Bluttests sind nach wie vor weitaus zuverlässiger für die Diagnose von Diabetes als die Werte von Diabetes-Apps, die in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Wie eine Studie der Universität Oxford zeigt, führen Apps zur Überwachung des Blutzuckerspiegels dazu, dass immer mehr Menschen fälschlicherweise glauben, an Diabetes erkrankt zu sein. Die angebotene Software wird sehr oft kombiniert mit Hightech-Gadgets geliefert. Mit Hilfe eines Pflasters, das auf den Arm geklebt wird, kann der Blutzuckerspiegel kontinuierlich überwacht werden. Auf dem Smartphone erscheinen sofort alle gewonnenen Informationen in Echtzeit. Auf diese Weise wird auch sofort sichtbar, welche Auswirkungen die verschiedenen Lebensmittel auf den Körper haben. Und hier beginnt das Problem: Denn viele Firmen, die solche Apps anbieten, wollen vor allem eines: ihre personalisierten Diätpläne an Patient:innen bringen.
Nutzer dieser Apps interpretieren jedoch die übertragenen Daten häufig falsch. Aus diesem Grund hat die Forschungsleiterin der Oxford-Studie, Nicola Guess, vor einem anschwellenden Zustrom an Patienten gewarnt. Nicht wenige davon sind felsenfest davon überzeugt, entweder bereits an Diabetes oder aber zumindest mit Prädiabetes an den Frühstadien dieser Erkrankung zu leiden. Hauptgrund dafür ist laut den englischen Forschern, dass die User die komplexen von den Gadgets zur Verfügung gestellten Infos oft falsch interpretieren. Abgebildete Blutzuckerspitzen versetzen die App-User unnötig in Sorge. Tatsächlich sind ihre Werte aber ganz normal. Der Vorwurf der Forscher: “Die Anbieter würden zu wenig erklären, was die Zuckerwerte bedeuten, was bei den Menschen unnötig Angst schüre. Es sei normal, dass der Blutzucker nach Mahlzeiten einen vorübergehenden Spitzenwert erreiche. Bei gesunden Menschen setzte der Körper das Hormon Insulin frei, das den Zucker in der Nahrung in Energie umwandle und damit die Zuckerwerte wieder in den normalen Bereich sinken lasse. Allein rund 4,9 Mio. Briten leiden jedoch an Diabetes. Bei den meisten handelt es sich um Typ-2-Diabetes.”
Bereits seit gut fünf Jahren werden in Großbritannien Diabetes-Betroffenen von behördlicher Seite Monitore zur Überwachung des Blutzuckers angeboten. Das Gerät, das nicht größer ist als eine Zwei-Pfund-Münze, schickt regelmäßig Updates an das Handy. Dabei wird die Überwachung jedoch von einem Arzt durchgeführt. Will dieser herausfinden, ob der Patient tatsächlich erkrankt ist, wird er normalerweise ein HbA1C Bluttest oder einen weiteren Test auf nüchternen Magen veranlassen.
Beides, so auch Nicola Guess, seien zuverlässige und erprobte Verfahren. Auch Ernährungsberater halten es für unverantwortlich, dass Patient:innen nach der Überwachung des Blutzuckers ohne weitere Abklärungen einfach ein Diätplan zur Verfügung gestellt wird.
Die Anbieter von Diabetes-Apps sehen das natürlich anders. Der mündige Patient sollte jedoch in der Lage sein, den Unterschied zu erkennen.