Damit die Behandlung einer schwerwiegenden Erkrankung für den Betroffenen erfolgreich durchgeführt werden kann, muss vor allem das Verhältnis zwischen Arzt und Patient stimmen: Der offene Dialog und die gemeinsame Entscheidung für eine Therapie bilden den Grundstein für eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung, in der sich die Beteiligten auch als Team begreifen. Das gilt insbesondere für chronische Erkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis, die meist lebenslang behandelt werden muss und Arzt und Patient zu langjährigen Weggefährten macht. Aber gerade den offenen Dialog mit dem Arzt scheuen offenbar viele Betroffene: Sechs von zehn Patienten (60%) in Deutschland wollen Sorgen und Ängste lieber nicht mit ihrem Arzt besprechen. Über ein Drittel (34%) der Patienten befürchten sogar, als schwieriger Patient zu gelten, wenn sie zu viele Fragen stellen, und dass sich dies negativ auf die Qualität der Behandlung auswirken könnte.
Längst ist das Prinzip der gemeinsamen Entscheidung für eine Therapie seitens Arzt und Patient in den Leitlinien festgeschrieben. Doch lediglich vier von zehn Patienten haben gemeinsam mit ihrem Arzt Behandlungsziele definiert. Nur 34% der Patienten geben an, dass sie mit ihrem Arzt besprochen haben, wie die laufende Therapie zur Erreichung der Behandlungsziele beiträgt. Des Weiteren zeigte sich, dass Ärzte und Patienten den Behandlungserfolg bei einer RA unterschiedlich definieren. Der Arzt möchte eine klinische Remission oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität erreichen und beurteilt den aktuellen Status von Patienten anhand von Parametern.
Nach Ansicht von 77% der Patienten ist ein Behandlungserfolg dann gegeben, wenn eine Reduktion der Gelenkschmerzen und -schwellung eingetreten ist oder – so denken 73% – sich die Lebensqualität verbessert hat. Für den Patienten steht die erlebbare Krankheitsverbesserung damit klar im Vordergrund im Vergleich zu abstrakt kalkulierbaren medizinischen Messgrößen. Die Kontrolle der Krankheitsprogression wurde hingegen von 31% der Patienten als weniger wichtig erachtet.
Eine gemeinsame Behandlungsentscheidung setzt auch eine entsprechende Information des Patienten über seine Erkrankung und die verschiedenen Therapieoptionen voraus. Ein gut informierter Patient wiederum zeigt eine hohe Adhärenz (Therapietreue). Vielen Ärzten ist das bewusst: So geben 77% der Ärzte in der RA narRAtive-Erhebung an, dass Patienten weniger adhärent sind, wenn sie nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen worden sind. Für die Optimierung der Arzt-Patienten-Kommunikation ist es wichtig, dass Begriffe aus der Medizin besser verstanden werden und die Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet.
Nur ein knappes Viertel (24%) der Patienten bezeichnet den eigenen Gesundheitszustand als gut oder hervorragend. Fast die Hälfte der Patienten (49%) kann bestimmten Aktivitäten nicht mehr nachgehen und 30% haben aufgrund ihrer Erkrankung den Arbeitsplatz gewechselt oder mit dem Job aufgehört. Dennoch geben acht von zehn (81%) Patienten an, mit ihrer Medikation zufrieden zu sein, obwohl vier von zehn (41%) der medikamentös behandelten Patienten die Arzneimittel nicht gemäß der ärztlichen Verordnung einnehmen. Daher würden viele Patienten gern etwas an ihrer Medikation ändern: 71% wünschen sich eine Reduktion der einzunehmenden Medikamente, die Verfügbarkeit von Monotherapien und Alternativen zur subkutanen Injektion. Dem entspricht die Sicht vieler Ärzte: 57% stellen fest, dass sich ihre Patienten mit mittelschwerer bis schwerer RA oft mit einem „ganz gut“ zufriedengeben, obwohl sie sich mit anderen Behandlungsoptionen möglicherweise besser fühlen würden. Zu viele Patienten würden anhaltende Schmerzen und abnehmende Fähigkeiten, den täglichen Aktivitäten nachzukommen, als Teil ihres Lebens mit RA betrachten, davon ist über die Hälfte der Ärzte (55%) überzeugt.
Die RA narRAtive-Erhebung untersucht die Sicht und Einschätzung von Patienten und Ärzten hinsichtlich der Kommunikation sowie des Managements der RA. Für die Erhebung wurden zwischen September 2014 und Januar 2016 online 3.987 Patienten mit Rheumatoider Arthritis aus 15 Ländern, davon 525 in Deutschland, befragt. 2015 wurde die Studie vervollständigt, indem Ansichten und Meinungen von Ärzten (in Deutschland 150), ebenfalls online, einbezogen wurden.
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