Fragt man die Menschen auf der Straße, ob sie Milch- und Milchprodukte gut vertragen, sind sich 35 Prozent der Befragten sicher oder vermuten zumindest, unter einer Laktoseintoleranz zu leiden. Tatsache jedoch ist, dass diese Diagnose weitaus seltener gestellt wird als allgemein angenommen. In Deutschland sind lediglich 15 Prozent der Bevölkerung betroffen. Was sich hinter der Milchzuckerunverträglichkeit verbirgt und warum Betroffene nicht auf unbedingt auf Milchprodukte verzichten müssen, haben wir in Erfahrung gebracht.
Laktose ist Milchzucker, der natürlicherweise in Milch vorkommt. So ist er hauptsächlich in Milchprodukten enthalten, wobei der Gehalt in den einzelnen Produkten sehr stark variiert. Er ist aber auch versteckt in Medikamenten und Lebensmitteln, wie z.B. in Wurst, Brot oder Tabletten, zu finden. Bei einem gesunden Menschen wird Milchzucker mit Hilfe des Enzyms Lactase gespalten. Herrscht ein Mangel dieses Enzyms im Körper, treten Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden auf. Laktoseintoleranz muss aber nicht immer der Grund dafür sein, auch wenn das zunächst häufig vermutet wird.
Laktoseintoleranz ist eine Zuckerverwertungsstörung, die auch als Nahrungsmittelunverträglichkeit bezeichnet wird. Sie darf aber nicht mit einer Milchallergie verwechselt werden. Bei dieser reagiert das Immunsystem auf das in Milch und Milchprodukten enthaltene Eiweiß und bildet Antikörper dagegen. Bei Menschen mit einer Laktoseintoleranz macht hingegen die Verdauung des Milchzuckers, also der Laktose, Probleme.
Ursache: Selten liegt tatsächlich ein angeborener Enzymmangel vor, wesentlich häufiger entwickelt sie sich erst in der Jugend oder sogar im Erwachsenenalter. Die Bakterien im Dickdarm zersetzen den unverdauten Milchzucker in kurzkettige Fettsäuren und Darmgase, die zu Völlegefühl, Blähungen, Krämpfen und Durchfall führen können. Wie ausgeprägt die Symptome auftreten, ist von individuellen Faktoren wie der Darmflora, der Leistungsfähigkeit des Dickdarms oder der Ernährung abhängig.
Diagnose: Gewissheit bringt ein H2-Atemtest beim Arzt Aufklärung. Dazu müssen Betroffene ein Gemisch aus Wasser und Laktose getrunken haben, und dann wird über mehrere Stunden hinweg der Wasserstoffgehalt in der Atemluft gemessen. Zeigt sich ein deutlich erhöhter Wasserstoffwert kann von einer Laktose-Unverträglichkeit ausgegangen werden.
Wer sich nicht sicher ist, sollte anfangs ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen. Damit läßt besser nachvollziehen, welche Beschwerden wann und bei welchen Lebensmitteln auftreten.
Generell ist es wichtig, die Symptome von einem Arzt abklären zu lassen und keine Selbstdiagnose zu stellen. Dennoch halten sich häufig Menschen unnötig von Milchprodukten fern, wenn sie vermuten, an einer Intoleranz zu leiden. Auch bei Schulkindern wird von Eltern oft voreilig Laktoseintoleranz diagnostiziert, obwohl diese Erkrankung bei Kindern nur sehr selten vorkommt.
Wird von einem Arzt die Diagnose Laktoseintoleranz gestellt, muss auch das für Betroffene keinen vollständigen Verzicht auf Milchprodukte bedeuten. Denn häufig wird Laktose in geringen Mengen noch gut vertragen. Wo dabei die individuelle Grenze liegt, ist abhängig von der Ausprägung des Enzymmangels. Zusammen mit Ernährungswissenschaftlern wird ein Ernährungsplan erstellt. Sofern möglich, sollte dabei nicht gänzlich auf Milchprodukte verzichtet werden, denn das enthaltene Calcium ist ein wichtiger Knochenbaustein. Als laktosefrei und damit gut verträglich gelten Produkte mit weniger als 0,1g Laktose pro 100g. Manche Betroffenen vertragen aber auch Gehalte bis 1g pro 100g recht gut. Als Ernährungsalternative empfiehlt die Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft eine Umstellung auf Sauermilchprodukte wie Dickmilch und Joghurt, denn der in ihnen enthaltene Milchzucker ist schon zu einem Großteil abgebaut.
Zum Schluss eine gute Nachricht für alle Käsefans: Unproblematisch sind Schnitt- und Hartkäse, da diese eine lange Reifedauer haben, während der Laktose fast vollständig abgebaut wird. Als Faustregel gilt: Je länger ein Käse reift, desto weniger Laktose enthält er.
Quelle: Straßenumfrage der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft, Verbraucherinformation DKV