Früher war die MRT bzw. Magnetresonanztomographie auch als Kernspintomographie (KST) bekannt. Die Bezeichnung rührt daher, dass die Atomkerne des menschlichen Körpers durch Radiowellen und ein starkes Magnetfeld angeregt werden, um die gewünschten Bilder zu generieren.
Tatsächlich liegt einer der Vorteile des MRT-Verfahrens darin, dass radioaktive Strahlung nicht zur Anwendung kommt. Dies unterscheidet die MRT von anderen bildgebenden Verfahren wie der Röntgenstrahlung oder Computertomographie (CT). Im englischen Sprachraum ist hingegen der Begriff Nuclear Magnetic Resonance (NMR) weiterhin geläufig. In allen drei Fällen ist vom gleichen bildgebenden Verfahren die Rede.
Der Radiologe und Nuklearmediziner, Dr. med. Sebastian Lins, erläutert anhand der Erfahrung in seinen MRT-Praxen in München, Nürnberg und Stuttgart, dass 70 bis 80 Prozent seiner Patienten aufgrund orthopädischer und neurologischer Probleme in seine Praxis kommen. Der Facharzt nennt Beispiele für orthopädische und neurologische Krankheiten und Unfallfolgen, bei denen sich eine MRT-Untersuchung empfehlen kann:
Für ihn ist eine MRT-Untersuchung die „effektivste Methode, um Sehnen, Bänder, Menisken und Knorpel sowie Wirbelsäule und Kopf abzubilden“. Der MRT Experte erläutert: „Eine MRT ermöglicht Schicht für Schicht die sehr genaue strukturelle Darstellung anatomischer Verhältnisse und eignet sich dabei hervorragend zur Darstellung von Weichteilen.
Eine präzise bildgebende Diagnostik ist entscheidend für die weitere Therapieplanung, da sie dem zuweisenden Orthopäden beispielsweise Aufschluss darüber gibt, ob eine Arthroskopie bzw. Gelenkspiegelung erforderlich ist oder eine weitere konservative Behandlung ohne Operation ausreicht.“
Einer der Gründe dafür, dass eine MRT gerade bei orthopädischen und neurologischen Krankheiten und Unfallfolgen oft das beste Mittel der Wahl ist, liegt darin, dass das MRT Gerät die Weichteile hochaufgelöst und in beliebigen Schnitten abbilden kann. Unpässlichkeiten an den Weichteilen wie Knorpel, Menisken und Bandscheiben sind es schließlich, die in vielen Fällen Beschwerden im Bewegungs- und Stützapparat verursachen. Auf die Vorteile der MRT werden wir später ausführlicher eingehen.
Das Magnetfeld, das während der MRT-Behandlung von den sich in der Röhrenwand befindlichen elektrischen Spulen erzeugt wird, hat die Funktion, die Wasserstoff-Atome im Körperinneren wie Kohlenstoff, Wasserstoff und Phosphor einheitlich auszurichten. Dies betrifft vor allem die Wasserstoffatome, die sich im Körper wie winzige Magneten verhalten und sich ähnlich wie Kompassnadeln am Magnetfeld orientieren. In diesem Zustand sorgt ein gesendeter Hochfrequenzimpuls dafür, dass diese Ordnung abrupt gestört und die Teilchen aus ihrer Position gebracht werden. Nach Beendigung dieses Impulses richten sich die Teilchen wieder neu in Feldrichtung aus.
Bei diesem Vorgang sprechen Radiologen von der Relaxation. Die Vorgehensweise dient der Erstellung des Schnittbildes, weil der Computer im MRT-Gerät die dabei abgegebene Wärmeenergie der Atome erfassen und in Bilder übersetzen kann. Dies wird dadurch erreicht, dass sich die verschiedenen Gewebearten in mehreren Merkmalen wie Wärmeleitfähigkeit und Wasserstoffatomdichte voneinander unterscheiden. So stellt sich in der sogenannten T1 Wichtung Fettgewebe im Bild durch seinen schnellen Wärmetransfer als hell und Gewebe mit langsamer Wärmeleitfähigkeit wie Liquor bzw. Rückenmarksflüssigkeit als dunkel und in der T2 Wichtung hell dar, während Muskeln eine hohe und Knochen eine niedrige Dichte an Wasserstoffatomen aufweisen und entsprechend unterschiedlich das Bildsignal beeinflussen.
Im Ergebnis entstehen Bilder mit einer hohen Auflösung und feinen Kontrastierung. Die magnetische Feldstärke wird in Tesla (T) gemessen. Bei medizinischen MRT-Geräten sind Stärken zwischen 1,5 und 3 T üblich. Die Bilder können mit T1 (Weichteil-Anatomie und Fettanteile), T2 und Protonen Wichtungen (Flüssigkeiten und andere Anomalien) sowie zusätzliche Fettsättigung gemessen werden. Bei diesen Gewichtungen handelt es sich um unterschiedliche Aufnahmetechniken.
Für viele Patienten stellt die Einführung der MRT einen erheblichen Mehrwert dar. Dies liegt zunächst an den detailgetreuen Aufnahmen des Körperinneren. Die MRT-Aufnahmebilder sind bei der Darstellung von Weichteilen durch die bessere Auflösung und Differenzierung der einzelnen Gewebearten der Darstellungsqualität von Röntgenstrahlen sowie der CT überlegen. Eine MRT-Untersuchung genügt, um dem Arzt Informationen zur Anatomie, Beschaffenheit und Krankheiten von Organen und dem Gewebe zu vermitteln. Außerdem gibt es einen starken Kontrast zwischen gesundem und krankem Gewebe.
Für die orthopädische Behandlung können Ärzte mit der MRT unter anderem Auffälligkeiten an Bandscheiben, Sehnen, Muskeln, Organen, Bändern und Gelenken feststellen, was ihnen eine präzise Diagnostik als Grundlage für die weitere Behandlung erlaubt. Beispiele für die Möglichkeiten dieses Verfahrens sind die Fähigkeit zur Visualisierung von inneren Strukturen und die Erkennung von Frakturen, Luxationen, Bänder- und Meniskusrissen, Degenerationen, Entzündungen und Tumoren. Durch die Schnittbildtechnik lässt sich das Körperinnere in einer beliebigen Ebene und Schnittrichtung darstellen.
Im Gegensatz zu Röntgen- und CT-Untersuchungen werden Patienten keiner ionisierenden Strahlung ausgesetzt. Unbedenklich sind sowohl die Radiowellen als auch das induzierte Magnetfeld. Insgesamt kann die MRT von Ärzten vielfältig eingesetzt werden. Dadurch werden zahlreiche mögliche Krankheitsbilder abgedeckt und die Untersuchungen erstrecken sich auf unterschiedliche Regionen des Rumpf, Kopf und der Extremitäten.
Es ist wichtig, dass Patienten während der Untersuchung keine Metallteile wie Piercings, Schmuck, Schlüssel, Gürtel, Hörgeräte und Zahnersatz tragen, weil diese mit dem induzierten Magnetfeld während der Bilderstellung reagieren. Deshalb werden sie vor der Untersuchung gebeten, sämtliche Metallteile abzulegen. Ist dies nicht möglich, zum Beispiel, weil Patienten auf einen Herzschrittmacher, Gelenkprothesen, einen Cavaschirm, eine metallische Herzklappe oder Insulinpumpe angewiesen sind, darf eine MRT-Untersuchung nur nach Absprache durchgeführt werden.
Weiterhin kann es zu Hautverbrennungen kommen, wenn Patienten frische Tattoos mit ferromagnetischen Farben tragen, weshalb sie in diesem Fall noch ein paar Wochen warten sollten, damit die MRT-Untersuchung für sie unbedenklich wird. Kennen Patienten die richtige Vorgehensweise bei der MRT-Untersuchung, tragen sie zu schnellen und reibungslosen Abläufen bei der MRT-Behandlung bei.
Erhält der Orthopäde oder Neurologe bereits vor dem Besuch eine MRT-Auswertung, kann er das Krankheitsbild schon im Vorfeld akkurat bestimmen und den Behandlungsplan auf den Befund auszurichten. Durch die Ursachenabklärung und die Bestimmung des Schweregrads der Krankheit bzw. Verletzung kann der Orthopäde, Neurologe oder Neurochirurg die Entscheidung treffen, ob eine chirurgische Behandlung notwendig ist oder eine konservative Therapie ausreicht.
In jedem Fall beschleunigt die Vorlage eines MRT-Befundes vor dem Besuch beim Orthopäden oder Neurologen die Diagnose ebenso wie die Behandlung, denn Orthopäden und Neurologen sind auf exakte Informationen angewiesen, um eine geeignete Therapie zu empfehlen. Da Termine beim Radiologen derzeit eine Wartezeit in Wochen veranschlagen, ist dieser Zeitvorteil nicht irrelevant und kann den Leidensdruck erheblich lindern.
Im Ergebnis ist der erhebliche Zeitvorteil einer vorzeitigen MRT-Behandlung vor dem Ersttermin beim Orthopäden vor allem wertzuschätzen, wenn die Erkrankung des Bewegungs-und Stützapparats derart massiv ist, dass eine akute Verschlechterung droht und die Gefahr einer Chronifizierung im Raum steht. Somit bedeutet eine schnellere Behandlung weniger Leid und weniger Risiken.
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