Das Übel ist zwar leicht erklärt, aber gar nicht so einfach zu behandeln. Durch einen unzureichenden Verschluss des oberen Magenschließmuskels und/oder durch Druck auf den Bauchraum kommt es zu unkontrolliertem, vermehrtem Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre, manchmal auch in den Mund-Rachen-Raum. Die schädigende Wirkung der Säure und der im Magensaft ebenfalls enthaltenen Verdauungsenzyme auf die Schleimhäute wird als unangenehmes Brennen wahrgenommen.
Vor allem im Alter wird der obere Schließmuskel des Magens schwächer, was häufiger zu Refluxbeschwerden führt. Aber auch bestimmte Nahrungsmittel und Getränke sowie übergroße deftige Mahlzeiten das Entstehen führen zu Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Süßigkeiten, Kuchen und Gebäck, aber auch Obstsäfte und manche alkoholischen Getränke, wie Weine mit hohem Säuregehalt, fördern das Übel. Doch möchte man dauerhaft auf all das verzichten?
Besonders bei leichten Beschwerden werden häufig altbekannte Hausmittel eingesetzt, wie z. B. Weißbrot, Zwieback, Bananen, Kartoffeln oder Kartoffelsaft. Sie sollen überschüssige Magensäure binden. Ein weiterer, oft gehörter Tipp: Milch trinken. Doch das ist eher ungünstig, da Milch die Produktion von Magensäure ankurbelt. Um die Magensäure zu verdünnen und so den pH-Wert zu erhöhen, sind Wasser oder Kamillentee dann schon besser geeignet. Manche schwören auf das Kauen von Kaugummi: Die vermehrte Produktion basischen Speichels soll die Magensäure verdünnen und abpuffern. Meist reichen Hausmittel aber gar nicht aus, um die Beschwerden zu beseitigen. Und es ist notwendig zu Präparaten aus der Apotheke zu greifen, die entweder die Produktion der Magensäure vermindern oder überschüssige Magensäure abpuffern. Letztere werden als Antazida bezeichnet.
Soweit so bekannt. Was nun der Feigenkaktus mit dem Übel der aufsteigenden Magensäure zu tun hat, erklärt sind in dieser, vom Menschen gezüchteten Kakteenart, durch deren große, flache Sprossen, den sogenannten Kladodien1, welche an überdimensionale, verdickte Blätter erinnern. Man geht heute davon aus, dass die Kakteenfrüchte in Mittelamerika bereits vor bereits 12000 Jahren als Lebensmittel genutzt wurden. Vor etwa 8000 Jahren wurde die Pflanze dann gezielt angebaut und auf größere Früchte und Dornenlosigkeit hin gezüchtet. Aufgrund der langen Trockenperioden in den Hochebenen Mexikos, war die Pflanze die ideale Zwischenfrucht, die Nahrung lieferte, wenn andere Feldfrüchte nicht gediehen. Vermutlich aus der Not heraus gingen die Menschen dazu über, nicht nur die Kaktusfeigen, sondern auch die jungen, zarten Sprossen zu essen. Diese sind auch heute noch ein wichtiger Bestandteil der mexikanischen Küche und haben einen ähnlich hohen Stellenwert wie Mais und Bohnen…
Neben der Verwendung als Nahrungsmittel kommt dem Feigenkaktus in Mexiko auch eine wichtige Bedeutung als traditionelle Heilpflanze zu. Die Blüten gelten als blasenstärkend und die Libido steigernd, der Saft der Früchte wird in einer Rezeptur mit Honig und Eigelb gegen Brandwunden eingesetzt, und die Sprossstücke dienen als blutzuckersenkendes Mittel bei Diabetes… Die Seefahrern entdeckten die Kladodien des Feigenkaktus als wichtigen Proviant für lange Reisen, da sie viel Vitamin C enthalten und gut lagerfähig sind…”. Aber erst jetzt entdeckte man (ganz offiziell) ihren Schleim als wirksames Mittel gegen Refluxbeschwerden.
Ein mineralischer Säurepuffer, bestehend aus einer Kombination aus einem speziellen Feigenkaktusextrakt mit einem besonders hohen Gehalt an schleimbildenden Polysacchariden, sowie Calcium- und Magnesiumcarbonat (Markenname Refluthin®) ist als Medizinprodukt seit kurzem in den Apotheken verfügbar. Laut der traditionsreichen Herstellerfirma Willmar Schwabe kommt es „zur schnellen und anhaltenden Linderung von Sodbrennen und säurebedingten Magenbeschwerden“ zum Einsatz. Die Kautablette lindert dank ihrer neutralisierenden Eigenschaften säurebedingte Magenbeschwerden, da u.a. der Schleim des Feigenkaktus die angegriffene Schleimhaut von Speiseröhre und Magen schützt. Das Antazidum enthält keine Konservierungsmittel oder künstliche Farbstoffe, ist glutenfrei, lactosefrei und enthält vor allem auch kein Aluminium. Angeboten werden zwei Geschmacksrichtungen: Minze oder Frucht.
Als Kladodien bezeichnet man die scheinbaren Blätter des Feigenkaktus, die eigentlich abgeflachte, wasserspeichernde Triebe sind. ↩