10,6 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr 2020 in Deutschland in Schuhe investiert. Umso erstaunlicher ist, dass der Bundesverband der Deutschen Schuhindustrie und das Deutsche Schuhinstitut davon ausgehen, dass rund 80 Prozent der Bevölkerung Schuhe tragen, die nicht richtig passen. Aber warum? Worauf sollte man neben der richtigen Größe noch achten?
Die Schuhbreite und die Schuhweite - das sind zwei unterschiedliche Begriffe, die zu gern synonym benutzt werden, aber in der Schuhbranche verschiedene Bedeutung haben.
Bei der Schuhbreite geht es tatsächlich darum, wie viel Platz im Schuh links und rechts vom Fuß bleibt.
Dazu gibt es ein Bezeichnungssystem. Von E für einen sehr schmalen Fuß, über G, ein schmaler Fuß, dann F, für eine normale Fußbreite und H für durchschnittliche und etwas stärkere Füße, bis hin zu der Bezeichnung für extrabreite Schuhe (Weite K). Darüber hinaus gibt es noch M für sehr kräftige Füße und die dazu passenden Schuhe.
Bei der Schuhweite ermittelt man die breiteste Stelle am Fuß, bei den Fußballen und berücksichtigt aber auch die Risthöhe. Gerade dieser Wert ist für Menschen mit einem hohem Rist entscheidend. Sie erhalten sonst zwar breite Schuhe, in die sie aber nicht hineinschlüpfen können, da der Fußrist zu hoch ist.
Füße werden im Laufe des Tages dicker. Daher ist es wichtig am späten Nachmittag oder am Abend die Schuhweite zu messen. Außerdem wichtig: Man sollte immer den nackten Fuß, ohne Socken, vermessen. - Man legt ein Maßband am Ballen des großen Zehs an. Dann führt man es bis zum Ballen des kleinen Zehs und um den gesamten Fuß herum. - Das Maßband dabei nicht zu straff ziehen. - Den ermittelten Wert kann man dann in einer Schuhweitentabelle einordnen und erhält so die passende Schuhweite.
Am einfachsten ist es, wenn man sich für die Prozedur einen Helfer organisiert. Dann wird der Fuß durch die Messarbeiten auch nicht falsch belastet und das Ergebnis so eventuell verfälscht.
Neue Schuhe, die genau vermessen wurden, sitzen in der Regel gut. Hat man sich etwa für Sportschuhe entschieden, bleiben diese aufgrund des Materials meist formstabil. Allerdings sind sie mit Polstern im Inneren ausgestattet. Diese können im Laufe der Zeit etwas nachgeben.
Lederschuhe geben aufgrund des natürlichen Materials im Tagesverlauf etwas nach. Das Leder reagiert auf die Wärme der Füße und auch auf die Feuchtigkeit, die abgegeben wird.
Trägt man zu enge Schuhe und die Füße dehnen sich mit der Zeit aus, drückt der Schuh nicht nur unangenehm, sondern es kann auch zu Reibestellen und Blasenbildung kommen. Im schlimmsten Fall wird sogar die Durchblutung der Füße gestört.
Ist der Schuh zu weit, haben die Füße keinen Halt. Man rutscht hin und her und selbst bei der passenden Größe kann der Schuh entweder am Rist drücken oder zu viel Spielraum haben und man rutscht aus dem Schuh heraus.
Generell sollte man die Finger von Schuhen lassen, die laut dem Verkäufer “sich noch einlaufen”. In der Realität bedeutet das nur, dass sich das Schuhmaterial, die Nähte und der Fuß, solange gegenseitig bearbeiten, bis einer nachgibt. Ist es das Material: gut. Ist es der Fuß: schmerzhaft und im schlimmsten Fall ein langfristiges Problem.
Dennoch gibt es für Lederschuhe einige Tipps aus Großmutters´ Zeiten. Allerdings sind diese Tricks mit Vorsicht anzuwenden und auch auf eigene Gefahr. - Warme Luft eines Föhns kann Leder geschmeidiger machen. - Feuchtes Zeitungspapier in den Schuh gestopft, soll beim Weiten helfen. Vorsicht: Hierbei kann auch die gesamte Passform des Schuhs leiden. - Im Zweifelsfall den Schuster fragen. Er hat spezielle Schuhspanner, mit denen er kontrolliert Schuhe weiten kann. - Es gibt Weitungssprays, die bei zu engen Lederschuhen helfen sollen.
Täglich High Heels tragen, Schuhe nach der Optik, nie nach der Passform wählen - diese Entscheidungen können die Füße langfristig krank machen. Dazwischen einfach mal barfuß laufen, hilft den Füßen sich zu regenerieren. Man sollte aber im Alltag darauf achten, gut sitzende Schuhe zu tragen, schließlich tragen die Füße den Menschen durchs Leben.