Über hundert kleine Stückchen Land aus Granit oder Korallen gehören zu dem Archipel, das sich auf einer Seefläche von 390.000 Quadratkilometern verteilt. Nur acht von ihnen sind ständig bewohnt, fast jede davon hat ihren eigenen Charakter. Die Hauptinsel Mahé, auf der 90 Prozent der Gesamtbevölkerung leben, spiegelt die Vielfalt des Inselstaates am deutlichsten wider. Beherrscht von regenwald-bedeckten Berglandschaften, saftigem Grün und zuckerweißen Sandstränden, überrascht sie ihre Besucher zugleich mit einem einzigartigen Mix exotischer und abendländischer Kulturen. Mit Palmenzweigen bedeckte Fischerhäuser, Kirchen und Tempel stehen neben modernen Hotels und vornehmen Villen aus der französischen und britischen Kolonialzeit.
Die fast menschenleere Seychellen-Insel Silhouette dagegen trumpft mit gehobener Robinson-Crusoe-Romantik. Sie vereint die Pracht und Wildheit ursprünglicher Tropennatur mit den Vorzügen ökologischer Gastlichkeit eines kleinen Luxushotels, das im vergangenen Jahr zum schönsten der Seychellen gekürt wurde. Das Abenteuer dorthin beginnt mit einer Bootsfahrt oder einem Helikopterflug, denn eine Straße ins Paradies gibt es nicht.
Ohne Rücksicht auf die ungeübten Bergwanderer türmt sich ein glatter Granitfelsen über den nächsten. Die Schlängelpfade daneben sind dagegen der reinste Spaziergang. Auch Seychellen-Urlauber wollen nicht jeden Tag schnorcheln oder tauchen. Es ist heiß, feucht und vor allem grün. Man könnte sicher sein, durch das Tropenhaus eines zoologischen Gartens zu klettern, würden nicht die lichten Kronen der gewaltigen Schirmakazien ab und zu einen Blick in die Ferne erlauben - über die bewaldeten Hänge voller Stimmen und Geräusche. Jurassic Park light.
Willkommen auf Silhouette. Es gibt keine Saurier und außer ein paar Mücken auch sonst keine blutrünstigen Tiere, nicht einmal giftige Spinnen oder Schlangen. Obwohl es nur eine Dreiviertelstunde von der Hauptinsel Mahé entfernt liegt, zählt das mit rund 20 Quadratkilometern drittgrößte Stück des Inselstaates zwischen Madagaskar und den Malediven zu den am wenigsten erschlossenen. Bis auf ein kleines Dorf, das Luxushotel Labriz und eine Schildkrötenaufzuchtstation, deren Chef gerade eine Handvoll Europäer durch den Dschungel jagt, gehört das Eiland allein der Natur. Und die, so meint Ron, offenbare ihre wahren Schätze erst jenseits der malerisch schönen, weißsandigen Palmenstrände.
„Gemessen an ihrer Fläche, verfügen die Seychellen über die meisten endemischen Arten weltweit”, erklärt Ron Gerlach, der vor 40 Jahren von Südafrika auf die Trauminseln kam, um Hotels zu bauen. Heute ist er Präsident einer Naturschutzorganisation. Ihr Name, „Nature Protection Trust of Seychelles”, steht auf seinem T-Shirt.
Unten der Indische Ozean, oben der Gipfel des 740 Meter hohen Mont Dauban. Ron, dem keiner glaubt, dass er 69 ist, wartet geduldig, bis alle über den letzten Felsen gekrabbelt sind. Zu ihren Füßen vernehmen die Wanderer seltsame Pfeiftöne. Ein Seychellenfrosch. Die kleinste Spezies der nur auf je einem Berg auf Silhouette und Mahé lebenden sangesfreudigen Winzlinge erreicht nicht einmal eine Körperlänge von einem Zentimeter.
„Die amphibischen Ureinwohner der Seychellen beweisen, dass der Archipel einst Teil eines Kontinents war. Lurche meiden Salzwasser und Sonnenlicht. Beides kann für sie schnell tödlich sein. Deswegen sind sie nicht allein in der Lage, Meeresinseln zu besiedeln”, erläutert Ron, der wie viele andere Wissenschaftler davon überzeugt ist, dass die 32 Granitinseln der Seychellen (der Rest der insgesamt 115 Eilande ist korallinen Ursprungs) die ältesten Inseln der Welt sind. „Es sind die Teile des einstigen Superkontinents Gondwana, die ihre Position am wenigsten verändert haben”, so Gerlach.
Mit routinierten, aber behutsamen Bewegungen durchstöbert der hagere Mann den Waldboden. Eine schnelle Bewegung - und etwas zappelt zwischen seinen Fingern. Ein Regenwurm, eine Natter? „Es ist mehr Frosch als Schlange”, lautet Rons verblüffende Erklärung. Auf seiner Hand windet sich eine winzige beinlose Amphibie: „Eine Erdwühle, Gattung Caecilia, Ordnung der Schleichenlurche”, sagt er fast zärtlich. Da hat man noch nicht gesehen, wie Ron mit seinen Riesenreptilien schmust.
„Und wo ist Eva?”, fragt Eva. Da ihre gepanzerte Namensvetterin gerade ganz in ihre Salatblätter vertieft ist, wendet sich die junge Frankfurterin zunächst an Adam. Doch der Clan-Chef macht sich nichts aus hübschen Menschenfrauen, fährt spähend seinen faltigen Hals aus dem Panzer, gibt Gas und bewegt sich wie ein Roboter auf seine neue Herzensdame zu. Die heißt Josephine, ist - ebenso wie Eva - 25 und ein Bild von einem Kriechtier. Der Altersunterschied scheint kein Problem zu sein. Im Gegenteil: Schon wegen ihrer Masse haben die beiden 120-jährigen Stammväter der Farm, Adam und Chiron, die meisten Chancen und lassen es beim Liebesspiel gehörig krachen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Rund 150 Babies hatten wir in den letzten sechs Jahren”, sagt Ron stolz und winkt uns in den Brutraum. Kugelrunde Eier mit erstaunlich fester Schale, größer als ein Tischtennis-, kleiner als ein Tennisball, schlummern in den beiden Inkubatoren.
„Früher hat es hier nur so gewimmelt vor Riesenschildkröten. Mit der Besiedlung der Inseln ab 1770 wurden die Tiere fast vollständig ausgerottet. Da Landwirtschaft wegen des steinigen Bodens kaum möglich war, blieb ihr Fleisch neben Kokosnüssen und Fisch die einzige Erwerbsquelle der Menschen. Als 1970 der Tourismus auf den Seychellen begann, gab es auf Silhouette mindestens schon seit 100 Jahren keine Schildkröten mehr”, erzählt der Öko-Aktivist. Seine ursprünglich vom fernen Aldabra (Äußere Seychellen) stammenden Zuchttiere kaufte er Hotels und Privatleuten auf verschiedenen Inseln ab. Ende 2006 konnte Ron den ersten Nachwuchs in freier Wildbahn aussetzen.
Trittsicher balanciert Daniel Burstein das Tablett mit Champagner und Canapées über das sanft schaukelnde Schiff, das die Insel im Schein der Abendsonne umrundet. Seit einem halben Jahr arbeitet der junge Österreicher für das Inselhotel Labriz Silhouette. Als Food- und Beverage-Manager sorgt der 27-Jährige für das leibliche Wohl der Gäste und ist Chef des Zimmerpersonals, das er selber ausbilden muss. „Wenn die einheimischen Angestellten neu zu uns kommen, ist es nicht einfach zu vermitteln, was wir von ihnen wollen. Kaum jemand von ihnen war schon einmal in einem Fünfsternehotel. Aber die Seychelloises lernen schnell und sind sehr gewissenhaft”, berichtet Daniel, der seinen Job liebt, aber sich trotzdem auf den ersten Urlaub freut.
Heim nach Wien will er, hofft, dass noch Schnee liegt in den Alpen, um Ski fahren zu können. „Alle sagen: Du hast es gut da auf deiner Trauminsel, arbeitest da, wo andere Urlaub machen. Aber dass ich jeden Tag 14 Stunden auf den Beinen bin, daran denkt keiner”, klagt er und schenkt Champagner nach. Eine Meeresschildkröte steckt ihren gelben Kopf aus dem Wasser. Der kurze Gedanke an Wintersport ist ganz schnell verflogen.
Das Speedboot legt im Hafen von Victoria an. An Land hat es niemand eilig, auch wenn ausgerechnet L´ Horloge, der Uhrturm, als Wahrzeichen der seychellischen Hauptstadt gilt. Mitten in einem Kreisverkehr steht die etwas mickrig geratene Kopie des Londoner St. Stephen´s Towers, als wollte sie sagen: „Lasst euch Zeit, Leute!” Und tatsächlich herrscht eher Geschäftigkeit als Hektik in der gemütlichen Kleinstadt mit 25 000 Einwohnern, drei Restaurants und einem Café. Autofahrer lassen Fußgängern schon mal freiwillig die Vorfahrt, und selbst auf dem Sir Selwyn Clarke Market im Zentrum, der genau zwischen der katholischen und der protestantischen Kirche und einem Hindu-Tempel liegt, geht es ruhig und gesittet zu. Man spricht Kreolisch, aber auch Französisch und Englisch. Und man macht sich schick zum Shoppen. Die hell- und dunkelhäutigen Damen tragen Hüte oder kunstvoll gebundene Kopftücher. Der Kleidungsstil zeigt wie die gesamte seychellische Kultur afrikanische, indische und europäische Einflüsse.
Eine Frau erklärt ungefragt, wie man eine gute von einer schlechten Kokosnuss unterscheidet. „Schütteln und hören”, belehrt sie den Gast aus Übersee, lässt einige Nüsse an meinem Ohr plätschern, und schon darf er ihr für diesen Posten beim Einkauf helfen. Fünf Stück kosten etwa einen Euro - das ist nichts gegen den Preis einer Koko Dmer, der bis zu 20 Kilogramm schwer werdenden Meereskokosnuss, für die man mindestens 80 Euro bezahlt. Die kostbare endemische Frucht in der fantasieanregenden Form eines weiblichen Beckens darf als nationales Symbol ihre sinnlichen Umrisse sogar dem amtlichen Passstempel zur Verfügung stellen. Hauptsächlich wird der weltgrößte Pflanzensamen für dekorative und künstlerische Zwecke genutzt.
Eine ganze Sammlung der merkwürdigen Riesennüsse kann man im Studio des englischen Malers Michael Adams finden. Der entdeckte vor 36 Jahren Mahé als seine Heimat und kaufte ein altes Kolonialhaus bei Anse aux Poules Bleues im Südwesten der Insel. Dort lebt er bis heute mit seiner Familie sowie einer ganzen Herde von Hunden und Katzen und malt farbenfrohe Dschungel-Bilder, die mittlerweile vermutlich in jedem seychellischen Hotel hängen.
Die Wandergruppe hat dank Ron ihre eigenen Urwald- und Trauminselbilder im Kopf. Am Abend im Labriz Silhouette kommen außer einer Verwöhnkur im Aquum Spa noch weitere malerische Motive hinzu: das kreolische Haus Grann Kaz im Fackelschein am Berg, der japanische Wasser-Pavillon Teppanyaki vor der Kulisse des Ozeans, Strand- und Gartenvillen wie aus dem Märchenbuch. Ein Platz für Könige und Abenteurer.
Heilendes Wasser, natürliche Pflanzenwirkstoffe und das Wissen um Jahrhunderte alte Weisheiten und Praktiken, die Gesundheit, Wohlbefinden und Schönheit dienen, sind die Grundpfeiler der Per Aquum Spa Collection, der Wellness-Marke der Universal Resorts Maldives, zu dem auch das elegante Aquum Spa des Labriz Silhouette gehört.
Eingebettet in das tropische Grün am Rand des Bergregenwalds, mit Blick auf malerische Granitfelsen, Puderzuckerstrand und das samtene Türkis des Indischen Ozeans, darf sich das Aquum Spa von Labriz schon allein seiner Lage wegen zu den weltweit schönsten Wellnesstempeln zählen.
Seine klare Architektur und das edle Interieur in schlichten Formen bekräftigen den exklusiven Anspruch. Die ursprüngliche, wilde Natur der Umgebung verschmilzt mit den organischen, sehr haptischen Materialien der licht-, luft- und duftdurchfluteten Räume zu einer einzigartig entspannenden Atmosphäre.
Das Aquum Spa bietet fünf Einzelbehandlungszimmer sowie eine Superior Suite, alle mit aromatherapeutischer Dampfdusche ausgestattet. Beginnend mit einem köstlichen Saft frischer Inselfrüchte, umfasst jedes Treatment einen Besuch des Aquum “Degrees” mit verschiedenen Wärme-Verwöhnerlebnissen, einer Spa-Konsultation sowie einem abschließenden Tee aus ausgewählten Heil- und Duftkräutern.
Neben lokalen Zutaten wie Hibiskus, grünem Kaffe und Kakao, Vanille, Kokos- und Cashewnüssen werden die neuesten Produkte der Linie Pavonia Botanica verwendet. Gratis zu jedem Spa-Menü gibt es Balsam für die Ohren: Wellenrauschen, Vogelsang und das Pfeifen der Minifrösche.
Condor fliegt einmal wöchentlich von München beziehungsweise Frankfurt (Main) nach Mahé, dem einzigen internationalen Flughafen auf den Seychellen. Air France und Air Seychelles bedienen Mahé mehrmals wöchentlich von Paris, London und Rom. Auch Emirates und Qatar Airways steuern die Seychellen an. Ab März 2009 fliegt Air Seychelles 2mal wöchentlich ab Frankfurt direkt. Vom 29. März bis 7. Juni bietet Air Seychelles Direktflüge ab/bis Frankfurt ab 740 Euro pro Person.
Für die Einreise ist kein Visum erforderlich.
Gesundheit: Spezielle Impfungen sind nicht vorgeschrieben und auch nicht notwendig. Die Seychellen sind malariafrei.
Der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt drei, während der Sommerzeit zwei Stunden.
Sprache: Die drei offiziellen Landessprachen sind Kreolisch, Englisch und Französisch.
Reisezeit: Auf den Seychellen ist es ganzjährig tropisch warm mit Temperaturen bis 35 Grad. Mitteleuropäern ist die Zeit von Mai bis September zu empfehlen, da das Klima dann nicht so schwül ist. Die Hauptregenzeit dauert von Anfang Dezember bis Ende Februar, wo es starke, auch länger anhaltende Regenfälle gibt. In dieser Zeit ist auch die Luftfeuchtigkeit höher als in den anderen Monaten.
Übernachtungstipp: 5-Sterne-Resort Labriz Silhouette
Reiseveranstalter: Trauminsel Reisen
Restaurantipp: „Pirate Arms”, Snackrestaurant/Café im Zentrum von Victoria - zum Sehen und Gesehenwerden. In Labriz Silhouette gibt es dreimal pro Woche kreolisches BBQ im historischen Kolonialhaus Grann Kaz, mediterranes Fine Dining im italienischen Restaurant Portobello, exquisite japanische Küche im Sakura und im Wasser-Pavillon Teppanyaki (als Live-Cooking), internationale und kreolische Spezialitäten im Café Dauban sowie eine Original Holzfeuer-Pizzeria. Die Bar Lo Brizan bietet feine Weine, Cocktails und andere Getränke bei Live-Musik mit Blick auf den Ozean und die grünen Hänge des Mont Dauban.
Aktivitäten: Das Eco-Center von Labriz Silhouette bietet wassersportliche Aktivitäten wie geführte Schnorcheltouren (ab 2,5 Stunden inklusive Bootsfahrt, Obst und Erfrischungsgetränken ab 30 Euro), Tauchtouren (ab 40 Euro), den VerIeih von Equipment sowie von Kayaks, Hobiecats u. a. Ebenso werden Tagesausflüge, Wanderungen, Nacht- und Tiefseefischen angeboten. Inselwanderungen mit Ron Gerlach und Besichtigungen der Schildkrötenaufzuchtstation.
Wellness: Das Aquum Spa von Labriz Silhouette bietet ein umfangreiches Treatment-Menu, zum Beispiel „Body Massage” mit verschiedenen Heiltechniken und Dschungel-Ölen, 60 Minuten 105 Euro, 90 Minuten 120 Euro, „Kreolische Inspiration” mit einem Bodypeeling aus warmem braunen Zucker und Muskatnuss, einer Körperpackung aus grünem Kaffee und Kokosnuss, einer duftenden Kokosnuss-Haarmaske, „Dschungel-Dusche” und Ganz-Körper-Massage, 150 Minuten 295 Euro. Oder: Caviar Rejuvenation mit echtem russischem Kaviar, 90 Minuten 395 Euro.
Literatur-Tipp: Wolfgang Därr, „Seychellen”, DuMont Richtig reisen, DuMont Reiseverlag, Ostfildern (D), 2005 (6., aktualisierte Auflage), 22,50 Euro, ISBN 3-7701-3687-X
Allgemeine Auskünfte: Seychelles Tourism Board, Telefon +248 67 13 00, www.seychelles.travel