Autor: Rosemarie Köhler:
Verlag: Eichborn
Seiten: 152
ISBN-10: 382183756X
ISBN-13: 9783821837567
Preis: EUR 9.95
Was kam zwischen 1945 und 1949 in Bayern auf den Tisch? Die Vorratskammern waren so leer wie die Bäuche, aber die Köpfe waren voller Phantasie. Es gab zum Beispiel Steckrübenpastete oder Sauerkrautsalat, es gab Sparsame Bratkartoffeln, ein Gericht aus Kartoffeln, Öl, Wasser und Salz. Aber man gönnte sich auch was. Marzipan aus Gries, Kartoffeln und Puderzucker, Weihnachtsstollen mit Marmeladenfüllung oder Falsches Nougat-Konfekt (Mondamin, Puderzucker, Margarine, Kakao, Rumaroma) mussten das Echte ersetzen. Wurzeln der Wegwarte dienten als Kaffee-Ersatz.
Nach dem Krieg wurde auch im Agrarland Bayern gehungert. Hunderttausende von Vertriebenen strömten in die zerstörten Städte, die Menschen waren auf Notrationen angewiesen, die Kinder, so Berichte von Zeitzeugen, waren hohläugig und dünn. Rosemarie Köhlers Notkochbücher vermitteln einen Eindruck von dieser Zeit. Dokumentiert wird das Alltagsleben, und wie immer steht im Mittelpunkt die Frage: Wie kamen die Menschen damals zurecht? Wie wurden sie einigermaßen satt?
Der verzweifelte Erfindungsreichtum schlägt sich in den Rezepten nieder, die wir hier nachlesen können. Aber auch Zeitzeugen kommen zu Wort, Archive werden zitiert und viele Geschichten von damals erzählt. Wäre der Begriff nicht so abgedroschen, könnte man die Notkochbücher durchaus als Geschichte von unten verstehen.