Vor allem die Bayern lieben Kitzbühel, haben das beschauliche Wintersport-Eldorado sozusagen zu ihrem Vorort erkoren - und das nicht erst, seit sich der “Kaiser” Franz Beckenbauer dort niederließ. Bayern und die Kitzbüheler verbindet viel mehr. Spätestens seit dem diesjährigen geschichtsschweren Gedenkjahr wissen es alle: 1809 hat Andreas Hofer die Bayern aus Tirol zurück gedrängt. Sein Erfolg währte zwar nur kurz, trotzdem wurde er zum Helden der freiheitsliebenden Tiroler. Heute gibt es keinen Hofer mehr und nur mehr „friedliche Invasionen” bayerischer Urlauber. Sie kommen gerne nach Tirol, vor allem in die Kitzbüheler Alpen.
Kitzbühel ist mit seinen bayerischen Gästen groß geworden. 135.000 Bayern nächtigen pro Jahr in den Kitzbüheler Alpen, das sind 40% der deutschen Übernachtungsgäste, die Tagesgäste und die vielen Zweitwohnbesitzer nicht mitgerechnet. In die Kitzbüheler Alpen kommen pro Jahr 11 Mal so viele Bayern wie Schweizer und 24 Mal so viele wie Russen. Bayern ist mit Abstand die nächtigungsstärkste Quellregion für die Kitzbüheler Alpen, auf Platz zwei folgt Nordrhein-Westfalen mit deutlich mehr Einwohnern aber nur einem Drittel der Gäste. Die meisten Bayern bleiben jedoch nur übers Wochenende, kommen durchschnittlich auf “nur” 3,5 Tage Aufenthaltsdauer.
Andere Bayern bleiben hingegen länger; rund die Hälfte aller Zweitwohnsitze in den Kitzbüheler Alpen ist in bayerischer Hand. Einer der prominentesten Bayern in Kitzbühel ist Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer, der hier einen wunderschönen Bauernhof besitzt. Ein anderer Fußballer, Ludwig Trifellner, der ehemalige Tormann des FC Bayern München, organisiert die Trifellner Fußballcamps in den Kitzbüheler Alpen. Uschi Glas hat sich ein Appartement im Fünf-Sterne-Hotel „Das weiße Rössl” gekauft um in Kitzbühel ihre Rollen einstudieren zu können. Und so manch ein Bayer liegt sogar in den Kitzbüheler Alpen begraben, wie der bekannte bayerische Volksschauspieler Max Grießer, der am Friedhof in Söll seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Doch zurück ins 19. Jahrhundert, in die Zeit von und nach Hofer. Die Johannes-Wallfahrtskirche am Gipfel der Hohen Salve war damals ein beliebtes Ausflugsziel, weil leicht erreichbar und auch leicht ersteigbar. Vor allem für jene, die sich in Sänften von kräftigen Kitzbüheler Bauernburschen hinauftragen ließen. Ab 1860 brachte die neue Eisenbahn immer mehr Münchner Gäste die Gefallen an den Bergen und der Tiroler Bevölkerung mit ihrem schwer verständlichen Dialekt fanden. Die neue Sportart Skifahren löste Anfang des 20. Jahrhunderts einen wahren Kitzbühel-Boom in Bayern aus, der bis heute anhält. Es gibt mittlerweile sogar ein grenzüberschreitendes Skigebiet zwischen Bayern und dem Bezirk Kitzbühel: Die Steinplatte ist von Waidring aus erreichbar und ebenso vom bayerischen Reit im Winkl - ab kommenden Winter mit einer neuen 8er Gondelbahn. Auch abseits der Lifte sind die Kitzbüheler Alpen für bayerische Alpinisten interessant, so erwarb die Sektion Bamberg des Deutschen Alpenvereins 1955 die gleichnamige Hütte in der Kelchsau.
Wirtschaftlich gibt es schon seit mindestens 2700 Jahren enge Verbindungen zwischen dem Gebirgsland und dem Alpenvorland, wie die Grabbeigaben von drei Wörgler Handelsherren aus der Hallstattzeit belegen. Über Jahrhunderte wurden Lebensmittel aus Bayern für die Bergknappen im Kitzbüheler Raum eingeführt und Erze ausgeführt. Als Kitzbühel im Jahre 1271 zur Stadt erhoben wurde, war es Teil des Herzogtums Bayern, bis es unter dem Habsburger Kaiser Maximilian 1504 zu Tirol kam. Heute investieren bayerische Unternehmen vor allem in den florierenden Tourismus in den Kitzbüheler Alpen. Eines der traditionsreichsten Häuser im Zentrum von Kitzbühel, das „Hotel zur Tenne”, wurde vom Bayerischen Hof gekauft und wird erfolgreich als Schwesternhotel geführt.
Weniger brüderlich ging es beim einzigen Aufeinandertreffen des bayerischen und österreichischen Heers am 13. Mai 1809 zu. Die kaiserlichen Truppen waren rasch besiegt, die Tiroler Freiheitsliebe aber nicht. Josef Speckbacher führte den Widerstand im Tiroler Unterland an und richtete sein Hauptquartier im Gasthof zum Bären mitten am St. Johanner Marktplatz ein. Der Freiheitskämpfer Rupert Wintersteller ist noch heute Namensgeber der Kirchdorfer Wintersteller- Schützenkompanie. Auch dem Oberfreiheitskämpfer Andreas Hofer wurde in den Kitzbüheler Alpen ein Denkmal gesetzt: Der „Original Andreas Hofer Knödel” wird als einer von 22 Knödelsorten beim längsten Knödeltisch der Welt serviert. Der schmeckt auch den Bayern, ebenso wie das spezielle „1809er Bier” der lokalen Brauerei Huber dessen Rezept extra für das Gedenkjahr 2009 entwickelt wurde.
In der Sonderaustellung des Museums Kitzbühel berichten Zeitzeugen und Chronisten in zehn Hörstationen über ganz persönliche Schicksale im Tiroler Freiheitskampf. Die heldenhafte Verteidigung des Pass Strub am 11. Mai 1809 oder die Beteiligung der Frauen im Kampf kommen ebenso zur Sprache wie die Schicksale von Schützenpersönlichkeiten wie Rupert Wintersteller oder Josef Speckbacher. Im Metzgerhaus in Kirchdorf werden in der Ausstellung „Freiheit, Kampf und Feuersbrunst” die Brandschatzung der Bayern in Bildern eindrucksvoll dokumentiert. Dass das Gedenkjahr nicht nur Museen, sondern auch Köche inspiriert zeigen viele Gasthöfe in den Kitzbüheler Alpen. Unter dem Motto „Essen Anno 1809” servieren der Furtherwirt in Kirchdorf, der Bärenwirt in St.Johann i.T., der Dorfwirt in Oberndorf, der Bräuwirt in Kirchberg, der Schwarze Adler in Jochberg, der Gasthof Post in Waidring und die Restaurants Tiefenbrunner, Eggerwirt und Rasmushof in Kitzbühel vom 19. Juni an einen Monat lang vergessene, aber vorzügliche Gerichte aus Andreas Hofers Zeiten.
Informationen gibt es unter www.kitzalps.com