Nun ist die Corona-App zu haben und jeder kann sie sich aufs Handy herunterladen. Jede/r? Nun so einfach ist das wieder nicht. Da braucht es schon Handy mit höherem iOS oder höherem Android. Die netten alten Handys, vor allem die für Senioren sind schon mal gar nicht zu gebrauchen. Pech gehabt. Wer nun die App haben will greift in den Geldbeutel und kauft sich so ein neues Superding. Die Hersteller und sicherlich auch diverse Anbieter werden sich freuen – steigt doch damit der Umsatz, der durch den Corona Lockdown erheblich geschrumpft ist.
Wer sich mit Sprache auskennt, sieht sofort, dass ein einfaches k – kappa sagen die Linguisten dazu – nicht nur rechtschreiblich einen Unterschied ausmacht, sondern auch in der Bedeutung. To trace heißt rückverfolgen, zeitversetzt, wobei, so hießt es, die Identität nicht festgestellt werden kann. To track bedeutet ebenfalls rückverfolgen, aber in Echtzeit. Hier kann der „Sender“ der Daten identifiziert werden. Im Fall der Corona App soll eine Tracing App verwendet werden, eine zeitversetzte Rückverfolgung also, ohne Rückschlüsse auf den Inhaber des Handys oder eventueller Fortbewegungen.
Allerdings werden mit Trackings und Tracings unheimlich viele Prozesse gesteuert, man denke nur mal an die Paketverfolgung, die Sie am hauseigenen PC aufrufen können.
Die App soll helfen, das Virus unter Kontrolle zu halten, bis ein Impfstoff verfügbar ist. Sollte eine zweite Coronawelle auftreten, wären, so die Befürworter der App, Infizierte wesentlich schneller zu identifizieren und zu isolieren bzw. Zu behandle.
Die Meinungen zur Corona App gehen auseinander. Christian Drosten von der Charité, allen wohlbekannt, hält sie für sinnvoll. Alexander Kekulé vom RKI (Robert Koch Institut) sieht sie kritisch, vor allem weil für eine erfolgreiche Eindämmung der Pandemie mindestens 70% der Bevölkerung die App nutzen müssten, aber nur ca. 70% der Deutschen ein Handy besitzen, welches obendrein nicht in jedem Fall App-fähig ist.
Zu den unterschiedlichen Meinungen gesellen sich auch andere Probleme: Die Genauigkeit der Daten sei oftmals relativ schlecht, so Informatik-Professor Stefan Brunthaler von der Bundeswehr-Universität München. So kann es passieren, dass die App „überreagiert“, also wesentlich mehr Infizierte meldet, als tatsächlich vorhanden. Und wenn die Nutzer dann merken, dass das ein Falschalarm war, werden sie sich beim nächsten oder übernächsten Alarmsignal nicht mehr rühren. Es kann aber auch sein, dass die App viel zu selten/wenig meldet. Das wäre eine sehr schlechte Ausgangsbasis für ihre Weiterverwendung bzw. die erhoffte Eindämmung der Pandemie.
Ein Allheilmittel zur Eindämmung der Pandemie ist sie in jedem Fall nicht, im Gegenteil, sie kann möglicherwiese zu weiteren Problemen, im medizinischen, gesellschaftlichen und sozialen Bereich führen. Vergessen sollten wird auch nicht, dass eine deutsche App im Ausland nicht funktioniert. Was macht frau/man, wenn sie ein paar Tage Urlaub im Ausland verbringen möchten??
Und wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Daten, die beim Tracing gespeichert werden, werden, so heißt es, nach 21 Tagen wieder gelöscht. Zudem sollen die Informationen – in der besonders datensparsamen Variante - nur auf den jeweiligen Geräten und nicht auf zentralen Servern abgelegt werden. Allerdings besteht hier nach wie vor Unklarheit.
Die App-Nutzung soll freiwillig bleiben und wir hoffen alle, dass das auch so bleibt. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine Zurückverfolgung auf die Identitäten der Geräte-Nutzer ausgeschlossen ist.
Ob sich die exorbitanten Entwicklungskosten von 20 Millionen Euro plus die zusätzlich 2,5 bis 3,4 Millionen Euro monatlich für den Betrieb auszugebenden Kosten sich auch wirklich rechnend, das wird die Zeit zeigen. Gelobt wurde App in den letzten Tagen jedenfalls mehr als genug. Jetzt müssen die Zahlen folgen!
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