Eine zweitägige Wanderung auf dem Salzburger Almenweg. Ein Ruf der Berge, dem wir nicht widerstehen konnten! So schnürten wir die Wanderschuhe zu einer geführten Tour unter dem Motto: „Auf den Spuren des Blauen Enzians“. Heino begegnete uns nicht. Dafür beeindruckende Naturerlebnisse, freundliche Sennerinnen und Wirtsfamilien … und natürlich frische Milch von Kühen und Ziegen, Almbutter, Almkäse und weitere unwiderstehliche Köstlichkeiten.
Donnerstag Nachmittag. Schon die Anfahrt wäre die ganze Reise wert gewesen. Es ist schon fast atemberaubend, wie sich die Straße in Serpentinen am Fels entlang in die Hohen Tauern schlängelt. Schließlich öffnet sich das Großarltal. Es wird als „Tal der Almen“ vermarktet. Unser Ziel ist der Weg: der Salzburger Almenweg. Wir erkunden einen Teil dieses sehr beliebten Fernwanderweges, der zu 120 Almen auf 350 Kilometern führt.
Im Tal ist Großarl der Hauptort und der Tauernhof unser Domizil. An der Hotelbar erwartet uns die Hoteliersfamilie Hettegger gleich zum Begrüßungscocktail. Wir richten uns ein, besichtigen das moderne Wellnesscenter und genießen ein gemütliches Abendessen. Zum Schlafengehen öffnen wir noch einmal die Terrassentür und holen tief Luft beim Ausblick auf die mondbeschienenen Berge.
Freitag Morgen. Das Frühstück ist reichhaltig und muss es auch sein. Auch die Rucksäcke sind prall gefüllt, denn am Abend ist Regen angesagt und wir übernachten auf einer Hütte. Nun fährt uns erst einmal ein Taxi zum Startplatz auf rund 1.300 Metern Höhe. Aufi geht’s: rund dreihundert Höhenmeter hinauf zur Karteisalm. Wir erreichen sie nach rund einer Stunde. Anderthalb Stunden später sind wir am Kreuzeck auf über 2.200 Metern angelangt, dem höchsten Punkt der Tagesetappe.
Wir sind gut trainierte Wanderer – dachten wir. Aber puh, dieser Aufstieg ging uns fast an die Reserven. Wir können es jetzt schon kaum erwarten, uns wieder zu stärken! Vorher genießen wir noch diesen herrlichen Rundblick über die Hohen Tauern – und sind erleichtert. Denn jetzt geht es hinab zur Tappenkarseehütte auf „nur noch“ rund 1.800. Hmmm … die Kaaspressknödel, die Suppe, der Salat, der Kaiserschmarrn … nach diesem Auf- und Abstieg schmeckt uns alles :-)
Das gibt uns Kraft zum Aufstieg auf das Draugsteintörl. Wieder überschreiten wir die 2.000-Höhenmeter-Grenze. Ein Wahnsinn, die Aussicht auf den malerischen Tappenkarsee! Diese blau schimmernde Perle unter uns ist einer der größten natürlichen Gebirgsseen der Ostalpen. Wir können uns kaum sattsehen, schon nähert sich unser Wandertag dem Ende – und wir uns der Schrambachhütte auf knapp 1.800 Metern. Hier übernachten wir.
Mei, samma durchgeschwitzt! Dusche? Fehlanzeige: Der kühle Almbrunnen vor der Hütte erfrischt unsere müden Leiber! Drinnen empfangen uns Sennerin Liesi, ihre drei Kinder und die Aushilfe herzlich mit einem zünftigen Schnapserl. Zum Abendessen verwöhnt der Reindlbraten mit Kartoffeln, Knödeln und Kraut unsere Gaumen. S gibt no a Schnapserl und no ans, es wird musiziert … Almromantik wie im Traum, bis uns die Erschöpfung in die Horizontale begleitet.
Das Nachtlager erinnert mich an meine Jugend. Hölzerne Stockbetten, die bei jeder Bewegung knarzen! Es riecht nach Heu und Käse, denn beides lagert nebenan. Ein kräftiges Gewitter entlädt sich krachend über uns und hält uns wach. Bis wir gefühlte Stunden später dann doch noch erschöpft einschlafen.
Samstag früh, es ist gerade einmal hell. Kling, klong, Dingdong… aufgewacht: Glockengeläut! Kirche? Nein: Kühe! Die Sennerin treibt das Milchvieh hinaus auf die Wiesen. Nach dem nächtlichen Gewitter und einer viel zu kurzen Nacht erwartet uns ein herrlicher zweiter Wandertag.
Zum Frühstück kredenzt uns die Liesi ein kräftiges Holzknecht-Muas – wow, ein Gaumenkitzel! Dazu reicht sie selbstgemachte Butter, Käse und natürlich frisch gemolkene Kuhmilch. Wir sehen ihr noch etwas beim Butter- und Käsemachen über die Schulter und schultern den Rucksack. Jetzt wird „gefilzt“!
Hinauf geht es eine Stunde lang zum Filzmoossattel auf über 2.000 Metern Höhe. Vorbei an der Filzmooshütte steigen wir weitere 45 Minuten hinab zur Filzmoosalm auf rund eins-sieben. Überall am Weg blühen Baubeeren und Preiselbeeren. Die Landschaft wirkt wie ein Aphrodisiakum auf uns ein. An Arbeit ist hier oben nicht mehr zu denken!
Wieder geht uns die Tour kräftig auf die „Wadln“. Wir kriegen rasch Hunger, freuen uns auf die Brettljausn in der Filzmoosalm und werden nicht enttäuscht. Die Sennerin reicht ihr herrlich duftendes Bauernbrot aus dem Holzofen.
Am Nachmittag ist Regen angesagt. Wir entscheiden uns deshalb schweren Herzens gegen die geplante weitere Almweg-Wanderung über die Loosbühelalm und den Trögsee. Schweren Herzens deshalb, weil wir diese Tour schon 2019 gewandert waren und wissen, was wir heuer missen. Stattdessen steigen wir gemütlich herab, wo das Taxi zurück zum Hotel Tauernhof auf uns wartet.
Nach zwei so erlebnisreichen, aber auch kraftraubenden Tagen (und – wie gesagt – einer viel zu kurzen Hüttennacht) tanken wir auf im luxuriös-entspannenden Bade- und Wellnessbereich des Tauernhofs. Im frisch modernisierten Vier-Sterne-Hotel bleiben keine Wünsche mehr offen. Zum Abendessen gehen wir noch einmal auf die Reise durchs Großartal. Diesmal kulinarisch. Tauernhof-Küchenchef Andreas Gratz lädt uns zu dieser kulinarischen Reise ein. Vom jungen Sauerkäse mit Hüttschlager Forelle und hausgemachtem Nussbrot über einen Großarltaler Hirsch mit Traube, schwarzer Walnuss und Gerstel bis zur Nachspeise, einer Kreation aus Zirbe, brauner Butter, Bitterschokolade und Mürbteig. Dazu noch die passenden Weine. Wow, dass Menü war nicht nur lecker, sondern auch ein wahrer Augenschmaus.
Sonntag? Dauerregen! Wir verzichten auf die letzten beiden alternativen Programmpunkte der geführten Tour. Der erste wäre das Bauernherbst-Eröffnungsfest in Hüttschlag. Dies hatten wir aber schon 2019 mitgenommen. Auch die weltberühmte Liechtensteinklamm lassen wir dieses Mal aus. Sie hat nichts mit dem gleichnamigen und keineswegs klammen Fürstentum zu tun. Dafür bietet sie Königliches in Form von Panoramen in eine der beeindruckendsten Schluchten der Alpen. Für den Nervenkitzel wurde eine stählerne Wendeltreppe helixförmig frei über die Klamm gebaut. 30 Meter unter ihr rauscht ein Wasserfall, der bei Sonneneinstrahlung einen Regenbogen bildet.
Die Klamm besuchen wir noch, und zwar bald. Denn die nächste Reise ins Salzburger Land ist im Kopf bereits gebucht!
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