Es klingt nicht nur verlockend, es ist auch derzeit ein angesagter Hype, und das beileibe nicht nur bei der jüngeren Generation. Vielleicht auch weil es für viele dieses Jahr keinen Urlaub am Meer gibt und der bislang verregnete Sommer nicht gerade Südseebräune verleiht. Denn allen Warnungen von Hautärzten zum Trotz gehört eine attraktive Bräune nach wie vor zum gängigen Schönheitsideal. Allerdings sind sich viele der Gefahren ausgiebiger Sonnenbäder mit zu vielen schädlichen UV-Strahlen durchaus bewusst und suchen eine Alternative. Einen Ausweg aus dem vermeintlichen Dilemma verspricht die Kosmetikindustrie: Selbstbräuner verleihen der Haut in kurzer Zeit und mit relativ wenig Aufwand die gewünschte Bräunungsnote. Doch immer wieder zeigen Tests, beispielsweise durch das Verbrauchermagazin Öko Test (Ausgabe Mai 2020), dass viele Produkte1 einen kritischen Inhaltsstoff enthalten. „Ein Großteil der Selbstbräuner verwendet den Wirkstoff Dihydroxyaceton (DHA). Diese Substanz reagiert mit Eiweißen in der oberen Hautschicht und färbt diese für wenige Tage bräunlich. Allerdings ist DHA nicht besonders stabil und zerfällt daher nach längerer Lagerung oder unter Einwirkung von Wärme. Dabei spaltet sich unter anderem Formaldehyd ab – ein Gefahrstoff, der unter Verdacht steht, Krebs auszulösen und das Erbgut zu verändern“, erklärt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der BARMER. Darüber hinaus kann Formaldehyd starke Kontaktallergien auslösen.
Zwar ist Formaldehyd in Kosmetika bereits seit 2016 verboten, das gilt jedoch nur, wenn es den Produkten direkt beigefügt würde. Bildet es sich wie im Falle der Selbstbräuner erst nach der Herstellung, greift das Gesetz nicht. Somit weiß der Verbraucher also gar nichts über die mögliche Gefahr. Petzold empfiehlt deshalb einen vorsichtigen und bewussten Umgang mit Selbstbräunern. „Für eine dauerhafte Anwendung eignet sich Bräune aus dem Kosmetikregal sicher nicht. Wer nur ab und an zu einem der zahlreichen Produkte greift, sollte dieses unbedingt kühl aufbewahren, schnell aufbrauchen und nicht lange lagern“, so die Expertin.
Ganz auf Selbstbräuner verzichten sollten übrigens Allergiker. Denn um den starken Eigenduft des DHAs zu übertünchen, stecken in vielen Produkten zusätzlich künstliche Duftstoffe, die unter anderem allergische Reaktionen auslösen können. „Gesunde Bräune gibt es nicht. Sowohl intensive Sonnen-Strahlung als auch Selbstbräuner können Haut und Körper schaden. Wer dennoch nicht auf einen Hauch von Bräune verzichten möchte, kann auf Kosmetika setzen, die goldbraune Pigmente enthalten. Besser wäre es jedoch, auf seinen natürlichen Teint zu vertrauen“, lautet das Fazit von Petzold.
20 Selbstbräuner und Körperlotionen mit Selbstbrauner wurden von Öko-Test (Heft Juni 2020) umfangreich getestet, zwei Drittel fielen komplett durch den Test (auch sogenannte Natur- und/oder Markenprodukte!) und nur drei (Eigenmarken von Müller, Rossmann und Globus) erhielten das Prädikat “gut”. ↩
Selbstbräuner
Allergieauslöser
Kosmetik
Duftstoffe