Autor: Jens Sieger
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf Media
Seiten: 280
ISBN-10: 3942665492
ISBN-13: 9783942665490
Preis: EUR 14.99
Russland ist riesig. Es gibt alles vom Permafrost im hohen Norden bis zu den Subtropen am Schwarzen Meer. Höchste Berge im Kaukasus und unendlich scheinende Steppen an der Wolga. Russen, Tataren, Burjaten, Tofalaren und viele andere unbekannte Völker mehr. Das Land ist herzlich und schroff, hoffnungslos romantisch und mitunter schrecklich. Keine einfache Liebe.
»Wenn ich heute meinen Beziehungsstatus in Facebook Russland gegenüber bestimmten sollte, würde ich wahrscheinlich ›es ist kompliziert‹ auswählen. Ich liebe Russland, auch weil ich es oft nicht verstehe. Und ich manchmal verzweifele an dem Land.« Jens Siegert
Die Großherzigkeit vieler Menschen, der fantastische Baikalsee, die überwältigende Liturgie der orthodoxen Kirche oder einfach nur die mitunter unendlich scheinende Weite des Landes: Russland ist so groß, in Russland gibt es alles.
Viele Reisende, die nach Russland kommen, erwarten Exotik, sehen aber Europa. Allerdings das russische Europa. Dieses spezifisch Europäische im Russischen wirkt zwar fremd, aber eben oft nicht fremd genug, um die mitgebrachten Erwartungen zu erfüllen. Es ist oft nur ungewohnter als das italienische oder französische Fremde. Das verwirrt. In Afrika oder China ist das eindeutiger und damit einfacher.
»Obwohl ich schon so lange in Russland lebe, habe ich es schlicht noch nicht geschafft, die meisten dieser Landstriche zu besuchen. Das Land ist halt groß, und man kann sich nicht einfach so ins Auto setzen und losfahren. Oder besser: Man kann das natürlich schon machen. Aber dann sollte man viel Zeit und auch eine gehörige Portion Abenteuerlust mitbringen. Und in viele Gegenden, wie zu den Tofalaren, die im Sajan-Gebirge leben, gibt es schlicht keine Straßen. Sie sind nur zu Fuß, auf dem Fluss (zumindest im Sommer) oder, auch wegen der Entfernungen, durch die Luft zu erreichen.« Jens Siegert
EINIGE GRÜNDE: Weil Diebe ihr eigenes Gesetz haben. Weil Heringe einen Pelz tragen. Weil es eine besondere Kunst ist, Verkäuferinnen zum Lächeln zu bringen. Weil 1000 Kilometer keine Entfernung sind. Weil nur Säufer trinken, ohne zu essen. Weil alles immer »normal« ist. Weil die russische Schimpfsprache so tabu wie allgegenwärtig ist. Weil Russisch so wunderbar lakonisch sein kann. Weil sogar Obdachlose und Krankenschwestern klassische Gedichte aufsagen können. Weil Frauen in Russland das starke Geschlecht sind. Weil Geschichte in Russland unvorhersagbar ist. Weil in Russland die Dissidenten erfunden wurden. Weil nirgendwo das Licht so weich ist wie in den St. Petersburger weißen Nächten.
JENS SIEGERT, 1960 in Westdeutschland geboren, lebt und arbeitet seit 1993 in Moskau. Erst hat er über das Land als Radiokorrespondent berichtet, dann, ab 1999, das Moskauer Büro der grünen Heinrich-Böll-Stiftung geleitet. Das Schreiben hat er nicht aufgegeben. In seinem Russlandblog (http://russland.boellblog.org) und den »Notizen aus Moskau« in den Russlandanalysen begleitet er das Land freundschaftlich-kritisch. Die tiefsten Einblicke verdankt er seiner russischen Frau und vielen guten Freunden.