Ein Body-Mass-Index (BMI) im Normalbereich, gesunde Ernährung sowie regelmäßige körperliche Aktivität sind die wichtigsten Stützen zur Vorbeugung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Wenn auch ein zu hoher BMI nicht zwingend Einfluss auf das als risikoreich geltende LDL-Cholesterin hat, so führt Übergewicht aber bereits bei Kindern zu Bluthochdruck und einem Anstieg der allgemeinen Blutfettwerte. Ernährungswissenschaftler raten daher dringend dazu, das Thema Ernährung in den Schulunterricht aufzunehmen und das Essensangebot in Schulkantinen gesünder zu gestalten. „Schon relativ einfache Maßnahmen zeigen eine große Wirkung“, kommentierte Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Ein hoher Anteil an Obst, Gemüse, Fisch, Nüssen und ungesättigten Fettsäuren wird als gesundheitsfördernd anerkannt, senkt den BMI und wirkt sich positiv auf Menschen aus, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden. Diese sogenannte „Mittelmeerdiät“ verzichtet größtenteils auf fleischliche Kost und nähert sich damit der vegetarischen Ernährungsweise an, die nachgewiesenermaßen ebenfalls zu einem deutlich verringerten Herzrisiko führt. Das oft propagierte kleine Gläschen Wein am Abend hat aber offenbar leider doch keine herz- und gefäßschützende Funktion, wie eine Studie aus Israel und den USA belegt.
Moderate körperliche Aktivität bis ins hohe Alter gilt nach wie vor als guter Schutz vor Herzerkrankungen. So konnte die finnische Professorin Riita Antikainen (Universität Oulu) von einer Senkung der Herz-Kreislaufsterblichkeit um mehr als 50% bei Menschen über 65 Jahren berichten, wenn sie sich regelmäßig körperlich bewegen. „Es muss nicht immer Joggen sein, auch mehr alltägliche körperliche Betätigungen sind sinnvoll. Natürlich sollte das Ausmaß der Aktivitäten dem individuellen Gesundheitszustand angepasst sein“, so Prof. Fleck. Eine große Hilfe, das individuell richtige Maß und die passende Intensität an körperlicher Aktivität zu finden, ist der neue Aktivitätsmesser „Personal Activity Intelligence“ (PAI). Dieser ignoriert die Zahl der gemachten Schritte, basiert stattdessen auf Alter, Geschlecht, Ruhepuls und Maximalpuls des Armband-Nutzers. Dadurch misst der PAI immer zuverlässig das eigene Anstrengungslevel.
Vorhofflimmern - rund 1% der Bevölkerung leidet daran. Für Ärzte bisher ein schwieriges Thema, da Vorhofflimmern mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden, wie Ruhe- oder Langzeit-EKG, oft nur schwer nachzuweisen ist. Daher wird die Erkrankung häufig gar nicht oder erst sehr spät diagnostiziert, obwohl sie das Risiko eines Schlaganfalls oder eines Hirninfarktes stark erhöht. Der gezielte Einsatz eines mobilen EKG-Rekorders (Tele-EKG) hilft dem Arzt, Vorhofflimmern früher zu diagnostizieren und damit auch früher zu therapieren. Während eines Anfalls können Patienten das Tele-EKG einfach auf ihren Brustkorb legen, dieses zeichnet dann selbstständig ein EKG auf.
Geradezu revolutionär erscheint der Prototyp einer neuartigen Herzschrittmacher-Technologie, der mittels einer miniaturisierten Turbine - ähnlich eines Wasserkraftwerkes - Energie aus dem Blutstrom gewinnt und somit auf Batterien verzichten kann. Dies erspart dem Patienten wiederholte chirurgische Eingriffe. Bislang wurde der Prototyp nur im Versuchsaufbau getestet, bleibt abzuwarten, wann der erste Patient diesen batterielosen Herzschrittmacher implantiert bekommen wird.
Ein innovative Methode gibt es ebenfalls bei der Behandlung von Mitralklappeninsuffizienzen: Bei einigen Klappenpatienten geht diese Herzerkrankung auf eine Erweiterung der linken Herzkammer und eine Ausweitung des Klappenapparates aufgrund einer Herzmuskelerkrankung zurück. Bisher konnte ihnen nur durch das Anlegen einer Ringprothese während einer Operation am Offenen Herzen geholfen werden. Das neuartige Cardioband-System kann nun mittels Teleskopkatheter über einen venösen Zugang am schlagenden Herzen angelegt werden. Bisher wurden weltweit bereits rund 100 Cardioband-Implantationen durchgeführt.
Zwischen 100.000 und 150.000 Menschen sterben in Deutschland pro Jahr an einem plötzlichen Herztod. Besonders gefährdet sind Menschen mit vorangegangenem Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, ein überlebter plötzlicher Herztod, genetische Faktoren sowie Herzrhythmusstörungen. Zeigten diese Hochrisiko-Patienten dazu noch eine Blutauswurfleistung der linken Herzkammer (LVEF) von unter 35%, so wurde ihnen bisher prophylaktisch ein Defibrillator (ICD) implantiert, der das Herz im Bedarfsfall mittels Stromstoß wieder in einen gesunden Sinus-Rhythmus bringen konnte. Optimiert man allerdings bei diesen Hochrisiko-Patienten mit einer LVEF unter 35% die Herzmedikation, so erholt sich bei ca. 1/3 der Patienten die LVEF auf über 35% nach spätestens 3 Monaten. Daher galt es bisher bei Patienten mit wahrscheinlich reversiblen LVEF-Werten mit der ICD-Implantation abzuwarten, wodurch diese Patienten dem Risiko eines plötzlichen Herztodes ungeschützt ausgesetzt waren.
Die „Defi-Weste“ (waerable cardioverter/defibrillator, WCD) kann nunmehr Abhilfe schaffen. Die am Körper tragbare Weste schützt den Patienten während der Therapieoptimierung vor einem plötzlichen Herztod. Das kommt auch Menschen zu Gute, die nur vorübergehend ein hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod haben oder solchen, die aus medizinischen Gründen nicht operationsfähig sind.
Fazit vom diesjährigen ESC-Kongress: Bahnbrechende Neuerungen waren in diesem Jahr leider nicht zu erfahren.