresso oder Cappuccino so viel der Blutdruck zu lässt. Ganz entspannt zelebriert man hier das Ankommen im Urlaub. Und während wir noch überlegen, ob noch Platz für den köstlichen Schokoladenkuchen wäre, wurde unser Auto entladen und in der hoteleigenen Garage geparkt.
Kleiner Tipp am Rande: Wer nicht so ganz firm beim Bergfahren ist, sollte die Umgebung von Meran mit dem Auto nur auf den großen Hauptstraßen erkunden. Ganz schnell endet man nämlich in einem engen, zwar geteerten Weinbergweg, der (Achtung Navivertrauer – es weiß nicht, was es tut!) auch ans Ziel (aber garantiert ohne jede Umkehrmöglichkeit) führt. Kommt dann einer Entgegen, dann … ja, dann wird es spannend. Also lieber mit dem Taxi oder den öffentlichen Verkehrsmitteln Merans Weinberge erkunden – es ist auch genussvoller: Man darf schließlich all die köstlichen Weine in diesem Fall auch probieren!
Meisters Hotel Irma verfügt über 70 Zimmer und Suiten inklusive Balkonen mit Rundblick auf die Meran flankierende Bergwelt. Diese „privaten Inseln“ liegen verteilt im Haupthaus, der Villa Amore, der Residenz und einem außergewöhnlichen 35 qm großen Baumhaus. Dieses ist vor allem bei Liebespaaren extrem beliebt und über Monate hinweg ausgebucht. Wer also ganz exklusiv hoch oben im Baum nächtigen möchte, sollte sich rechtzeitig anmelden. So romantisch wie der Name ist auch die Villa Amore am kleinen Schwanensee gelegen. Die Zimmerpreise inkl. Genießerhalbpenion beginnen bei € 126.–.
Eine leichte kalorienbewusste, mediterrane abendliche Küche mit Sechs-Gänge-Menü, Frühstück mit atemberaubender Aussicht auf der Dachterrasse (Achtung: Durchfliegende und naschsüchtige Spatzen inklusive) lassen auch den zappeligsten Gast schnell „herunterkommen“. Hier lernt man „das Entschleunigen“ ganz von selbst. Der großzügige SPA-Bereich, mit kaminfeuerbeheiztem Innenpool und fünf weiteren Wasserflächen im Freien, unzähligen Saunen und Wärmebädern, vielen Ruhemöglichkeiten auf schlaffördernden Diwans, verbreiten eine wohlige Atmosphäre. Langeweile lässt sich leicht vertreiben. Die gut bestückte Diogenes-Bibliothek, eine riesige Audiothek und natürlich zahlreiche Verschönerungsmöglichkeiten, von Ayurveda bis Thalasso warten auf die Gäste. Wachsam beäugt wird man von der 19jährigen Hauskatze Irmi, dem Schwanenpaar Sissi und Franz und ihrer habsburgisch benannten Nachkommenschaft sowie den beiden Entendamen Elke und Sieglinde. Eigentlich wartete auf die beiden der Küchenchef, aber glücklicherweise sind sie ihm irgend wie entkommen…
Wir drei Damen haben den Aufenthalt bei Meisters rundum genossen, den armen Hotelchef zum „Portier“ degradiert und ihn ständig zum Auto aus der Garage holen gescheucht. Während Oma vor allem morgens und abends die Wärme in Kaminnähe am Pool genoss, das Kind sich rundum noch schöner machen ließ, schlenderte ich nicht nur durch den barocken Rosengarten, sondern begutachtete auch die Kräuter und Beeren, welche Familie Meister für ihre Küchengeheimnisse anpflanzt. Leider waren nur noch wenige, köstlich duftende Erdbeeren zu finden – Ende Juli ja auch nicht verwunderlich. Aber – man kann ja wiederkommen nach Meran und zur Familie Meister mit ihren vier Generationen bewährter Gastlichkeit.
Wer lieber außerhalb der Stadtgrenze sein Quartier aufschlagen möchte, dem empfiehlt sich in Schenna das Hotel Hohenwart mit seinen ingesamt vier Häusern. Einzigartig der Blick vom Pool hoch oben auf der Dachterrasse, puristisch modern die neu erbaute VistaSPA-Trakt, in welchem kaum ein Wunsch nicht erfüllt wird. Vom Rosenbad über die Behandlungen mit den Meraner Trauben, hier bleibt wirklich kein Wunsch unerfüllt. In diesem Refugium der Sinne warten zahlreiche Saunen und Bäder und noch mehr helfende Hände auf den Gast. Dass man hier nicht nur dem körperlichen, sondern auch dem kulinarischen Wohl Rechnung trägt, braucht man wahrlich nicht zu erwähnen. Die Preise für diese Genüsse beginnen bei ca. € 120.-, die zahlreichen Inklusivleistungen kann man abrufen, wenn man dem Link folgt.