Herzkranke Menschen die unter wöchentlich auftretenden Albträumen leiden, fühlen sich nicht nur fünfmal häufiger depressiv oder ängstlich sondern leiden, im Vergleich zu Patienten ohne wiederkehrende Albträume auch häufiger an Schlafstörungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine soeben veröffenltichte Studie1.
Dabei sollten Ärzte ihre Patienten befragen, ob diese selbst und häufig erlebte Albträume als Warnsignal für Depressionen, Angstzustände oder Schlafstörungen betrachten. Denn psychische Störungen und Schlaflosigkeit sind mit der Entwicklung und dem Fortschreiten von Herzerkrankungen verbunden, und beunruhigende Träume könnten ein Hinweis darauf sein, dass Patienten zusätzliche Präventionsmaßnahmen benötigen.
In der Beobachtungsstudie zeigten sich starke Verbindungen zwischen Depressionen, Angstzuständen, Schlaflosigkeit und durchlebten Albträumen bei Patienten mit Herzerkrankungen. Da Beobachtungsstudien das Ursache-Wirkungs-Beziehung nicht feststellen, besteht auch die Annahme zu einer Wechselwirkung: Depressionen, Angstzustände und Schlaflosigkeit können Albträume verursachen, und gegensätzlich können Albträume zu Depressionen, Angstzuständen und Schlaflosigkeit führen.
Dass häufig auftretende Alpträume mit Schlaf- und psychischen Störungen in breiten Bevölkerungsschichten auftreten können, ist seit langem bekannt. Nicht jedoch, wie Albräume in diesem Zusammenhang bei Patienten mit Herzerkrankungen stehen. Die soeben publizierte Studie an 1.233 Patienten, die an verschiedenen Herzerkrankungen litten, untersuchte zudem auch, ob Herzmedikamente unangenehme Träumen auslösen.
Albträume, Schlaf und psychologische Eigenschaften mussten von den herzkranken Studienteilnehmern mit Hilfe selbstauszufüllender Fragebögen bewertet werden. Fast 15 % der Patienten hatten mindestens einen Albtraum pro Monat, und 3,6 % hatten mindestens einen Albtraum pro Woche. Frauen leiden im Vergleich zu Männern häufiger an Albträumen. Etwa 45,9 % der Patienten berichteten über Schlaflosigkeit, 18,5 % über Depressionen, 16,9 % über Angstzustände und 28,0 % über eine schlafbezogene Atmungsstörung.
Die Befragten brachten ihre Albträume allerdings nicht mit Herzmedikamenten und schlafgestörter Atmung (Apnoe) in Verbindung, sondern mit ebenfalls auftretenden Depressionen, Angstzuständen und/oder Schlaflosigkeit. So zeigte sich, dass Patienten mit wöchentlichen schlechten Träumen etwa fünfmal häufiger depressiv, fünfmal häufiger ängstlich und siebenmal häufiger schlafgestört waren.
Fazit der Studie ist, Albträume sollten auch als ein Alarmzeichen für, sich möglicherweise verschlimmernde, Herzprobleme betrachtet werden und man sollte sie in die Diagnosestellung eines herzkranken Patienten mit einfließen lassen.
Horie H, Kohno T, Kohsaka S, et al. Frequent nightmares and its associations with psychological and sleep disturbances in hospitalized patients with cardiovascular diseases. Eur J Cardiovasc Nurs. 2020. doi:10.1093/eurjcn/zvaa016. ↩