Mit rund 35.000 Neudiagnosen jährlich stellt Epilepsie die häufigste chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems dar. Obwohl Frauen und Männer gleichermaßen betroffen sind, wird das Thema Epilepsie und antiepileptische Medikation in Fachkreisen vorwiegend in Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Kontrazeption diskutiert. Begleiterscheinungen der Erkrankung, speziell beim Mann, wie häufig auftretende Störungen der Sexualfunktion, werden dabei oft vernachlässigt.
Bei epileptischen Anfällen kommt es zu Störungen von Hirnfunktionen, Bewusstseinseinschränkungen, abnormen sensorischen oder psychischen Empfindungen, motorischen Symptomen und Krämpfen. Die Phänomene sind sehr vielfältig. Dabei variiert auch die Zahl der Anfälle von einem einzigen Anfall zeitlebens bis hin zu mehreren 100 Anfällen pro Tag. Die Dauer der jeweiligen Anfälle kann von einem kurzfristigen Zucken im Arm bis hin zu einem minutenlangen Anfall gehen, bei dem die Betroffenen wild um sich schlagen, sich dabei verletzen oder je nach Ausprägung des Anfalls, sogar sterben können. Die Mortalität von Epilepsiepatienten liegt etwa zwei- bis dreimal höher als die der übrigen Bevölkerung.
Verschiedene Formen der Epilepsie werden unterschieden: Eine generalisierte Epilepsie liegt vor, wenn das gesamte Gehirn von anormalen Nervenzellentladungen erfasst wird. Gehen diese Impulsaktivitäten nur von einem bestimmten, lokal begrenzten, Bezirk des Gehirns aus, spricht man von einer fokalen Epilepsie. Breiten sich die Entladungen nach einem primär fokalen Beginn über das gesamte Gehirn aus, so handelt es sich um eine sekundäre Generalisierung.
Epilepsien können die Sexualfunktion beim Mann erheblich beeinflussen. Insbesondere fokale Epilepsien mit Ursprung im Schläfenlappen können zu Störungen der hypophysär-hypothalamischen Funktionsachse führen. Infolge der Einflüsse auf die Funktionsachse können sowohl Produktion als auch Ausschüttung des Sexualhormons Testosteron Neben der Epilepsie an sich mit ihren endokrinen Begleiterscheinungen, können auch psychische Veränderungen (Angst, Depression, Stress) Auslöser sexueller Störungen im Rahmen der Erkrankung sein. Darüber hinaus können sich Antiepileptika, welche über ausgeprägte Enzym-induzierende Effekte in der Leber verfügen, negativ auf das Gleichgewicht der Sexualhormone, speziell auf die Konzentration des freien Testosterons, auswirken. Grund für den Abfall der freien und damit biologisch wirksamen Testosteronkonzentration ist unter anderem eine gesteigerte Bindung des Hormons an ein Bindungsglobulin (SHBG), welches unter dem Einfluss Enzym-induzierender Antiepileptika vermehrt gebildet wird.
Fazit: Bei Männern mit fokaler Epilepsie besteht generell ein erhöhtes Risiko, an sexuellen Funktionsstörungen wie z. B. Erek-tiler Dysfunktion zu erkranken.beeinträchtigt werden. Dies führt dann möglicherweise zu einer Störung der endokrinen Hodenfunktion. Diese manifestiert sich in einer Verminderung der Testosteronausschüttung mit den typischen klinischen Beschwerden wie z. B. erektiler Dysfunktion und Abbau der Muskulatur. Des Weiteren kann die exokrine Hodenfunktion gestört werden, was sich in einer veränderten Samenzell-produktion äußert und zu eingeschränkter Fertilität führen kann.
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