Der Trend zum Kurzurlaub, zum spontanen Ausspannen, weil man es braucht, weil man gerade Zeit hat, oder warum auch immer, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Und dank des Internets lassen sich Spontan-Entschlüsse auch relativ einfach umsetzen.
Wir haben getestet, wie es sich anfühlt, von einem Tag auf den übernächsten einfach den Alltag hinter sich zu lassen.
SUCHE: Nervige Suchmaschinen: Sonne und Wärme galten als MUSS – kein Wunder nach dem spontanen Wintereinbruch Ende April in München. Als alles längst in voller Blüte stand, die Amseln bereits auf ihren Nestern zu brüteten begannen, da kam er endlich in diesem Jahr – der Herr der Fröste und Schneeschauer.
Wohin also: Spanien ganz im Süden oder Mallorca? Die Amalfi-Küste oder Griechenlands Inselwelt? Türkei, vielleicht auch Zypern? Alles andere erschien uns zu weit.
Wir gingen also auf Angebots-Jagd nach Kurztrips im globalen Netz – und fanden vieles, aber meist nicht das, was wir wollten. Viele Seiten versprechen Hotels und Reisezeiten, die es dann beim genaueren Hinschauen leider doch nicht wie gewünscht gibt. Zeitraubend und eigentlich sollte es besser funktionieren!
Irgendwann passt es dann doch noch. Flugzeiten, moderat, Ab- und Ankunftszeiten ebenso und ein Hotel, so wie wir es uns wünschten.
ANBIETER: Zweimal hinschauen!: Kurz bevor wir den „Buchen“ – Button drückten, erfuhren wir so nebenbei, dass der Anbieter nun doch nicht ITS sondern Travelix heißt und alles über „ab-in-den-Urlaub.de“ zu buchen sei. Nun hat dieser Reiseveranstalter aus Leipzig nicht gerade den allerbesten Ruf und wir suchten nochmals nach Alternativen – die es aber zu diesem Preis und der gewünschten Reisezeit leider nicht gab. Also besiegte der Wunsch nach schneller Auszeit plus moderaten Flugzeiten den schlechten Ruf.
Es gibt natürlich die bekannten „Plusplus“-Kosten, wie Transfer vom Flughafen zum Hotel und zurück inkl. der Tatsache, dass SUNEXPRESS seinen Passagieren jeden übrigen Euro extra abknöpft. Aber drei Stunden bis Antalya gehen notfalls auch mal Holzklasse pur. Beim Gewicht der Koffer sollte man allerdings grünlich lesen und nachwiegen - sonst gibt es am Flughafen ein teures Erwachen!
Fies fanden wir auch die hohen Gebühren für Lastschrift und Kreditkarten (ausser AMEX) - und zwar pro Person, auch wenn alles über eine Karte oder Lastschrift läuft. Ist Abzocke, die verärgert.
BUCHEN UND FLIEGEN: Ob das gut geht? Zwei Tage vorher? Die Emailbestätigung kommt noch am gleichen Abend, allerdings finden wir in den Vertragsinformationen auch den Hinweis, dass Kurzfristbuchungen nur per Sofortüberweisung oder per Kreditkarte gebucht werden können. Wir hatten aber das kostengünstigere (! s.o.) Lastschrifteinzugsverfahren gewählt. Also Anruf bei ja wo denn nun: Airline.direkt (Website) verlinkt auf „ab-in-den-Urlaub“ Travelix finden wir erst gar nicht. Also nehmen wir jene Nummer, die im Mail findbar ist und wählen nach zahllosen Aufforderungen „drücken Sie die 1-2-3-4 etc.“ einfach die letzte angegeben Nummer, die zwar die Reiseversicherungen betrifft… aber siehe da, wir werden schnell verbunden, der Callservice-Mann ist megafreundlich und hilfsbereit und nimmt und alle Ängste. Und es klappt tatsächlich. Na ja, fast!
SUNEXPRESS fliegt uns zwar mit einer Stunde Verspätung (aber wo gibt es die nicht?) in der engen Holzklasse (vergessen Sie die Premiumklasse, ist auch nicht besser!) vom eiskalten München nach Antalya. Auch der Transferbus wartet noch auf uns, nachdem die türkischen Einreiseformalitäten im Schneckentempo mehr als eine Stunde in Anspruch nahmen. Vermutlich geht das jetzt nach dem Motto: Die EU will uns nicht, wir wollen zwar deren Geld, aber zeigen gerne, wie es ist, wenn man „warten muss“. Ok, geschenkt, dafür kann weder der nette Transferchauffeur noch sonst jemand, außer der Politik, was.
ALLES GUT - fast!: Als wir endlich, etwas müde, und vor allem hungrig, im Kempinski in Belek ankommen, erwartet uns dann doch noch ein Schock. Wir haben zwar einen Hotel-Vaucher für die Buchung – aber dem Hotel liegt keine Buchung vor. Zumindest gibt es noch ein Zimmer, obwohl man an diesem Abend noch eine sehr große Eventgruppe erwartet und die Belegschaft wie die Ameisen durch das sonst um diese Zeit fast leere Riesengebäude wuselt.
Einmal Kempinski immer Kempinski! Das Luxushotel ist ein 5-Sterne-Haus und macht seinem Namen auch alle Ehre. Freundliches Personal, Sauberkeit ohne Mängel und ein Publikum, das durch angenehme Gelassenheit auffällt. Dank des dem Hotel angegliederten Golf Clubs von Antalya stellten die Golfer die Mehrzahl der um diese Jahreszeit überschaubaren Gästezahl.
Die Zimmer unterscheiden sich nur in ihrer Lage voneinander. Meerblick gilt als Superior Deluxe, Garten-oder Golfblick-Lage als Superior und die Seitenflügel sind dann die schlichten Doppelzimmer. Wobei, wie bereits erwähnt, die Ausstattung der Zimmer stets die Gleiche ist. Da man sich ja ohnehin nur zum Schlafen dort aufhält, tut es also auch ein einfaches Doppelzimmer.
Wenn möglich sollte man, sofern der Preis nicht allzu große Unterschiede aufweist, aber die Vollpension der Halbpension vorziehen. Das Frühstück hält selten bis zum Abend vor und à la carte am Pool geht schnell ins Geld.
Frühstücks- und Abendbuffet sind hervorragend – an die teilweise extreme Süße von Marmeladen und Nachspeisen muss man sich gewöhnen.
Die Poollandschaft ist riesig, am Strand gibt es einen hoteleigenen Peer, der in der Hauptsaison sicherlich zu den Highlights zählt, denn dort weht auch bei größter Hitze immer ein angenehmes Lüftchen und die dort integrierte Bar dürfte sich großer Beliebtheit erfreuen. Ebenso erwähnenswert sind die Strand-Pavillions, teilweise aus Holz, teilweise aus Zeltstoff, die allesamt über eine Klingel zur Bar verfügen, um den Service herbei zu rufen. Handtücher, Toiletten, Duschen im Strandbereich erwähnen wir jetzt nur nebenbei – denn für ein Haus dieser Kategorie ist dieser Standard selbstverständlich.
Der einzige (zumindest für uns) negative Punkt dieses perfekten Kurzurlaubs sind die extrem hohen Preise im alle Stücke spielenden Spa. Vom Hamam über Sanarium bis hin zum „privaten Thalasso Pool“ ist alles vorhanden, was man an Wellnessträumen gerne hätte. Die Preise dafür sind allerdings hoch – ein bisschen zu hoch, wie wir finden – vor allem in der Nebensaison. Hier merkt man, dass in den letzten Jahren die Gäste aus Russland dominierten. Geld spielte da keine Rolle, man gab es, wie man uns versicherte, mit vollen Händen aus. Wodka aus Wassergläsern zum Lunchbuffet war ebenso selbstverständlich, wie eine Massage für umgerechnet 150 Euro. Dank des Syrien-Konflikts bleiben die spendablen Genossen zumindest in dieser Saison vorerst mal aus und die Handvoll Asserbaidschaner, Kirgisen etc. etc. fällt nicht wirklich ins Gewicht.
Die fünf Tage plätschern dahin, man lässt die Seele baumeln und sich wohlig entspannt durch die Stunden treiben. Braucht es mehr an Beweisen, dass ein spontanes „einfach mal weg“ seine Berechtigung hat? Wohl kaum.