Die Angststörungen zählt, noch vor der Depression, als die häufigste auftretende psychische Erkrankung. Zukünftig soll, leitlinienkonform auch eine Online-Therapie als Überbrückung bis zum Beginn einer Psychotherapie oder als therapiebegleitende Maßnahme angeboten werden.
Bis zu 14 Prozent der deutschen Bevölkerung sind an einer behandlungsbedürftigen Angststörung erkrankt,
Jeder Vierte leidet hierzulande mindestens einmal im Leben darunter, die Gesamtzahl der daran erkrankten beläuft sich auf stolze 14 %! Am häufgsten treten auf:
Um die Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie für diese psychische Erkrankung aktuell zu halten, hat ein Gremium von 29 Fachverbänden und Organisationen aus den Bereichen Psychotherapie, Psychologie, Psychosomatische Medizin, Psychiatrie, Allgemeinmedizin sowie Patientenvertretern und Selbsthilfeorganisationen die Leitlinie überarbeitet.
Sowohl die kognitive Verhaltenstherapie und als auch die Pharmakotherapie weisen die meisten positiven Studienbefunde vor, weswegen beide Therapien als Empfehlungen an erster Stelle stehen. Künftig soll eine psychodynamische Therapie angeboten werden, wenn eine kognitive Verhaltenstherapie sich nicht als wirksam erwiesen hat, nicht verfügbar ist oder eine diesbezügliche Präferenz des informierten Patienten besteht.
Gut zu wissen: Eine psychodynamische Therapie konzentriert sich auf unbewusste Konflikte, die bearbeitet und aufgelöst werden sollen.
Aber die überarbeitete Leitlinie hält auch eine Neuerung bereit. Denn künftig können Internetinterventionen angeboten werden. Solche Online-Programme lassen sich niedrigschwellig von zuhause durchführen, sind gut erreichbar und flexibel anwendbar. Dabei absolvieren Betroffene strukturierte Selbsthilfe-Programme, die meist verhaltenstherapeutische Anleitungen zur Bewältigung der Störung geben, oder die Patienten verfassen Blogs, die Therapeuten kommentieren – ein persönlicher Kontakt mit einem Therapeuten findet nicht statt. Für die soziale Phobie gibt es inzwischen auch ein erfolgreiches psychodynamisches Online-Programm.
Auch wenn aktuelle Studien die Wirksamkeit der Online-Selbsthilfe untersuchten, und über ähnlich gute Effekte wie bei persönlichen Psychotherapien berichteten, betrachten die Experten die Ergebnisse immer noch mit großer Skepsis. Man ist der Meinung, dass die Wirksamkeit der Online-Therapie für die Praxis überschätzt werden dürfte, da die Studienteilnehmer sehr selektiv – meist mit akademischem Hintergrund – eingeschlossen werden. Außerdem fehle vielen Studien eine eindeutige Verblindung, was ihre Aussagekraft erheblich schwäche.
Die Diagnosen wurden überwiegend online und nicht im direkten Kontakt mit einem ausgebildeten Therapeuten gestellt, was vor allem hilft Therapeutenzeit zu sparen, da die digitalen Teilnehmer mit ihrem Behandler nur minimale Kontakte per E-Mail oder Telefon haben. Eine Online-Therapie kann aber eine vor Ort Psychotherapie keinesfalls ersetzen, sondern nur zur Überbrückung oder als therapiebegleitende Maßnahme zur Vertiefung der Behandlung dienen.
Auch in Bezug auf eine soziale Phobie, bei welcher weder kognitive Verhaltenstherapie noch psychodynamische Behandlung wirksam oder verfügbar sind, gibt es neue Empfehlungen in den Leitlinien. So sollte mam dieses Problem nicht als Störung eines einzelnen Menschen begreifen, sondern als Folge einer Störung im sozialen Umfeld des Individuums – also des Systems. Auch die Möglichkeit, sich bei einer sozialen Phobie auf virtuelle Weise, in einer virtuellen Realität, seinen Ängsten zu stellen, wurde jetzt als Ergänzung zur Standardtherapie empfohlen.
Quelle: Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie