Am Vortag sind wir mit dem Zug nach Oberwald gefahren, wo wir unsere vorbestellten Fahrräder am Bahnhof in Empfang genommen haben.
Neun offizielle Velostrecken durchqueren die Schweiz, alle vorbildlich durch rote Schilder mit der Routennummer darauf gekennzeichnet. Die Nummer 1, die Rhone-Route, führt von Andermatt nach Genf. Auf die erste Etappe haben wir verzichtet, denn die ist uns zu alpin Von Oberwald aus weist die Tour keine wesentlichen Steigungen mehr auf. Gerade recht für uns, denn wir radeln normalerweise nur zum Vergnügen und nicht aus sportlichen Ambitionen. Die Tagesetappen sind festgelegt, die Hotels gebucht, das Gepäck wird transportiert – um organisatorische Dinge müssen wir uns nicht kümmern.
An den nächsten Tagen fahren wir meist auf leicht abfallenden Wegen direkt neben der Rhone durch das Wallis. Unser ausführliches Routenbuch weist auf die Sehenswürdigkeiten an der Strecke hin, denen wir je nach Lust und Laune einen Besuch abstatten. So klettern wir in Raron den steilen Weg zur Bergkirche hinauf und stehen am Grab des Dichters Rilke. Am Naturschutzgebiet Pouta fontana beobachten wir von einem versteckten Holzturm aus die vielen Wasservögel und in Sion machen wir eine ausgedehnte Mittagspause mit Stadtrundgang. Der Radweg führt eigentlich an Sion vorbei, aber die Altstadt mit ihren zwei Burgbergen sollte man sich nicht entgehen lassen. Das Landschaftsbild ändert sich immer wieder im Laufe der Tour. Unser Leitstrom, die Rhone, wird jeden Tag ein wenig breiter.
Nach vier Tagen lassen wir das Wallis hinter uns und kommen zum Genfer See. Dort, wo die Rhone in den See fließt, erstreckt sich das Naturschutzgebiet Les Grangettes mit sumpfigen Flächen, einem lauschigen See und viel Wald. Eine schöne Strecke und doch bringen wir sie rasch hinter uns, denn uns lockt der See. Bei Villeneuve endlich weitet sich der Blick und Licht überflutet liegt die riesige Wasserfläche vor uns. Beim Radeln ist erhöhte Konzentration fällig, denn der Radweg verläuft auf der einzigen und viel befahrenen Uferstraße. Beim Schloss Chillon kurz vor Montreux machen wir Rast. Auf der Landseite wie eine Trutzburg gebaut, auf der Seeseite ein repräsentatives Schloss - die Zeit für eine Besichtigung dieses Bauwerks sollte man sich unbedingt nehmen. Wir spazieren auf den Uferpromenaden von Montreux und Vevey und müssen leider mit unseren Rädern immer wieder auf die Autostraße. Hinter Lausanne jedoch beginnt die schönste Etappe. Hier radeln wir lange Strecken direkt am Seeufer. St. Sulpice, Morges, St. Prex und viele weitere nette Städtchen und Dörfer liegen an der Strecke.
Nach einer Woche schließlich steht Genf als letztes Etappenziel auf unserem Tagesplan. Schon Kilometer vor der Stadt radeln wir durch Ortschaften mit wunderschönen Villenvierteln und üppigen Gärten. Unsere Mieträder geben wir am Bahnhof ab und werden damit wieder zum Fußgänger. Am Pont du Mont-Blanc begegnen wir unserer Rhone, die hier den Genfer See verlässt. Adieu, es war schön an deiner Seite.
Die beschriebene Reise wurde organisiert von SwissTrails. Die Firma arbeitet mit verschiedenen Reiseveranstaltern wie z.B. Ameropa, Eurobike oder Wikinger Reisen zusammen, bei denen man die Tour buchen kann. Ebenso ist eine direkte Buchung über die Homepage www.swisstrails.ch möglich. Auch Teilstrecken oder eine Kombination mehrerer Routen sind machbar, sogar kurzfristig. Die Tagesetappen dieser Relax-Tour liegen bei durchschnittlich 40 Kilometern. Das Gepäck wird morgens an der Hotelrezeption abgegeben und zur nächsten Unterkunft transportiert. Die Hotels sind Mittelklasse-Häuser, die in der Lage und im Komfort recht unterschiedlich ausfallen.
Schönstes Hotel auf der Reise: der Landgasthof Auberge de la Réunion, CH-1267 Coinsins, Tel. 0041-(0)22-364 23 01 Ambitionierte Küche mit hervorragendem Essen findet man bei Mauro Capelli in Monthey (im Wallis in der Nähe von Aigle): Brasserie du Théâtre, Rue du Théâtre 6, CH-1870 Monthey, Tel. 0041-(0)24-471 79 70.
Uriges Lokal mit Schweizer Küche in der Genfer Altstadt: Restaurant les Armures, Rue du Puits-Saint-Pierre 1, CH 1204 Genève, Tel. 0041-(0)22-310 34 42