Zugegeben, in der Schnelligkeit von knapp 3 Autostunden erreichen Deutsche den begehrten Lebensraum südlich des Brenners nur aus Oberbayern und dem Allgäu. Alle anderen brauchen etwas länger, doch die Reise lohnt sich, egal von wo man anreist. Grund genug also, um sich für eine fällige Auszeit sich per Auto oder Bahn auf den Weg zu machen (Flugreisen führen stets nach Verona, dem ersten akzeptablen Airport im Norden Italiens und keine Frage, die Stadt von Julia und Romeo liegt definitiv nicht mehr in Südtirol!). Wir haben uns unterschiedliche Standorte im Land von Äpfeln, Wein und Speck ausgesucht, in besonderen Wohlfühlhotels, welche schon nach wenigen Tagen den Kopf frei, den Körper fit machen und die Seele reinigen - Kraft nicht zuletzt dank der einzigartigen Natur.
Kein Schreibfehler, sondern Tatsache! Mag die Seiser Alm am Fuße der Dolomiten-Könige als die größte Alm des Landes gelten, die längste ist sie nicht – die findet man nämlich gleich oberhalb von Brixen, wo man die Brenner-Autobahn verlässt, um in eines der unberührtesten Täler Südtirols zu gelangen. Das Lüsen-Tal, Ausgangspunkt für Skitouristen im Plose-Gebiet, zählt sicher nicht zu den alpinen Ski-Hot-Spots, jedoch ideal ist für all jene, die es gemütlich lieben. Sanfter Wintersport ist hier eher angesagt, als schwarze Pisten. Familien mit kleinen Kindern, aber auch ältere, nicht mehr ganz so wendige Zeitgenossen finden in dieser fast unberührten Naturlandschaft ideale Voraussetzungen für einen erholsamen Urlaub. Mountainbike-Ausflüge zur Wurzjochhütte, Bergtouren auf den Peitlerkofler, Almwanderungen oder Kultur pur in Brixen – der Möglichkeiten gibt es zahlreiche.
Hoch über Brixen und unterhalb des längsten Südtiroler Alm(wander)gebietes versteckt sich eines der ältesten Naturhotels im Alpenraum. Und es bietet so ziemlich alles, was man braucht, um wieder geerdet zu werden. Während des herzlichen Empfangs (mit oder ohne Alkohol-Drink) wird unser Auto geparkt und das gesamte Gepäck in unser Ringelblumen-Appartement mit abgetrennter Stube samt Kachelofen, Sitzbank und kleiner Kochbar gebracht. Angenehm der Schlafraum enthält keinen Fernseher. Das Bad, mit getrennter Toilette und den ab dem Brennerpass obligaten Bidet, enthält eine Badewanne und großzügige Fläschchen an kräuterreich duftendem Duschgel, Shampoo und Body Lotion.
Holz war von je her das Baumaterial in den Alpen und nicht nur unser Appartement, sondern das ganze Hotel riecht nach frischem Holz und hat dieses auch reichhaltig als Baumaterial verwendet. Wer so manches Highlight des Hotels nicht erst kurz vor Abreise entdecken möchte, sollte sich bald nach der Ankunft auf einen Rundgang machen – oder besser, um eine Führung bitten. Hoch hinauf bis zum beginnenden Bergwald ziehen sich lauschige Plätzchen zur Meditation, zur eiskalten Abkühlung im Bergbach oder einfach nur zum Bestaunen von friedlich grasenden Rindern. Ein schmaler Weg führt von den beiden Badehäusern bergan zu einer idyllischen Bachsauna, zu einem Floating-Fass, einer sanft schwingenden Infrarotkabine mit Aussichtsfenster bis hinauf zum Kraftplatz, an welchem bei schönem Wetter Yoga angeboten wird. Wenn es regnet, oder wem selbst die kurze Fußwanderung zu diesen Relax-Zonen zu weit ist, findet all diese nochmals im Wellness-Bereich des Hotels.
Nicht nur sehens- sondern vor allem besuchenswert sind die Bade- und Saunalandschaften der beiden Badehäuser, die man über dicke Steinplatten, vorbei an einer Jurte, einem Teepavillon, sowie einem außen liegenden Whirlpool samt Naturteich erreicht. Im linken befindet sich ein Private Spa mit zum sich treiben lassender Solegrotte, plus Hamam und Massageraum (der Aufenthalt hier muss allerdings extra gebucht werden für 2-4 Personen). Nach 45 Minuten Schwerelosigkeit in der Sole und dem vorher angewandten Salzpeeling fühlt sich unsere Haut so sanft an wie die eines Säuglings. Im Kuschelraum unter dem offenen Dachgebälk kehrt man dann langsam wieder in die Realität zurück.
Gönnen sollte man sich auch unbedingt eine Silberquarzit-Massage. Dieses nur an einem einzigen Fleck in Südtirol (im Pfitsch-Tal) vorkommende Gestein entfaltet eine antibakteriell wirkenden Kraft, welche sich aus dem einstigen Urmeer der Erde speist. Ein schmaler Weg führt von den beiden Badehäusern bergan zu einer idyllischen Bachsauna, zu einem Floating-Fass, einer sanft schwingenden Infrarotkabine mit Aussichtsfenster bis hinauf zum Kraftplatz, wo bei schönem Wetter Yoga angeboten wird. Wenn es regnet, oder wem selbst die kurze Fußwanderung zu all diesen Relax-Zonen zu weit ist, findet all dies nochmals im Wellness-Bereich des Hotels.
In Wald und Natur baden - dieses Motto setzt in der ausgezeichneten Küche fort. Um all die vielen, in erfreulich kleinen Portionen servierten, Menügänge zu verkosten, sollte man Zeit mitbringen. Aber schließlich ist man hier um zu Entspannen und nicht um zu Hetzen. Ob im Panorama-Speisesaal die Aussicht bewundernd oder lieber in den gemütlichen kleinen Tiroler Sitznischen plauschend, Essen und Trinken im Lüsner Hof ist nicht nur als Verpflegung, sondern vor allem als kulinarisches Schmankerl anzusehen. Und das gilt selbstredend auch für Vegetarier oder Menschen mit Essens-Unverträglichkeiten.
Naturmedizin – hier wird sie seit Jahrhunderten praktiziert! Das Geschlecht der Ragginer, dem auch die heutigen Besitzer des Lüsner-Hofes entstammen, sammelte die medizinischen Weisheiten seiner Bauerndoktoren zu Heilkräutern, lindernden Salben und stärkenden Tinkturen in zahlreichen Schriften, gab so die Kenntnisse der Ahnen über Kräuter und Pflanzen stets an die nächsten Generationen weiter. Heute ist der Ragginer-Hof auf der sogenannten Kräuterkanzel hoch über dem Lüsner Hof leider verfallen. Aber noch immer gilt die Stelle nicht nur als ein ausgezeichneter Aussichtspunkt, sondern als Kraftplatz, an welchem seltene Heilkräuter wachsen. (Geführte Wanderungen zur Kräuterkanzel kann man an der Hotel-Rezeption buchen.)
Leider hat das Wetter nur für ein paar Stunden mitgespielt bei unserem Kurzaufenthalt unter dem sonst so prachtvoll in rot getauchten Rosengarten. Was aber im Cyprianerhof in Tiers nicht wirklich ein Problem ist. Denn das mit sehr viel Sachkenntnis und wohl ebenso viel Liebe von den Besitzern ausgestattete Hotel lässt nicht nur im Wellness-Bereich eigentlich keine Wünsche unerfüllt. Hier stimmt einfach alles. Von den Silberquarzit-Fliesen in den Sanitärbereichen der Zimmer (mit Waschbecken aus Bachsteinen!), über all die vielen gemütlichen kleinen und größeren volkskundlichen Details in den Gängen und Zimmern des geräumigen Hotels – hier zeugt alles davon, dass nicht nur ein sehr guter Innenarchitekt, sondern vor allem die Besitzer persönlich sich verwirklicht haben.
Großzügig und trotzdem intim gönnen Wellness, Bade-und Saunalandschaften auch jenen genügend Raum, die mal gerne alleine sind. Sauna-Fans kommen dabei voll auf ihre Kosten, denn ob Zirmsauna, Lehmsauna oder die außerhalb des Hotels gelegene Schupfensauna, das Similda-Spa lässt zudem keine kosmetischen Wünsche unerfüllt. Natürlich gibt es auch ein Dampfbad sowie zum Wassertreten eine über viele Steinstufen angelegte Kneipp-Zone. Gönnen sollte man sich auch hier eine Silberquarzit-Massage, schon um einmal zu erleben, was strahlende Steine und heilende Hände vermögen.
Die Kletterhalle, der mannigfaltig ausgestattete Fitnessraum nebst Gymnastikhalle hingegen ermöglichen sportliche Herausforderung, auch wenn es draußen wettermäßig gar nicht passt. Wasserkaraffen und eine gut sortierte Teebar findet man im gesamten Wellnessbereich. Für die eigene Ski-,Bike-oder Kletterausrüstung bietet man den Gästen abschließbare Spinde im Keller und wer morgens zu einer Tour aufbrechen will (im Sommer bietet das Hotel auch kurze Wandertouren am Nachmittag), dem steht ein geprüfter Wander,-Berg- oder Skitourenführer zur Verfügung (häufig kostenlos). Das Hotel legt großen Wert darauf, dass es mehr als ein Wanderhotel denn als ein Wellnesshotel zu verstehen ist. Wenige Häuser in der Region bieten derartig häufig und seriöse, geführte Touren in die herrliche Bergumgebung an. Anmeldung über die Hotel-Rezeption!
Die Küche, bestens geführt von der Tochter des Hauses, ist durchaus Hauben (oder Sterne) würdig, die Portionen der abwechslungsreichen Menükarte werden in angenehmer Größe serviert und die Weine zeugen von bester Sommelierkenntnis. Die Preise an der Bar sind für ein Haus dieses Standards angenehm moderat.
Wer einmal hier war, wird immer wieder kommen, ob der Landschaft oder der Gastgeber wegen, oder einfach nur, weil er wenigstens einmal ein paar Tage seine Sinne schärfend zu sich selbst finden kann. Die viel zitierte Resilienz, jene Fähigkeit sich selbst großen Herausforderungen mit der dafür notwendigen seelischen Widerstandskraft zu stellen, sie lässt sich in dieser Umgebung tatsächlich finden. Labung für das Immunsystem der Seele - hier ist sie kostenlos erhältlich.
Im nächsten Südtirol-Beitrag reisen wir von Jenesien über Bozen an den Kalterer See und besuchen am Heimweg Meran.