Die Römer brachten die rote Bete vor ca. 2000 Jahren aus dem Mittelmeerraum, möglicherweise Nordafrika, nach Europa. Da ihre Kultur sich als unproblematisch herausstellte, verbreitete sie sich rasch, zunächst als Gemüse, später auch als Heilpflanze.
Der Name rote Beete, bzw. Rote Bete nach der Rechtschreibreform, kommt aus der lateinischen Sprache. Als beta (Rübe) wurde das Gemüse bekannt und kultiviert. In der deutschsprachigen Welt wird auch der Name Rande (Schweiz), oder Rahne, Rauna, Rana, Rone, (Österreich, Bayern) verwendet. Übrigens: die rote Farbe ist das Ergebnis von Veredelungen im 19 und 20 Jahrhundert.
Mit ihrem ausgesprochen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Folsäure und Eisen gehört die rote Bete zu jenen Gemüsesesorten, die seit den 1990-er Jahren als** Superfood** bezeichnet werden. Obendrein enthält sie Betanin, welches nicht nur für den roten Farbstoff zuständig ist, sondern auch entzündungshemmende und immunstimulierende Eigenschaften aufweist. Im Laufe der Zeit wurden der roten Bete dank dieser Inhaltsstoffe eine ganze Reihe klinischer Wirkungen zugeschrieben, die bislang leider nicht belegt wurden. Erst in letzter Zeit widmen sich Forscher diesen Inhaltsstoffen und suchen gleichzeitig nach weiteren potentiellen Wirkstoffen dieser Knolle.
Im Rahmen von Untersuchungen am Institut für Pharmakologie der MedUni Wien1 wurden in der roten Bete nun neuartige Peptide (kleine Eiweißmoleküle) entdeckt, die möglicherweise als Proteasehemmer wirken. Proteasehemmer sind Substanzen, welche die Aktivität von eiweißspaltenden Enzymen (Proteasen) hemmen. Eines dieser isolierten Peptide ist die Prolyloligopeptidase (POP), auch Prolylendopeptidase (PEP).
Da es eine stabile molekulare Struktur aufweist, ist POP ein viel diskutiertes Wirkstoffziel in der Behandlung von neurodegenerativen und entzündliche Erkrankungen, wie Alzheimer oder Multiple Sklerose (MS). Sowohl bei der Produktion als auch beim Abbau von Peptidhormonen und Neuropeptiden spielt die Prolyloligopeptidase bzw. Prolylendopeptidase eine Rolle. Durch hemmen der POP kann die Konzentration von Neuropeptiden im Gehirn erhöht werden. Dies konnte bereits eindrucksvoll mit einer gesteigerten Gedächtnisleistung an Mäusen belegt werden.
Prolyloligopeptidase (POP) kommt nicht nur in den Rüben selbst vor, sondern konnte auch in kommerziell hergestelltem Rote-Bete-Saft nachgewiesen werden. Was wäre also naheliegender, als das gesunde Gemüse und seinen Saft in großen Mengen zu verzehren, um wenigstens Alzheimer zu verhindern? Allerdings ist noch unbekannt, ob es über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden kann. Also warten wir alle gespannt auf neuere Erkenntnisse.
Zum Schluss: wenn Sie beim nächsten Einkauf einen Zusatzstoff E162 auf einer Verpackung entdecken, freuen Sie sich – es ist der rote Farbstoff aus der Roten Bete und er nennt sich Betanin, umgangssprachlich Beetenrot und wirkt entzündungshemmend.
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.000 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit 5.500 MitarbeiterInnen, 26 Universitätskliniken und zwei klinischen Instituten, 12 medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie auch zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich. ↩