Abflug 5.50 Uhr – Boarding 5.05 - heißt entweder am Flughafen auf der Bank kampieren oder in eines der beiden direkt am Münchner Flughafen befindlichen Hotels einchecken. Ich wählte letzteres und in dunkler Nebelnacht um 4.16 brachte mich der erste Bus zum Terminal. Den Koffer hatte ich wohlweislich schon problemlos am Vorabend eingecheckt, wo es weder Wartezeiten noch Warteschlangen gab. Für die sorgte dafür am nächsten Morgen die Security – und es bleibt mir ein Rätsel, wie man es um halb fünf Uhr morgens hin bekommt, eine hundert Meter lange Schlange zu erzeugen. Martialisch bewacht von einem Zerberus – damit sich auch ja kein nicht VIP-Karten-Inhaber in der Fast-Line vordrängelt. So erzieht man Reisende – denn wer, warum auch immer zu spät kommt, hat Pech gehabt! Weder verständlich noch notwendig, sondern pure Machtdemo kleiner Willi Wichtigs. Für dieses Ärgernis werde ich jedoch durch einen Sonnenaufgang über den Wolken entschädigt, den man nicht so oft in dieser Prachtentfaltung zu sehen bekommt. In allen Rosavarianten färbt sich der Himmel, ehe der glühende Feuerball in leuchtendem Orange im Osten aufsteigt und die frisch verschneiten Alpen, die gelbgefärbten Wälder in einen wahren Farbenrausch taucht – der so schnell verlischt, wie er geboren wurde.
War es in München noch herbstlich frisch, so erwartet mich in Antalya am frühen Vormittag sommerliche Wärme, ein strahlend blaues Mittelmeer und ein gigantisch großes Mein Schiff 2. Perfekt organisiert verläuft die Einschiffung und bald blickt man, entspannt am Begrüßungsdrink nippend, entspannt von der Reling auf das Treiben im Hafen. Ab 15 Uhr sind dann auch die Kabinen verfügbar, wer sich ein Handköfferchen mit Badesachen gepackt hat, kann bis dahin bereits ein Sonnenbad nehmen. Es bleibt bis zum Auslaufen um 23 Uhr aber auch genügend Zeit für einen Stadtrundgang oder eine ausgedehnte Shoppingtour in Antalya.
Thomas Freilinger, Chef über 130 Küchen-Mitarbeiter, regiert sein Reich auf dem über 260 m langen Kreuzfahrer mit österreichischem Charme und der freundlichen Gelassenheit eines Könners. Man hat nicht das Gefühl, dass ihm etwas entgehen würde – und bei fast 3.000 täglich zu verpflegenden Menschen an Bord ist das auch gut so.
Seine ganz persönlichen vier Säulen für eine gesunde Ernährung lauten schlicht, aber wirkungsvoll: Wann, warum, wie viel und was! Dass das Konzept funktioniert hat er an sich selbst ausprobiert und sein Gewicht nicht nur um ein vielfaches reduziert, sondern es trotz seines Berufs bis heute gehalten. Die Idee eine Event-Woche mit dem Thema GANZ SCHÖN GESUND zu konzipieren und anzubieten basiert auch auf seinen eigenen Wohlfühl-Erfahrungen.
Eine ganze Woche lang wird die Ernährungsberaterin Sylvia Gartner in Workshops und Vorträgen Anregungen für ein vitales Gesundheitskonzept mit individueller Gesundheitsernährung und körperbewusstem Leben geben. Ich bin ehrlich gespannt, wie viele der Passagiere daran teilnehmen.
Auf seine Ernährung achten, wie schwer fällt das auf einem Schiff, wo neben einem Sternelokal (bekannte Sterneinhaber verwöhnen hier die Gäste mit mehrgängigen Gourmetmenüs), ein Steakhouse, ein riesiges Buffetrestaurant, einen Ableger des GOSCH auf Sylt, ein 24 Stunden geöffneter Kiosk für Curry-Wurst und Burger-Fans, eine Sushi-Bar usw. geradezu zum Schlemmen einladen und auch standhafte Charaktere verlocken? Ob man in geselliger Runde das Buffet durchprobieren oder in schicker Abendgarderobe an gedeckten Tischen dinieren möchte – man hat an Bord in insgesamt 8 Restaurants im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl. Und vieles ist „all inklusive“. Und da soll man nicht zu, sondern womöglich noch abnehmen? Schwer vorstellbar. Aber zumindest den tapferen Versuch es hinzukriegen, will ich wagen und im Verlauf der Reise davon nichts als die Wahrheit berichten!
Irgend wann wird jeder schwach. Und das wissen die fliegenden Händler rund um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten auch. Lady, nur 1 Euro, alles nur ein Euro – da man aber weder eine Alabasterkatze noch Papyrusrollen zur heimischen Verschönerung benötigt, schüttelt man energisch den Kopf und trottet seiner Gruppe hinterher. Nein, danke – sollte man lieber nicht antworten – es spornt die Verkäufertruppe nur an. So blieb ich beim Ausgang des Ägyptischen Nationalmuseums, an den Aussichtsstellen zu den drei Pyramiden und auf dem Weg zur Sphinx standhaft. Aber kurz vor Ende der Besichtigungstour erwischte es mich dann doch. Der Knirps von höchsten mal fünf Jahren hielt mir zaghaft ein paar schon arg ramponiert wirkende Lesezeichen entgegen, die großen dunklen Augen blickten fast flehend. Miss, nur ein Euro, bitte. Sein Kaftan, irgend wann war er mal gelb, jetzt starrte er nur noch vor Dreck, war viel zu lang für ihn und mindestens um drei Nummern zu breit an den Schultern. Ich holte die wohlgehütete Zwei Euro Münze aus der Hosentasche und drückte sie ihm in die Hand. Die Lesezeichen gab ich ihm zurück – und er konnte sein Glück nicht fassen. Sein größerer Bruder oder wer auch immer aber dafür um so schneller. So behände habe ich vorher nie eine Münze den Besitzer wechseln gesehen. Ich blickte den Knirps fragend an – er hob die mageren Schultern und machte sich aus dem Staub. Wenig später sah ich ihm an nächsten Touri-Bus – Pech gehabt! Ich war dem ältesten Trick der Welt aufgesessen - schicke kleine treuherzig blickende Kinder vor allem zu älteren Damen und dir wird geholfen. So einfach läuft das – nicht nur in Ägypten, sondern überall auf der Welt wo die Bevölkerung arm, aber das Land reich an Kunstschätzen ist.
Die Pyramiden von Gizeh inklusive der weise über das Touristenheer blickenden Sphinx (wenn möglich im direkt am Eingang zu den Pyramiden liegenden Mena House ein Mittagessen buchen und sich aber überhaupt nicht wundern, wenn Hercule Poiret samt Agathe Christie am Nebentisch säßen) sind ein „must be“, aber weder Kairo noch Alexandria muss man sich antun. Die mit Abfall übersäten und dreckstarrenden Städte bieten wenig Sehenswertes, der Autoverkehr ist mörderisch und, da stets schnell als Tourist enttarnt, die Preise unverschämt. Ich war jedenfalls froh, am Abend nach fast sechs Stunden Busfahrt wieder an Deck zurück kehren zu dürfen. Morgen und Übermorgen sind Seetage, erst nach Mitternacht werden wir die Einfahrt zum Suez-Kanal erreichen, um ihn nach 190 km wieder zu verlassen.
Mein Schiff 2 bietet, wie alle anderen Kreuzfahrer der Mein Schiff-Flotte von Tui Cruises einen All-Inklusive-Service. Vieles, aber nicht alles an Bord ist kostenlos und es lohnt sich vor Reiseantritt sich damit vertraut zu machen, was eventuell an Kosten anfallen kann.
Ausflüge sind generell kostenpflichtig und leider oft teuer. Doch gerade in islamischen Ländern empfiehlt es sich nicht generell die Ausflüge lieber auf eigene Faust zu planen und durchzuführen. Verbindungen via öffentlicher Verkehrsmittel sind mit orientalischer Lässigkeit zu kalkulieren. Taxis nehmen durchaus auch mal andere Passagiere mit und ein „kleiner“ Umweg ist nichts Außergewöhnliches. Wer zu einer bestimmten Zeit an Bord sein muss, darf das nie außer Acht lassen. Schiffe warten nicht!
Gerade in Reisezeiten, die außerhalb der Schulferien liegen sind die Schiffe selten ganz ausgebucht. Liegen sind also genügend vorhanden, kein Grund, morgens um sieben bereits seine Handtücher zu positionieren, um dann möglichst nur ein oder zwei Stunden am Tag Platz zu nehmen. Dies gilt auch für den (ohnehin nicht immer kostenlosen) Sauna- und Spabereich. Und dieser Hinweis gilt auch für die Lounges am Heck. Die Sonne geht nicht um 16 Uhr unter – andere Gäste würden auch gerne mal einen Absacker dort genießen und nicht täglich auf die gleiche Mannschaft von mehrere Tische belegenden Kartenspielern treffen.
Alkohol gibt es reichlich an Bord und nur selten muss man ihn bezahlen. Dies sollte jedoch nicht als Aufforderung dienen, schon am frühen Vormittag mit weithin riechbarer Fahne durchs Schiff zu schwanken. In allen islamischen Ländern ist Alkohol zudem verboten, wer also beim Landgang nicht darauf verzichten möchte, darf sich über gesalzene Preise nicht wundern – ein Glas Weißwein wird hier schnell mit zehn Euro veranschlagt.
Ägypten nimmt es sehr genau –nach Alexandria, wo bereits eine Passkontrolle inklusive Stempelerteilung erfolgte, wird dieses Prozedere nach der Einfahrt in den Suezkanal nochmals notwendig und in Sharm-el-Sheik werden unsere Pässe dann endgültig eingesammelt. Jordanien hingegen scheint weniger Angst vor Kreuzfahrern zu haben, na ja, wundert es doch nicht, die waren ja schon vor über tausend Jahren im Land. Einige davon haben sich, wie man erfährt, sogar für immer und ewig einstens am Jordan niedergelassen – vermutlich war ihnen die Rückreise per Pferd einfach zu mühsam.
Die Einfahrt in den Suez-Kanal dürften die meisten Passagiere verschlafen haben, sie erfolgte zur nächtlichen Stunde und am nächsten Morgen währte man sich erneut auf hoher See. War dem aber nicht so – ziemlich genau in der Mitte des Suezkanals liegen der Große und der Kleine Bittersee, ein riesiges, ca. 60 km langes Salzwasserreservoir, welches den Kanal in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. An seinen Ufern besitzt die reiche Oberschicht des Landes ihre Feriendomizile.
Statt in Sharm-el-Sheik legt Mein Schiff 2 erst in Safaga an, der etwas südlich vom Ferienort Hurghada gelegenen ägyptischen Hafenstadt, wo alle Tauch- und Schnorchel-Begeisterten auf ihre Kosten kommen. In der Nacht nimmt das Schiff dann Kurz nach Norden , wo es am frühen Morgen Sharm-el-Sheik erreicht. Von hier starten zahlreiche Ausflüge auf den Sinai. Geschichtsträchtigster Ort ist sicherlich das weltberühmte Katharinenkloster am Fuße des Mosesbergs. Es ist das älteste bewohnte Kloster der Christenheit und ein „muss“ bei Ausflügen. Hat doch Moses hier einst den brennenden Dornbusch erlebt – den man (wenn man es glaubt), noch heute bewundern kann. Auch wenn das kleine, von griechisch-orthodoxen Mönchen bewohnte Kloster wenig spektakuläres zu bieten hat, so ist es zweifelsohne jene Stätte, an welcher sich drei Weltreligionen berühren: Christentum, Islam und jüdische Religion kooperieren hier friedlich miteinander.
Zurück an Bord erwartet uns nicht nur Live-Musik, sondern auch ein orientalischer Tanzkurs. Und es gibt erstaunlich viele gute Tanzpaare an Bord – quer durch alle Altersklassen, die auf dieser Reise von sehr jungen bis sehr alten Paaren gleichmäßig verteilt sind. Wer allerdings ganz alleine fährt, tut sich schwer – wenn nicht mit Partner, so ist man doch fast immer mit Freunden an Bord. Es gibt gleich an einem der ersten Abende einen Abend für Alleinreisende (Singles will man sie nicht nennen, man ordnet diesen Begriff jenen zu, die auf Partnersuche sind, was ein Alleinreisender ja eigentlich nicht ist. Das erklärt mir zumindest eine der „Gastgeberinnen“ an Bord und alle umstehenden Alleinreiser nicken zustimmend). Wie es auch sei, wer allein fährt und nicht unbedingt ein Kommunikationsgenie ist, tut sich schwer. Es gibt, vor allem beim gesetzten Abendessen immer wieder Gruppen, die einen einzelne Person nicht an ihrem Tisch haben möchten und dies auch frei und frank verkünden. Aber bei acht Restaurants an Bord findet sich letztlich immer ein Plätzchen- verhungert ist auf Kreuzfahrtschiffen wohl noch niemand.
Wieder liegt eine Nachtfahrt vor uns ehe wir am nächsten Morgen Aqaba in Jordanien erreichen. Wie schon erwähnt, gibt es diesmal keine Schlangen, um sich einen Stempel im Pass zu holen, sondern wir verlassen ganz entspannt (noch!) das Schiff, um auf Trekking-Tour durch das Wadi Rum aufzubrechen. Dort am Fuße der „Sieben Säulen der Weisheit“ wartet ein Beduinenführer um uns auf einem gut sechs (gefühlt waren es sicher zehn) Kilometer langen Fußmarsch die Schönheiten der jordanischen Wüste zu zeigen. Gehen im tiefen Sand, gepaart mit permanentem Gegenwind und Sandsturm ist anstrengend, wer schlapp macht, wird mit dem Jeep weitertransportiert, um sich dann am Ende der Tour im Beduinenzelt bei Musik und Tanzvorführung wieder ein wenig zu entspannen. Die Bergformationen des Wadi Rum sind unbeschreiblich und als am späteren Nachmittag die Farben durch die tiefstehende Sonne besonders schön hervorgehoben werden, versteht man ein wenig, warum ein Beduine nie von hier wegziehen würde.
GANZ SCHÖN GESUND bietet in diesen Tagen Einblicke in die gewürzreiche arabisch-orientalische Küche und informiert später am Tag die interessierten Passagiere in einem Workshop darüber, wie man, ist der Urlaub erst vorbei, einen gesunden Arbeitsalltag hinbekommt. Wer Frau Gartners Empfehlungen folgt, wird diesen Ratschlägen auch ohne große Probleme folgen können – sofern der Wille es zulässt. Sie erklärt in einem weiteren Workshop auch umsetzungskonform, wie man Fit durch den Winter kommt, welche Tees und Kräutermischungen das Immunsystem aktivieren und wie man in der kalten Jahreszeit (die uns alle zu Hause ja erwartet) den Viren erfolgreich trotzt. Viele, der meist weiblichen, Zuhörerinnen bittet die Ernährungsberaterin um den Ausdruck ihrer wichtigsten Folie, die alle wesentlichen Fragen zusammen gefasst darstellt.
Neun lange Seetage wird es nichts zu Sehen geben, außer Wasser, Wellen und ab und zu in der Ferne ein Schiff. Gleich zu Beginn werden wir über die im Roten Meer und speziell im Gold von Aden notwendigen Sicherheitsinstruktionen informiert. „Save Heaven“ heißt es im Fall eines Piratenüberfalls dann von der Brücke für Mannschaft und Gäste. Kreuzfahrschiffe sind bei diesen zwar nicht unbedingt als Beute beliebt, zu groß, zu viele Menschen und in aller Regel auch zu gut bewacht. Aber man kann ja nie wissen. Die Frage, wie viel Lösegeld man für rund 2500 Menschen heraushandeln könnte hebt sich eigentlich mit der Frage, wie man all diese Menschen bis zum Eintreffen der Zahlung bewachen will, relativ schnell auf. Aber: Die Sicherheit an Bord hat oberste Priorität und das ist auch gut so.
Damit der gefürchtete Lagerkoller, den es natürlich auch an Bord gibt, nicht ausbricht, hat sich die Crew eine Menge attraktiver Aktivitäten einfallen lassen. Langweilig muss es wirklich niemand werden und auch wer, was selten vorkommt, ganz alleine unterwegs ist, kann bei zahlreichen Spielen oder sportlichen Aktivitäten mit von der Partie sein.
Das Wetter ist jetzt so, wie man es sich in diesen Breitengraden auch erwartet – schon morgens zeigt das Bordthermometer deutlich über 25 Grad im Schatten. Der starke, vom Bug über das Schiffe fauchende Wind lässt die Wellen weiße Schaumkronen aufsetzen, wirbelt Handtücher und Sonnenhüte durch die Gegend und veranlasst den Kapitän einige Sonnendecks zu sperren. Aber die Böen kühlen die Luft angenehm herunter und täuschen die unbelehrbaren Sonnenanbeter darüber hinweg, dass die UV-Strahlung hier extrem hoch ist – Sonnenschutzmittel mit hohem UV-Faktor und die jahrein jahraus zur Sommerzeit publizierte Mahnung der Dermatologen, nicht länger als maximal 1 Stunde sich in der prallen Sonnen aufzuhalten, sollten jedem geläufig sein. Sind es aber nicht – denn sie braten von morgens bis abends wie Currywürste am Grill. Am zweiten Seetag findet, von den allermeisten Gästen nicht bemerkt, eine Hochzeit an Bord statt und der Kapitän darf seines etwas ungewohnten Amtes als Standesbeamter walten. Das Brautpaar hat sich für diese, fernab jeder Familie, und somit sehr intimen Art der Eheschließung entschieden und vermeidet bewusst jedes Aufsehen. Viele der oft älteren Paare, die sich für eine Eheschließung auf See entscheiden, wollen bewusst dem immer mehr ausuferndem Hochzeitstamtam und damit verbundenen Stress entgehen. Seetage sind für Workshops, Vorträge und Theateraufführungen sozusagen das Tüpfelchen auf dem „i“. Spätestens am dritten Seetag sind die Passagiere „hungrig nach Wissen und Kultur“, bemerkt ein Crewmitglied lakonisch.
GANZ SCHÖN GESUND informiert an diesen Tagen über eine gesunde Basisernährung , wie man Fitness und Essen richtig unter einen Hut bringen kann und was sich hinter dem Begriff Detox alles verbirgt. Die Vorträge und Workshops sind gut besucht und wie sehr Frau Gartner den Wissensdurst der Passagiere anregt, zeigt sich anhand der zahlreichen Fragen, die ihr gestellt und von ihr mit viel Geduld beantwortet werden. Wer sich beim Verlassen des Vortragsraumes ein wenig umhört, erfährt, dass man viel Neues gehört hat und es auch im Alltag anwenden will!
Am achten Seetag erkennt man die Küste des Oman im diesigen Sonnenlicht – ein hauchdünner gebirgiger Streifen, der so schnell wie gekommen, wieder verschwindet. Noch immer ist Verdunkelung angesagt, die Vorhänge müssen nachts geschlossen werden und auch am Pooldeck bleiben die Lichter nach Sonnenuntergang aus. Nach neun langen Tagen, an denen es aber nie langweilig wurde, erreichen wir mit Sonnenaufgang Musqat, die Hauptstadt des Oman. Keine Hochhäuser, dafür eine riesige Moschee prägen das Stadtbild und wohin man auch blickt, sieht man einem älteren Herrn ins Antlitz – mal sportlich zu Pferd, in goldbetresster Paradeuniform oder in gleißend weißer Landeskleidung – der Sultan ist omnipräsent und sehr beliebt bei seinem Volk. Der Oman, ein Land in etwa so groß wie die Deutschland, ist nach dem verelenden Ägypten eine Wohltat, sauber und heraus geputzt wirkt nicht nur die Hauptstadt, sondern auch alle anderen größeren und kleineren Orte. Gut ausgebaute und gepflegte Autobahnen. Radargeräte kann man alle paar Kilometer ausmachen und man frägt lieber nicht, was es kostet – im Falle des Falles.
Nizwa mit seinem alte Fort und den malerischen Souks ist ebenso ein fotografisches Highlight, wie später die Serpentinenfahrt bis auf 2700 m ins Hadschar Gebirge zum „Grand Canyon“ des Oman. Tausend Meter stürzen die Felsen hier bis in den Talboden ab. Vor allem in den unerträglich heißen Sommermonaten ist die Passhöhe ein beliebtes Ausflugsziele der Omanis.
Kurz nach 18 Uhr verlassen wir den Hafen von Musqat, um während der Nacht nach Khor Fakkan weiter zu reisen. Der kleine Küstenort mit einem winzigen Businessdistrikt hat nichts vom Charme Musqats. Zwar weisen auch hier ein paar palastartige Villen auf den Reichtum der Emirate hin, man sieht aber auch viele bescheidene Siedlungen.
Eine Jeepsafari durch pulvrig staubende Sanddünen bietet hingegen Fahrvergnügen pur und so mancher wundert sich, was die Allrad-Geländewagen und ihre Fahrer so alles können.
Eine Nachtfahrt später erwartet uns nicht nur der letzte Reisetag, sondern das weithin glitzernde und funkelnde Dubai mit dem alles überragenden Burj Khalif - derzeit mit über 800 m höchster Turm der Welt. Alles in Dubai ist „das Größte“, der Reiseleiter überschlägt sich vor allem in der permanenten Erwähnung des regierenden Scheichs und seiner Söhne – die letztlich alles besitzen, was gutes Geld bringt. Und dies sind neben den noch immer reichlich sprudelnden Ölquellen, wie Pilze aus dem Boden schießende gigantische Hochhäuser, zahlreiche Shopping Malls nebst Skiabfahrt und Eislaufbahn, sowie lukrative Repräsentanzen von Mercedes, BMW oder Audi. Ferrari, Maserati und Lamborghini sind hingegen in der Spielzeugkiste der Söhne zu finden.
Das auf der im Meer aufgeschütteten Palmeninsel thronende Riesenhotel Atlantis, selbstredend ebenfalls das größte der Welt, wirkt jedoch ebenso wenig belegt wie die unzähligen Villen von The Palm. Angeblich sind von Madonna bis zu den Beckhams alle hier ansässig. Oder doch nicht – denn Boris B. hat man noch nicht gesehen – aber möglicherweise sind die rund 2,5 Mio US Dollar, die so ein Häuschen hier mal eben kostet, dem dann doch mittlerweile zu hochpreisig. Wer genau hinsieht, auf dieser Fahrt durch den Bauwahn eines Ölscheichs, dem fällt schnell auf, dass viele der archetektonischen Superlativen mehr oder wenig leer stehen. Auch im Burj Khalifa sind von 900 Wohnungen bislang nur mickrige 75 verkauft. Ob diese auch bewohnt sind, hat unser Märchenerzähler leider nicht verraten. Die Aussichtsplattform des Towers liegt im 124 Stock, also bei etwas über 400 m – weiter hinauf kommt der normale Tourist nicht. Sollte man einmal gesehen haben – der Aufzug benötigt dafür nur wenige Sekunden und bringt einen ebenso schnell wieder zurück auf den Wüstenboden – direkt hinein in eine riesige Shopping Mall, in welcher sich sämtliche Designer der Welt wie Perlen an einer Schnur aufreihen. Aber auch Billiganbieter wie H&M, Zara oder Mango tummeln sich hier. Wie hoch der tägliche Umsatz der gigantischen Verkaufsfläche ist, wurde uns leider nicht verraten. Aber selbstredend ist sie die größte der Welt – bis jetzt!
Zurück an Bord bricht der letzte Abend dieser langen, erlebnisreichen Reise an – Abschied nahmen von neu gewonnenen Freunden, aber auch von der gesamten Crew, die irgend wie doch Familie wurde, ist angesagt und in den lauen Herbstabend schleicht sich ein wenig Wehmut, aber auch Freude auf zu Hause.
1800 Gäste hat die Mein Schiff 2 auf dieser 18 Tage langen Reise von Antalya bis Dubai an Bord. Viele von ihnen sind zum wiederholten Male auf einer Kreuzfahrt. Wie die Bordreiseleitung verriet, gibt es zahlreiche unter diesen „Schiff und Meer süchtigen Passagieren“, die nach dem Motto verreisen: “Wir wollen eine schöne Suite für 15 Tage – wohin das Schiff fährt und was es kostet ist uns eigentlich egal“. Allerdings diese Gäste vergleichen nicht nur die unterschiedlichen Anbieter, sie meckern auch schnell mal kräftig, wenn etwas nicht ihren Wünschen entspricht. Meistens lassen sich die Probleme doch schnell aus der Welt schaffen. Kapitän und die gesamte Besatzung verdienen jedenfalls ein dickes Lob!