Bereits bei seinem Namen beginnt das Außergewöhnliche: “Ginkgo” stammt von dem chinesischen Wort “Ginkyo” ab, das übersetzt “silberne Aprikose” (von gin, Silber und kyo, Aprikose) bedeutet. Dieser Begriff, so vermutet man, leitet sich von der Latinisierung des chinesischen Ideogramms yin-hsing ab. Genaugenommen müsste der Baum also “Ginkyo” heißen. Doch unterlief dem Arzt und Forschungsreisende Engelbert Kaempfer ganz offensichtlich bei der Übersetzung des Namens ein Fehler. Kaempfer war der erste Europäer, der den Baum genau beschrieb und damit im Jahr 1712 der westlichen Wissenschaft bekannt machte.
In seiner Heimat Asien gilt der Ginkgo den Menschen als heiliger Baum und als Symbol für Hoffnung, langes Leben, Fruchtbarkeit, Lebenskraft und Unbesiegbarkeit. Seit Jahrtausenden wird der Ginkgo-Baum deshalb in China und Japan in Tempelgärten gepflanzt oder in der Nähe von Weihestätten und Schlössern.
Der “Weltenbaum” Ginkgo hat eine enorme Widerstandsfähigkeit. Diese ließ ihn nicht nur Hunderte Millionen von Jahren überleben. Er trotzt auch Bakterien- und Pilzbefall, radioaktiver Strahlung, Feuerstürmen ebenso wie Smog und Streusalz in Städten. Berühmtheit in diesem Zusammenhang erlangte der “Atombomben-Ginkgo” von Hiroshima. Er stand in einem Tempelbereich nahe dem Zentrum der Explosion und verbrannte vollständig. Doch bereits im Jahr darauf brachte er wieder neue Triebe hervor.
In Europa wurden die ersten Ginkgos Mitte des 18. Jahrhunderts in den Botanischen Gärten von Utrecht (1730) und Leiden (1754) angepflanzt. Von hier aus traten sie ihren Siegeszug durch ganz Europa und die Neue Welt an.
Einen wahren Siegeszug erlebt der Ginkgo aber seit den 70er Jahren, als man seinen Wert für die Medizin erkannte
Das Pflanzenreich ist in die niederen Pflanzen, wie Algen, Moose, Flechten oder Farne und die Samenpflanzen unterteilt. Bei den Samenpflanzen gibt es zwei große Gruppen: die Nackt- und die Bedecktsamer. Zu den Bedecktsamern gehören die Blütenpflanzen und die Laubbäume; zu den Nacktsamern, unter anderem alle unsere Nadelgehölze. Deren Samen sind nicht in eine reifende Frucht eingeschlossen. Vielmehr tragen die Nacktsamer ihre Samen frei - allerdings geschützt von Schalen oder einem Samenmantel - auf den Samenschuppen, wie man es beispielsweise an Fichtenzapfen sehen kann. Obwohl der Ginkgo wie ein Laubbaum aussieht und auch im Winter seine Blätter verliert, gehört er zu den Nacktsamern. Damit ist er also näher mit den Nadelgehölzen verwandt. Doch auch unter den Nacktsamern verhilft ihm einiges zu einer Sonderstellung. Da sind zum einen seine fächerförmigen, zweigelappten Blätter und deren Gefäßsystem. Dieses Gefäßmuster (gegabelte Aderung) ist einzigartig für den Ginkgo-Baum
Hat der Ginkgo ein Alter von 20 bis 35 Jahren erreicht, bildet er zum ersten Mal Blüten und Samenanlagen aus. Die ährenförmigen Blütenstände auf den männlichen Bäumen enthalten zahlreiche Staubblätter mit je zwei Pollensäcken. Die weiblichen Blüten mit ihren beiden freiliegenden Samenanlagen sind von einem Wulst umgeben und sehen wie winzige, in ihren Bechern sitzende Eicheln aus. Die Bestäubung findet durch den Wind statt. Recht freudlos, der Sex bei Ginkgos - jedoch nicht ohne Überraschungen: Ginkgos haben frei bewegliche Spermazellen
Der Ginkgo ist sowohl in der Naturmedizin (Naturheilkunde, Homöopathie etc) wie in der Schulmedizin als Heilmittel verwendet, allerdings in unterschiedlichen Zubereitungsformen und für unterschiedliche Anwendungsgebiete.
Seit Ende der 50er Jahre weiß man, dass insbesondere in den Ginkgo-Blättern Stoffe enthalten sind, die medizinisch äußerst wertvoll sind und die (zumindest einige davon) in keiner anderen Pflanze vorkommen. Die Substanzen, die nur im Ginkgo-Baum (Ginkgo biloba) vorkommen, werden als Ginkgolide und Bilobalide bezeichnet. Ihre künstliche Synthese ist bisher nur zum Teil gelungen.
Inhaltsstoffe in den Ginkgo-Blättern haben eine Reihe von medizinisch interessanten Eigenschaften, u.a.:
Nur Arzneimittel mit besonderer Extraktqualität sind empfehlenswert
Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese medizinisch wertvollen Substanzen in den Blättern nur in geringen Konzentrationen vorkommen, und daneben andere Substanzen, die sogar unerwünscht sind, da sie zum Beispiel Allergien auslösen können. Aus diesem Grund wurden bestimmte Regeln für den Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761® (Tebonin®) aufgestellt.
Der Spezialextrakt aus Ginkgo-Blättern kann nicht nur Nervenzellen vor Schädigungen schützen, sondern sogar die Regeneration bereits geschädigter Zellen fördern. Die positive Wirkung von Ginkgo-biloba-Extrakt auf die geistige Leistungsfähigkeit beruht dabei wohl auf einer Verbesserung des Energiestoffwechsels der Nervenzellen.
Durch Einnahme eines Spezialextrakts aus den Blättern des Fächerblattbaums (Ginkgo biloba) kann es zu einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit kommen. Dieser Effekt beruht offenbar darauf, dass die Inhaltsstoffe im Ginkgo-Extrakt die Mitochondrien der Nervenzellen schützen und ihre Funktion verbessern.